Machs gut, RWE ...

101 Jahre bist du nun alt, unsere große Liebe. In unserer Beziehung gab es schon immer mehr Leid als Freud, während andere deutsche Meisterschaften und Europapokalsiege feierten, lagen wir uns schon glückselig in den Armen, wenn wir mal wieder ins Fußballunterhaus gekommen waren, wenn auch zuletzt immer nur für eine einzige Spielzeit.

Im vergangenen Jahr wälzten wir gemeinsam die Bücher voller nostalgischer Erinnerungen aus deiner Jugend und der Zeit deines Erwachsenwerdens, eine Zeit, die wir nicht mit dir verleben konnte, aber wegen der wir dich verehrt habe. Nicht selten hatten wir dabei eine Träne im Knopfloch, wenn wir uns vor Augen führten, wer du einst warst.

Und jetzt, nach diesem schrecklichen Tag in Braunschweig, befürchten wir dich in etwa zwei Monaten ins Grab legen zu müssen, denn dann bist du möglicherweise noch nicht mal mehr Drittligist, sondern in der vierten Liga angekommen. Wieder mal, so wie schon vor 10 Jahren. Nicht in einer schicken modernen Fußballstätte werden wir dich erleben, sondern auf abgetakelten Bezirkssportanlagen gegen No Name Truppen und andere gefallene Fußballengel. Und wir befürchten nie mehr, ja wirklich nie nie mehr, werden wir uns dann an der größeren Fußballwelt in Essen erfreuen können.

Diejenigen, die dich goldenen neuen Zeiten entgegen führen wollten, wissen keinen Rat mehr. Unglaubhaft, die Realität leugnend klingen ihre verzweifelten Kampfansagen. Immer und immer wieder haben wir ihnen geglaubt und auf die Wende gesetzt, aber das scheint nun vorbei. Dein restlos überforderter Trainer sucht nach Worten, wie er dein Ableben nach Außen verkaufen soll, deine Geldgeber treten den Rückzug an, allenfalls deine Sterbekasse ist noch leidlich gefüllt.

Es wird wohl nur noch kurze Zeit dauern, dann hast du nur noch uns, eine leidgeprüfte und resignierte Horde glühender Verehrer, die dir trotz allem immer die Treue hielten. Wir bringen es nicht übers Herz, dich mit einem Wortschwall für deine immensen Fehler zu beleidigen, dafür bist und bleibst du uns zu teuer.

Aber wir befürchten, dass du ein leider unheilbarer Patient im Endstadium einer schweren Krankheit bist. Wir bitten diejenigen, die deine Geschicke leiten, nicht an Posten oder sonstigen zu kleben, sondern alles zu tun, um das Wunder, dich weiter am Leben zu erhalten zu schaffen.

Aber die Resignation, Enttäuschung und Angst sind größer als die Hoffnung…………..


Sven Meyering