14.09.2012

Offener Brief von Doc Welling via Reviersport- und RWE-Forum

von Redaktion

Aus gegebenen Anlass hat sich Doc Welling im Reviersport- und RWE-Forum mal zur aktuellen Sponsorenlage, den Dauernörglern und Berufsoptimisten geäußert. Den Originalwortlaut wollen wir auch den Nicht-Foren-Lesern zugänglich machen.

Liebe Forum-Fans, liebe Berufsoptimisten und Dauernörgler,

natürlich lesen wir im Forum ab und zu mit bzw. kriegen zugetragen, wenn wir mal wieder lesen sollten. Nicht immer macht das Spaß, was vor allem daran liegt, dass in den Foren viele Personen unterwegs sind, die Ihre Weltsicht als absolutistisch einzig gangbare Meinung sehen – aber das ist wohl eine Forumskrankheit, oder?

Nun, um zur aktuellen Diskussion um mehr/weniger Sponsoren mal etwas faktenbasiertes beizutragen (was ja etwa der User alibaba (ein User im Reviersport-Forum - Anmerkung der Redaktion) so selbstsicher fordert, selbstsicher aber gleichzeitig selber keine Fakten sondern nur Mutmaßungen bringt…):

Wir sind im Bereich des Sponsorings auf einem sehr, sehr gutem Weg. Dies ist auf drei Effekte zurückzuführen, die sich untereinander bedingen:

a) Wir haben es geschafft, wieder Vertrauen zurückzugewinnen bei Partnern und bei der Wirtschaft insgesamt. Das wird uns immer und immer wieder gespiegelt.

b) Gerade die Gewinnung neuer Partner ist eine Aufgabe, die sehr großen Einsatz und damit Personalressourcen erfordert. Wir haben hier nicht nur an Quantität sondern auch an Qualität zugelegt. Was die Kollegen (wie übrigens alle Kollegen aktuell) dort leisten ist hervorragend. Wir haben zudem ein Mailing realisiert, das zwar auch etwas gekostet hat, wodurch wir aber einen Zusatzumsatz von fast 100.000 € erzielen konnten – allein aus dem Mailing.

c) Schließlich spielt natürlich auch das Stadion eine unterstützende Rolle. Die Angebote, die wir machen können, sind entsprechend hochklassig. Sind eben deutlich besser und entsprechen den Wünschen der Partner, damit diese eben auch Ihre eigenen Ziele erfüllen können. Das hilft uns sehr, kostet aber eben auch Zeit und Kraft, das entsprechend zu gestalten.Daher haben wir unsere Einnahmesituation deutlich verbessert, haben unsere Partnerzahl nahezu verdoppelt seit der Vorsaison und verdreifacht seit der Insolvenzsaison.

D.h. hier: Mehr Quantität (Mengeneffekt) und mehr Volumen (Erlöseffekt). Dieser ist dabei selbstverständlich mit höheren Kosten verbunden, unter dem Strich verbleibt netto mehr beim Verein. Zugleich hat sich eben die Abhängigkeit von einigen wenigen Partnern verkleinert und wurden die Partner deutlich langfristiger gebunden. Dies ermöglicht eine bessere Planungssicherheit und Planungsgrundlage dann im nächsten Jahr, zugleich erlaubt uns das, uns für die neue Saison auf weitere Aufgaben zu konzentrieren.

Vor diesem Hintergrund sind wir – da bin ich sicher – was die Sponsoren betrifft sowohl was Menge als auch was Sponsorenerlöse angeht sicherlich Nr. 1 der Liga, wenn man von den Vereinen mit U-Mannschaften abstrahiert. Da sind wir sicherlich auch vor Viktoria und Fortuna Köln, Wuppertal und Lotte.

Aber:
Wir sind wirtschaftlich dennoch hinter diesen Vereinen. Denn dort sind große Geldgeber vorhanden, Einzelpersonen, die eher als Mäzene denn als Sponsoren (die eine werbliche Gegenleistung wollen) zu gelten haben. Da reichen wir nicht ran, in diese Abhängigkeit von einzelnen Personen wollen wir uns aber auch nicht begeben.

Wir reichen auch deshalb aber nicht dran, da wir als Verein mit einer großen Fanschar, mit einer großen Jugendabteilung und deshalb eben auch mit zusätzlichen Aufgaben und damit Kosten gesegnet sind. Das ist ebenfalls unser Fundament. Wir freuen uns quasi über diese Kosten für die Organisation des Spielbetriebs und die Investitionen in die Jugendabteilung.

So gehen wir davon aus, dass die Beträge, die wir an einem Spieltag an Sicherheitskosten oder an Cateringkosten haben so hoch sind, wie bei fast allen Vereinen der Liga in der gesamten Saison.
Gleiches gilt für die Jugendabteilung: Hier investieren wir gerne, weil wir hier unserer sozialen Aufgabe gerecht werden und weil wir auch an diese Ausbildungsaufgabe glauben.

