Gar nicht früh genug, sagen seine Kritiker, einen klugen, seriösen und vereinsverbundenen Menschen verlieren wir, so meinen es die anderen. Am Ende seiner Amtszeit ist der richtige Moment erreicht, eine faire Bestandsaufnahme zu machen. Erinnern wir uns:
Stefan Meutsch übernahm jedes Mal Verantwortung, wenn es dem Verein nicht gut ging. Er trat dem Vorstand, der damals noch Präsidium hieß, im Juni 2007 bei. RWE war gerade frisch aus der Zweiten Liga abgestiegen und ein Neuanfang musste vollbracht werden; mal wieder. Das Glück, das können wir aus der Retrospektive sagen, kehrte unter seiner Amtszeit nicht mehr zu RWE zurück, doch mangelte es ihm nicht an Engagement für unseren Verein. Die Saison begann denkbar schlecht und Meutsch sorgte für die Verpflichtung von Markus Kurth. In den Medien kursierte das Gerücht, das Meutsch selbst ihn und später auch andere Personalien privat finanziert haben soll. Aber auch Kurth, der das Spiel stabilisierte, konnte den Abstieg in die Vierte Liga auch nicht verhindern.
Im Mai 2009 übernahm er wieder Verantwortung, als es nahezu keinen mehr gab, der den Verein noch führen wollte. Rolf Hempelmann schied im Sommer 2008 aus dem Amt des Präsidenten, ein Nachfolger wollte sich aber über das komplette Jahr hinweg nicht finden. Keiner wollte, jeder weiß, wie desaströs auch die erste Regionalligasaison verlief, die Verantwortung übernehmen. Und wieder war es Stefan Meutsch, der den Stab aufnahm und sich zum 1. Vorsitzenden wählen ließ. Die Herausforderungen wurden indes nicht kleiner, auch wenn die Stadt nach dem Abgang Hempelmanns sich des Vereins mit einem erhöhten Engagement annahm.
Der Saisonverlauf hat gestern seinen negativen Höhepunkt erreicht und auch diese Saison kann man mit der Vokabel verschwendet zusammenfassen. Erstmals bangt RWE wieder um die Lizenz und auch der Saisonetat wird in einem seit langer Zeit nicht für möglich gehaltenen Umfang reduziert. Nun kommt auch noch die Insolvenz der VVA, dem Unternehmen Meutschs, hinzu. Der Vorsitzende hat die Konsequenzen gezogen und dieser Schritt muss selbst seinen Gegnern Respekt abverlangen. Zeigt er hier nicht nur, dass er keineswegs an seinem Posten klebt, sondern beweist seine Vereinsverbundenheit überdies damit, dass er nun den Weg für andere freimacht.
Bei allen Problemen hinterlässt Meutsch den Verein in seinen Strukturen wohl bestellt. Er selbst warb die neuen Vorstandsmitglieder Dr. Thomas Hermes und Klaus Grewer an und diese bilden in diesen chaotischen Tagen eine handlungsfähige Führung. Spannungen mit dem Aufsichtsrat bestanden bei der Trennung mit Thomas Strunz, wo der Vorstand in den Augen einiger zu eigenmächtig handelte. Lediglich eine Randnotiz, denn wenn man ehrlich ist, kam die Trennung eher viel zu spät als zu früh. Essens Stadtdirektor Christian Hülsmann teilte diese Ansicht in seinem Interview mit Jawattdenn.de. Von einem grundlegenden Konflikt zwischen Stadt und Verein kann also durch diese Entscheidung keine Rede sein.
Bei dem Blick auf seine Amtszeit fällt die Betrachtung also eher positiv aus. Sicherlich hat es in der sportlichen Entwicklung keine Fortschritte gegeben. Dennoch war der belesene und ehrliche Auftritt Meutschs für den Verein gut, RWE wirkte seriös. Seine Vorstellung der Bilanz, um ein Beispiel herauszugreifen, auf der Jahreshauptversammlung 2008 verdeutlichte nicht nur die bedrohliche Situation des Vereins, sondern ermöglichte es so manchem zum ersten Mal, die Zahlen auch zu verstehen, die er da präsentiert bekam. Neben seinem außerordentlichen (auch finanziellen) Einsatz für RWE, war Stefan Meutsch immer zur Stelle, wenn es darum ging Verantwortung in schwierigen Zeiten zu übernehmen. Deswegen bleibt uns nur noch der Abschied:
Für Ihren Einsatz und Ihre Arbeit für unseren geliebten Verein möchten wir uns bei Ihnen, Herr Meutsch, bedanken und wünschen Ihnen alles Gute für die kommende Zeit. Wir hoffen, dass Sie unserem Verein gewogen bleiben.
Glück auf Herr Meutsch.