Offener Brief von Doc Welling via Reviersport- und RWE-Forum
Aus gegebenen Anlass hat sich Doc Welling im Reviersport- und RWE-Forum mal zur aktuellen Sponsorenlage, den Dauernörglern und Berufsoptimisten geäußert. Den Originalwortlaut wollen wir auch den Nicht-Foren-Lesern zugänglich machen.
Liebe Forum-Fans, liebe Berufsoptimisten und Dauernörgler,
natürlich lesen wir im Forum ab und zu mit bzw. kriegen zugetragen, wenn
wir mal wieder lesen sollten. Nicht immer macht das Spaß, was vor allem
daran liegt, dass in den Foren viele Personen unterwegs sind, die Ihre
Weltsicht als absolutistisch einzig gangbare Meinung sehen – aber das
ist wohl eine Forumskrankheit, oder?
Nun, um zur aktuellen Diskussion um mehr/weniger Sponsoren mal etwas
faktenbasiertes beizutragen (was ja etwa der User alibaba (ein User im Reviersport-Forum - Anmerkung der Redaktion) so
selbstsicher fordert, selbstsicher aber gleichzeitig selber keine Fakten
sondern nur Mutmaßungen bringt…):
Wir sind im Bereich des Sponsorings auf einem sehr, sehr gutem Weg. Dies
ist auf drei Effekte zurückzuführen, die sich untereinander bedingen:
a) Wir haben es geschafft, wieder Vertrauen zurückzugewinnen bei
Partnern und bei der Wirtschaft insgesamt. Das wird uns immer und immer
wieder gespiegelt.
b) Gerade die Gewinnung neuer Partner ist eine Aufgabe, die sehr großen
Einsatz und damit Personalressourcen erfordert. Wir haben hier nicht nur
an Quantität sondern auch an Qualität zugelegt. Was die Kollegen (wie
übrigens alle Kollegen aktuell) dort leisten ist hervorragend. Wir haben
zudem ein Mailing realisiert, das zwar auch etwas gekostet hat, wodurch
wir aber einen Zusatzumsatz von fast 100.000 € erzielen konnten –
allein aus dem Mailing.
c) Schließlich spielt natürlich auch das Stadion eine unterstützende
Rolle. Die Angebote, die wir machen können, sind entsprechend
hochklassig. Sind eben deutlich besser und entsprechen den Wünschen der
Partner, damit diese eben auch Ihre eigenen Ziele erfüllen können. Das
hilft uns sehr, kostet aber eben auch Zeit und Kraft, das entsprechend
zu gestalten.Daher haben wir unsere Einnahmesituation deutlich
verbessert, haben unsere Partnerzahl nahezu verdoppelt seit der
Vorsaison und verdreifacht seit der Insolvenzsaison.
D.h. hier: Mehr Quantität (Mengeneffekt) und mehr Volumen
(Erlöseffekt). Dieser ist dabei selbstverständlich mit höheren Kosten
verbunden, unter dem Strich verbleibt netto mehr beim Verein. Zugleich
hat sich eben die Abhängigkeit von einigen wenigen Partnern verkleinert
und wurden die Partner deutlich langfristiger gebunden. Dies ermöglicht
eine bessere Planungssicherheit und Planungsgrundlage dann im nächsten
Jahr, zugleich erlaubt uns das, uns für die neue Saison auf weitere
Aufgaben zu konzentrieren.
Vor diesem Hintergrund sind wir – da bin ich sicher – was die Sponsoren
betrifft sowohl was Menge als auch was Sponsorenerlöse angeht sicherlich
Nr. 1 der Liga, wenn man von den Vereinen mit U-Mannschaften
abstrahiert. Da sind wir sicherlich auch vor Viktoria und Fortuna Köln,
Wuppertal und Lotte.
Aber:
Wir sind wirtschaftlich dennoch hinter diesen Vereinen. Denn dort sind
große Geldgeber vorhanden, Einzelpersonen, die eher als Mäzene denn als
Sponsoren (die eine werbliche Gegenleistung wollen) zu gelten haben. Da
reichen wir nicht ran, in diese Abhängigkeit von einzelnen Personen
wollen wir uns aber auch nicht begeben.
Wir reichen auch deshalb aber nicht dran, da wir als Verein mit einer
großen Fanschar, mit einer großen Jugendabteilung und deshalb eben auch
mit zusätzlichen Aufgaben und damit Kosten gesegnet sind. Das ist
ebenfalls unser Fundament. Wir freuen uns quasi über diese Kosten für
die Organisation des Spielbetriebs und die Investitionen in die
Jugendabteilung.
So gehen wir davon aus, dass die Beträge, die wir an einem Spieltag an
Sicherheitskosten oder an Cateringkosten haben so hoch sind, wie bei
fast allen Vereinen der Liga in der gesamten Saison.
