Damit verschwindet eine Konstante in einem Verein,
wo Spieler, Trainer und sportliche Leiter ständig
wechselten. Zehn Jahre lang lenkte er die Geschicke
von Rot-Weiss Essen.
„Ich kam zum Verein wie die Jungfrau zum
Kinde!“
Im
Alter von nur 30 Jahren ordnete Nico Schäfer
die Vereinsangelegenheiten. Essen war gerade in die
Oberliga abgestiegen und stand kurz vor einem Konkurs.
Zunächst wurde sein Posten Vorstandskoordinator
genannt. Seine hauptsächlichen Aufgaben bestanden
darin, Sponsoren für den Verein zu finden und
bei den Konflikten innerhalb des Clubs zu moderieren.
Der Konkurs wurde durch die finanzielle Hilfe von
Dr. Kölmels Sportwelt abgewendet. Den Verein
belasten immer noch die Schulden, die damals aufgenommen
wurden, doch sicherte das Millionendarlehen den Fortbestand
von Rot-Weiss Essen.
„Das war eine emotionale Achterbahn!“
Aber auch dieses Geld sorgte nicht dafür, dass
RWE nun sorgenfrei in die Zukunft blicken konnte.
Das Jahr 2001 drückte ihm und den Fans einen
dicken Stempel auf. Essen drohte an der Qualifikation
für die neu gegründete Regionalliga Nord
zu scheitern. Erst der Last-Minute Treffer von Sascha
Wolf in Braunschweig sorgte für Jubelstimmung
im Fanlager. Doch bereits in der anschließenden
Pressekonferenz wurde eine unbequeme Wahrheit verkündet.
Es schien, als würde der Verein seinen hundertjährigen
Geburtstag nicht mehr erleben. Schulden drückten
und der DFB hätte den Rot-Weissen die Lizenz
für die Regionalliga versagt. Die Bilder brannten
sich den Fans ein, die vor der Geschäftsstelle
friedlich für den Erhalt ihres Vereins demonstrierten
und dazu Grablichter anzündeten. Nico Schäfer
war derjenige, der sich den Anhängern stellte.
Er beantwortete die Fragen und versuchte darüber
aufzuklären, wie es um Rot-Weiss Essen stand.
Nach Verhandlungen konnte man den Super GAU abwenden
und präsentierte mit der RWE AG einen neuen Hauptsponsor.
Eine solche Hausnummer auf dem Trikot war bis dahin
undenkbar, da die Essener Industrie sich weigerte
die Rot-Weissen zu unterstützen. Dieser Stimmungswechsel
war ein Ergebnis des neuen Vertrauens in die Arbeit
von Nico Schäfer.
„Das negativste Erlebnis war der Abstieg
aus der Zweiten Liga!“
Nun
wendete sich alles zum Guten. RWE verfehlte zweimal
denkbar knapp den Aufstieg in die Zweite Bundesliga.
Im Jahr 2004 klappte es endlich. Eine Mannschaft,
die auf beeindruckende Art und Weise die Liga dominierte
stieg mit einem 7:0 in der Wattenscheider Lohrheide
ins Unterhaus des Profifußballs auf. RWE befand
sich auf dem Zenit des Erfolgs in der Zeit von Nico
Schäfer. Die Euphorie war riesig und die Mannschaft
hielt man für gut genug, um in der Zweiten Liga
bestehen zu können. Der weitere Weg ist bekannt.
Abstieg, Aufstieg, Abstieg und nun der Gang in Liga
Vier. Es schließt sich der Kreis.
„Ich bin ‚Mädchen für alles’!“
Doch mit der Person Nico Schäfer verbinden Fans,
Sponsoren und Kollegen nicht nur die reinen Zahlen;
nicht nur Erfolge und Niederlagen. Der Mensch wird
fehlen, denn Nico Schäfer war jemand, den man
als gute Seele von Rot-Weiss Essen bezeichnen konnte.
Durch seine freundliche und direkte Art wurde er von
den Mitarbeitern der Geschäftsstelle geschätzt.
Kein Fan dürfte ihn jemals schlecht gelaunt erlebt
haben. Man konnte ihn jederzeit ansprechen. Er behandelte
jeden als Mensch. Das ist seine beste Eigenschaft.
Auch fachlich konnte ihm bislang niemand ein Vorwurf
machen. Zeiten, in denen der Termin der Lizenzvergabe
mit Schrecken erwartet wurde, gehören der Vergangenheit
an und wirken nur noch wie ein böser Traum, den
man beinahe vergessen hat.
Nun verlässt Nico Schäfer Rot-Weiss Essen
und wir, die wir zurückbleiben, können uns
nur noch bedanken:
Wir bedanken uns für seriöse Arbeit und
die Zeit, die Du für Rot-Weiss Essen aufgebracht
hast!
Wir bedanken uns für das Vertrauen, das du durch
deine Arbeit in der Wirtschaft erzeugt hast!
Wir bedanken uns dafür, dass der Skandalverein
RWE nicht mehr so schlecht beim DFB gelitten ist!
Wir bedanken uns für Deine immer freundliche
Art im Umgang mit Menschen, egal ob Sponsor oder Stehplatzfan!
Wir wünschen Dir alles Gute auf Deinem weiteren
Lebensweg!
Die Jawattdenn-Redaktion