Strunz scheiterte an seiner eigenen geschaffenen Machtkonstellation. Die Aufgabe, zusätzlich auch noch an der Seitenlinie der entscheidende Mann zu sein, war eine Nummer zu groß. Es wurde letztlich alles auf eine Karte gesetzt, um nach einer völlig verkorksten Saison das Schiff „Rot-Weiss Essen“ wieder auf Kurs zu bringen. Das Resultat ist katastrophal, denn kaum einer aus dem Umfeld scheint jetzt genau zu wissen, wie es für den Verein nach dem Abtritt der Galionsfigur weiter gehen soll.
Dabei hatte alles sehr hoffnungsvoll angefangen. Mit Thomas Strunz wurde die Hoffnung verbunden, dass trotz des größten anzunehmenden Unfalls, die verpasste Qualifikation in die eingleisige dritte Liga, es zwar keine goldene, aber eine hoffnungsreiche Zukunft für Rot-Weiss Essen gibt. Es sollten die alten Zöpfe abgeschnitten werden, die den Verein schleichend in den sportlichen Abgrund geführt haben. Dies alles ist auch eingetreten, der Preis dafür war allerdings, dass sich die Macht im Verein zunehmend auf Thomas Strunz konzentrierte. Die Suche nach Sponsoren, das Projekt „Stadion“, der sportliche Werdegang – All das lag in der Hand eines Mannes, der vor allem sich und seine Person gut verkaufen konnte.
In dieser Sache wurde immer deutlicher, dass man vieles kaufen kann, aber nur bedingt sportlichen Erfolg. Mittlerweile verkommt der kühn aufgestellte Fünf-Jahresplan, Rot-Weiss Essen in fünf Jahren wieder in den Profibereich zu führen, zu einem ganz schlechten Witz. Dabei wurde arroganter Weise von Thomas Strunz die „Bauernliga“ völlig falsch eingeschätzt und mit viel Geld ein Kader zusammengestellt mit der Hoffnung, dass dieses Geld auch die Tore schießen würde. Alleine der Name Rot-Weiss Essen müsste Angst und Schrecken zwischen Bonn und Verl einjagen. Doch nach einem verpatzen Saisonstart ruderte er plötzlich zurück und gab an, trotz belegter Aussage nie von dem Aufstieg geredet zu haben. Ein Hohn für den erwartungsvollen Fan, der an die Versprechungen von Thomas Strunz wirklich geglaubt hat.
Die wichtigste Frage kann nur lauten, wie es überhaupt weiter gehen soll. Plan A mit Strunz ist gescheitert – aber wie sieht es mit Plan B aus? Gibt es den überhaupt noch? Stefan Meutsch äußert in der regionalen Presse genau das, womit viele aufmerksame Beobachter gerechnet haben: Das Geld ist nicht mehr da, der Fünf-Jahresplan ist gescheitert und es müssen kleinere Brötchen gebacken werden. Doch kann man einem erwartungsfrohen RWE-Fan verkaufen, dass der Fahrstuhl nicht zwangsläufig nach oben fährt? Man wird es müssen, denn die Alternative bedeutet, dass der Fußball an der Hafenstraße vor dem Aus stehen könnte. Allerdings darf man davon ausgehen, dass das Stadionprojekt weiter torpediert wird, weil der gemeine Bürger kein Stadion für dauerhaften Aufenthalt in der vierten Liga braucht. Die Zukunft von RWE schwankt zwischen sportlicher Tristesse oder dem Aus. Die Nächte der Verantwortlichen werden jedenfalls nicht länger werden, während die Tränen der treuen Anhänger in der nächsten Zeit nicht mehr trocken werden.