Gleiches gilt für die Jugendabteilung: Hier investieren wir gerne, weil
wir hier unserer sozialen Aufgabe gerecht werden und weil wir auch an
diese Ausbildungsaufgabe glauben.
Daher mag es sicherlich so sein, dass wir den höchsten Gesamtetat aller Vereine besitzen.
Dies zu vergleichen ist aber eben ein Äpfel-Birnen-Vergleich, da man
eben auch nicht den Organisationsaufwand von Viktoria Köln oder von
Lotte mit dem unseren Vergleichen kann. Was den Etat für die Spieler der
ersten Mannschaft angeht, da befinden wir uns einfach aktuell
meilenweit von den beiden Kölner Vereinen, der Lotte und Wuppertal
entfernt – da werden Gelder bezahlt, an die wir nicht mal denken wollen!
Und dennoch sind wir überzeugt, dass unser Weg ein richtiger ist. Dass
sich unser Weg auszahlen wird. Wir werden eine Mannschaft entwickeln
statt kaufen, werden uns Schritt für Schritt im sportlichen Bereich
verbessern, werden dort sicherlich auch Schritt für Schritt mehr
investieren wenn wir uns wirtschaftlich weiter konsolidieren und die
Einnahmeseite verbessern.
Dass uns das gelingt, davon sind wir überzeugt. Ob wir die Lücke zu den
Red Bulls, Hoffenheims und Viktoria Kölns dieser Welt, sprich den
Vereinen, die am vermögenden Tropf einer Person oder eines Unternehmens
hängen, finanziell schließen werden glauben wir hingegen nicht.
Aber:
Wir werden den längeren Atem haben weil wir ein besseres Fundament
haben. Wir werden mit Geduld unsere Ziele erreichen und Sehnsüchte
befriedigen. Aber das dauert eben.
Ja, und da hilft es eben überhaupt nicht, wenn es Forumshelden gibt,
die stets bemüht sind, einfach nur Generalkritik ohne Fakten zu
formulieren. Wir stellen uns jeder Kritik, nochmals: Kritik ist sogar
erwünscht und wir arbeiten diese gerne ab, wenn wir die Möglichkeiten
besitzen. Aber dieses unreflektierte Gegeifer ist schon recht
gewöhnungsbedürftig.
Es ist uns bewusst, dass die Dauernörgler nun erst
recht draufhauen, gerade wenn man Sie direkt anspricht. Aber vielleicht
hinterfragt der eine oder die andere sich auch mal. Es ist ja nicht
grundlegend falsch, Dinge zu kritisieren, aber die Kritik sollte eben
durchaus versuchen, Fakten zu berücksichtigen und die Perspektiven
einzunehmen. Schließlich aber auch noch ein Wort an die Berufsoptimisten:
Auch das ist ein Extrem, was man nicht braucht. Nicht immer ist alles
gut was passiert, nicht immer ist alles rosa-rot. Wir sind alles
Menschen, auch wir machen Fehler. Die Jungs auf dem Rasen spielen nicht
immer auf dem gleichen Niveau. Mal sind sie besser, mal schlechter. Das
ist auch so. Das muss man in Diskussionen dann auch sagen, man muss die
Jungs (so wie eben auch uns, die wir steuern und organisieren) daher
auch kritisieren, wenn es angebracht ist. Ob es angebracht ist, darüber
kann man dann häufig gerne auch streiten. Aber alles schönreden ist
nicht nötig.
Ich denke, dass bei RWE durchaus eine harte und direkte,
eine rotzige und grobe Sprache gewählt werden kann, um Dinge
anzusprechen. Aber auch hier bitte ich darum: Zu differenzieren, zu
reflektieren und eben v.a. zu unterscheiden, ob mal ein Pass nicht
geklappt hat oder ob der Einsatz nicht stimmte. Ob mal ein schlechteres
Spiel, eine schlechtere Phase dabei war, oder ob es ein Dauerzustand
ist. Es gibt eben so viele Facetten, daher sollte man eben diese auch in
den Fokus rücken statt immer nur draufzuhauen oder immer nur in den
Himmel zu loben.
Und ich bin sicher: Dann macht das im Forum auch mehr
Spaß satt Lagerdiskussionen zu führen oder Kleinkriege zwischen
einzelnen zu führen. Dann macht uns auch das Lesen mehr Spaß und wir
können die formulierte Kritik besser aufgreifen statt uns durch den Wust
an gegenseitigen Beschimpfungen zu kämpfen… Zugleich ist es aber eben
gut, eine Vielfalt an unterschiedlichen Meinungen zu haben, das hilft
beim besser werden…!
So, viel zu lang geworden, aber manchmal tut es auch
gut, mal einige Gedanken einfach von der Leber zu schreiben. Und nun,
frei nach aber komplett im Sinne von Karl Popper: kritisiert mich! Oder
in Langform: „Selbstkritik ist die beste Kritik; aber die Kritik durch
andere ist eine Notwendigkeit!“
Michael Welling via RS- und RWE-Forum