Zunächst einmal sollten wir Fans die Äußerungen von Mölders durchaus ernst nehmen, denn sie zeigen sehr deutlich, dass die Spieler eben nicht nur Maschinen, sondern auch Menschen sind, auf deren Gefühlen im Moment ebenso herumgetrampelt wird, wie auf unseren. Nun mag man einwenden, dass sich jeder Einzelne dafür ziemlich gut bezahlen lässt, aber keiner glaubt doch wirklich, dass sich die Leistungen des Teams durch Häme und offen zur Schau getragenen Hass verbessern lassen. Besonders schlimm wird es, wenn es noch weiter geht und Spieler und deren Familien angegriffen werden. Allerdings ist das eine Binse, die jeder normal denkende Anhänger ohnehin unterschreibt. Es ist nur wichtig nicht zu vergessen, dass das bei uns schon vorgekommen ist. Darüber hinaus sollte bei aller Wut das Vokabular deutlich angepasst werden. Denn keiner auf der Tribüne würde es auf seinem Arbeitsplatz hinnehmen auf solch unflätige Weise beschimpft zu werden, wie es manchmal hier der Fall ist. Keiner, der ein rot-weisses Trikot trägt, hat es nötig, sich so etwas auch nur eine Sekunde lang anhören zu müssen.

Das Hauptproblem liegt aber tiefer. Die aktuelle Mannschaft muss sich damit herumschlagen, dass sie nicht nur für die schwachen Leistungen in der jetzigen Spielzeit verantwortlich gemacht wird, sondern auch für die vielen schlimmen Jahre, in denen RWE so tief wie noch nie gestürzt ist. Das ist nicht nur ungerecht, sondern es ist für den einzelnen Spieler gar nicht verständlich, weswegen eine Durststrecke so heftige Reaktionen der Anhänger hervorruft. Das ist der Nährboden, dem ein solches Interview entschlüpft, das der Stürmer der Reviersport gab.

Allerdings sind die Aussagen, die am Donnerstag veröffentlicht worden sind, zum Teil schon grenzwertig. Schon nach dem desaströsen Auftritt in der Lohrheide in der vergangenen Saison fragte Markus Kurth, ob alle erwarteten, dass jeder Gegner 5:0 geschlagen würde. Dem ist mitnichten so. Diese Empörung mutiert in der aktuellen Situation beinahe zur Realsatire, da sie im Angesicht einer 0:2 Niederlage getroffen wurde. Auch Thomas Strunz betonte, man müsse auch mal mit einem 0:0 zufrieden sein; nach einer 0:1 Niederlage wohlgemerkt. Eine solche Kritik der Erwartungshaltung sollte wirklich nur dann vorgetragen werden, wenn sie berechtigt ist. Angesichts von nur zwei Siegen in sieben bis zum Zeitpunkt des Interviews absolvierten Spielen, kann man von einer überzogenen Erwartungshaltung seitens der Anhänger überhaupt nicht sprechen.

Die sportliche Leitung versprach Sponsoren und Fans den Aufstieg, weil bei einem astronomisch hohen Etat für Viertligaverhältnisse gar kein anderes Ziel glaubwürdig gewesen wäre. Ein paar Siege mehr auf dem Konto würde eine solch negative Stimmung, wie sie momentan herrscht gar nicht aufkommen lassen. Essens Nummer Neun legt aber noch einmal nach. Auf die Idioten, die ihre Mannschaft während des Kölnspiels auspfeifen, könne man verzichten. Das ist ebenfalls harter Stoff. Denken wir noch einmal an das Spiel zurück. Bis zu dem zweiten Gegentreffer der Kölner wurde die Mannschaft sehr positiv unterstützt und das bei einer wenig ansprechenden Leistung. Bei dem Gegentreffer und der deutlich zur Schau gestellten Lethargie der kickenden Belegschaft auf dem Platz riss einem Großteil der Anhänger die Hutschnur. Auch das ist nach schwachen Auftritten mit folgerichtigen Niederlagen in den beiden Heimspielen zuvor mehr als verständlich und dafür muss man sich als Mannschaft auch mal auspfeifen lassen.

Diese Aussagen legen einen gefährlichen Schluss nahe. Es scheint, als würde das Team glauben, dass die eigenen Leistungen stimmen würden und sie wirklich mit Pech die Spiele verloren hätten. Das wäre eine sehr verzerrte Auffassung der sich bietenden Realität. Dem müssten die sportlich Verantwortlichen dringend entgegen wirken. Das Wichtigste ist aber, dass sich beide Seiten schnellstmöglich wieder beruhigen. Der emotionale Ausbruch zeigt uns allen doch, dass es einem Spieler wie Mölders eben nicht egal ist, was um ihn herum passiert solang die Knete stimmt. Das sollten wir ihm trotz der kritikwürdigen Aussagen zu seinen Gunsten auslegen. Das große Ziel Aufstieg muss endgültig abgelegt werden und schon kleine Schritte in die richtige Richtung sollten honoriert werden. Das 1:1 in Worms war sicherlich kein gutes Spiel, aber in einer schwierigen Phase war es ein kleinster Schritt in die richtige Richtung. Aber auch die Mannschaft, in der die Mehrheit wahrscheinlich Mölders Ansichten teilt, sollte ebenfalls aufhören zu glauben, dass das Umfeld ihnen grundsätzlich Böses will. Nur ein bisschen mehr offen zur Schau getragener Einsatz würde die ganze Situation mit Sicherheit deutlich entspannen und das ist auch ohne weiteres machbar.

Hier das besagte Reviersport-Interview