Daher mag es sicherlich so sein, dass wir den höchsten Gesamtetat aller Vereine besitzen.
Dies zu vergleichen ist aber eben ein Äpfel-Birnen-Vergleich, da man eben auch nicht den Organisationsaufwand von Viktoria Köln oder von Lotte mit dem unseren Vergleichen kann. Was den Etat für die Spieler der ersten Mannschaft angeht, da befinden wir uns einfach aktuell meilenweit von den beiden Kölner Vereinen, der Lotte und Wuppertal entfernt – da werden Gelder bezahlt, an die wir nicht mal denken wollen!

Und dennoch sind wir überzeugt, dass unser Weg ein richtiger ist. Dass sich unser Weg auszahlen wird. Wir werden eine Mannschaft entwickeln statt kaufen, werden uns Schritt für Schritt im sportlichen Bereich verbessern, werden dort sicherlich auch Schritt für Schritt mehr investieren wenn wir uns wirtschaftlich weiter konsolidieren und die Einnahmeseite verbessern.

Dass uns das gelingt, davon sind wir überzeugt. Ob wir die Lücke zu den Red Bulls, Hoffenheims und Viktoria Kölns dieser Welt, sprich den Vereinen, die am vermögenden Tropf einer Person oder eines Unternehmens hängen, finanziell schließen werden glauben wir hingegen nicht.

Aber:
Wir werden den längeren Atem haben weil wir ein besseres Fundament haben. Wir werden mit Geduld unsere Ziele erreichen und Sehnsüchte befriedigen. Aber das dauert eben.

Ja, und da hilft es eben überhaupt nicht, wenn es Forumshelden gibt, die stets bemüht sind, einfach nur Generalkritik ohne Fakten zu formulieren. Wir stellen uns jeder Kritik, nochmals: Kritik ist sogar erwünscht und wir arbeiten diese gerne ab, wenn wir die Möglichkeiten besitzen. Aber dieses unreflektierte Gegeifer ist schon recht gewöhnungsbedürftig.

Es ist uns bewusst, dass die Dauernörgler nun erst recht draufhauen, gerade wenn man Sie direkt anspricht. Aber vielleicht hinterfragt der eine oder die andere sich auch mal. Es ist ja nicht grundlegend falsch, Dinge zu kritisieren, aber die Kritik sollte eben durchaus versuchen, Fakten zu berücksichtigen und die Perspektiven einzunehmen. Schließlich aber auch noch ein Wort an die Berufsoptimisten: Auch das ist ein Extrem, was man nicht braucht. Nicht immer ist alles gut was passiert, nicht immer ist alles rosa-rot. Wir sind alles Menschen, auch wir machen Fehler. Die Jungs auf dem Rasen spielen nicht immer auf dem gleichen Niveau. Mal sind sie besser, mal schlechter. Das ist auch so. Das muss man in Diskussionen dann auch sagen, man muss die Jungs (so wie eben auch uns, die wir steuern und organisieren) daher auch kritisieren, wenn es angebracht ist. Ob es angebracht ist, darüber kann man dann häufig gerne auch streiten. Aber alles schönreden ist nicht nötig.

Ich denke, dass bei RWE durchaus eine harte und direkte, eine rotzige und grobe Sprache gewählt werden kann, um Dinge anzusprechen. Aber auch hier bitte ich darum: Zu differenzieren, zu reflektieren und eben v.a. zu unterscheiden, ob mal ein Pass nicht geklappt hat oder ob der Einsatz nicht stimmte. Ob mal ein schlechteres Spiel, eine schlechtere Phase dabei war, oder ob es ein Dauerzustand ist. Es gibt eben so viele Facetten, daher sollte man eben diese auch in den Fokus rücken statt immer nur draufzuhauen oder immer nur in den Himmel zu loben.

Und ich bin sicher: Dann macht das im Forum auch mehr Spaß satt Lagerdiskussionen zu führen oder Kleinkriege zwischen einzelnen zu führen. Dann macht uns auch das Lesen mehr Spaß und wir können die formulierte Kritik besser aufgreifen statt uns durch den Wust an gegenseitigen Beschimpfungen zu kämpfen… Zugleich ist es aber eben gut, eine Vielfalt an unterschiedlichen Meinungen zu haben, das hilft beim besser werden…!

So, viel zu lang geworden, aber manchmal tut es auch gut, mal einige Gedanken einfach von der Leber zu schreiben. Und nun, frei nach aber komplett im Sinne von Karl Popper: kritisiert mich! Oder in Langform: „Selbstkritik ist die beste Kritik; aber die Kritik durch andere ist eine Notwendigkeit!“

Michael Welling via RS- und RWE-Forum