Die Hysterie über den Jahrhundertwinter hält noch an. Der Meister
schnurrt zufrieden, er selbst hätte auf diese genialen Einfälle kommen
können. Weitere Schrecklichkeiten behagen dem Boss und kurz vor
Mitternacht erreicht er den Buchstaben „R“ und damit eines seiner
Lieblingsprojekte: Rot-Weiss Essen. Lange bereitete er dieses vor und
vor fünf Jahren ließ er den Dreizack an der Hafenstraße so richtig
niederfahren und es lief so richtig rund. Die Gehilfen waren in seiner
Abwesenheit auch hier fleißig. Saisonziel verfehlt Platz sieben.
Insolvenz und Zwangsabstieg, ja das ist nach seinem Geschmack, aber was
danach folgt, lässt das Fegefeuer flammend emporschlagen. Die Worte
möglicherweise bald schuldenfrei und Wintermeister erscheinen und das
macht den Herrn der Finsternis so richtig wütend. Mit den ersten
Böllerschüssen wird das Projekt wieder zur Chefsache erklärt...
Januar
Ja, noch vergnügen sie sich nichtsahnend in der Silvesternacht. Endlich
ohne Sorgenfalte wegen der Rückrunde und mit einem ordentlichen Kasten
Bier eines Sponsors wird die Nacht gefeiert und man geht zuversichtlich
ins kommende Jahr. Erste Eingriffe der Unterwelt kommen mit einer
Blitznachricht schon am 2. Januar in die Stadt Essen. Herr Welling
selbst ruft zur eiligen PK und verkündet das unglaubliche: „Wir haben
einen Spieler gefunden, dessen Art Fußball zu spielen, einmalig ist, und
ich erkläre auch ihn hiermit zu schützenswertem Kulturgut. Der Spieler,
der auf den Namen Magic hört, erhält sogleich einen gut dotierten
5-Jahresvertrag an der Hafenstraße.
Februar
Aufgrund des Schneechaos wird der Ligabetrieb zunächst anders als
geplant fortgesetzt. Um den angespannten Terminplan nicht weiter zu
überdehnen, wird die Oberliga kurzerhand in NRW-Goalfever-League
umbenannt und der Hallenbetrieb wird begonnen. Das Experiment scheitert
allerdings gleich am Eröffnungsspieltag, denn die starren
DFB-Spielregeln erlauben eine Reduktion der Mannschaftsspieler nicht und
so stehen auf dem Goalfever-Court ganze 22 Mann auf dem Platz. Das
Brisanzspiel Homberg gegen Essen wird ohnehin von der Polizei abgesagt,
da man sich an der Heßlerstraße weigerte, die schlappen 500.000 Euro für eine ordentliche Fantrennung auszugeben.
März
30 cm Neuschnee bedeuten einen neuen Tiefstwert. Es scheint, als würde
sich die Schneehöhe nun auf 5 Meter einpendeln. Endlich rollt der Ball
auch wieder, denn der DFB gibt grünes Licht für Schneespiele ab der
vierten Liga. Voraussetzung ist, dass der Platz nach Richtlinien gewalzt
wird. Eine unabhängige Kommission nimmt alle Plätze ab und es kann
losgehen... fast scheitert das Unterfangen, denn die EVAG fährt bereits
seit dem 5. Januar nicht mehr (die EVAG Parties, die von
unbeschäftigten Arbeitern in der Dienstzeit von 8 bis 16 Uhr gefeiert
werden sind seit Februar längst DER Geheimtipp der Stadt). In einer
Nachtaktion werden allerdings auf alle Opabusse Schneeketten aufgezogen
und dem Spiel steht nichts mehr im Wege. Leider erweist sich der neue
Untergrund als tückisch und Verlierer sind Leon Enzmann und Timo Brauer,
die unglücklich gegeneinander geraten und für den Rest der Rückrunde
ausfallen. Magic ging leer aus.
April
Es schmilzt und das schon ab dem ersten April. Die Erhöhung der
Schneehöhe auf unglaubliche sieben Meter lässt die Euphorie aber schon
am zweiten Tag im Keim ersticken. Durch sehr viel Pech und einer
gehörigen Portion magischem Unvermögen rutscht RWE auf den dritten Rang
ab. Die EVAG schafft es nun auch nicht mehr mit Ketten durch das
unendliche Weiß zu kommen und so wird in einer bierseligen Runde am
traditionellen Mottomittwoch in der EVAG-Zentrale beschlossen, dass der
Betrieb auf Schlitten umgestellt wird. Die von OB Paß angemahnte
Verwendung von 30 Millionen Euro für öffentliche Transporthuskies werden
als Miesmacherei ignoriert.
Mai
Zum Saisonende trifft der Kickomagier das erste Mal wieder seit er
erneut an der Hafenstraße anheuerte. Er schafft es sogar zum Tor des
Monats. Die ARD gratuliert. Erstmals geht ein Eigentor siegreich aus
dieser Kategorie hervor. Nichtsdestotrotz reicht der Punktestand im
Winter um den Abstieg so gerade noch abzuwenden. Mund abputzen und
weiterschauen. Erste Gerüchte aus der DFB-Hauptzentrale verdunkeln
allerdings den Himmel im Ruhrgebiet. Um auf die anhaltende Kälte und den
für Mai ungewöhnlich hohen Schneestand zu reagieren, werden bis zur
Landesliga Rasenheizungen verpflichtend.
Juni
Es kommt ganz dicke. Die nötige Ratsversammlung der Stadt Essen kommt
wegen eines Blizzards nicht zustande und RWE erhält keine Rasenheizung
und muss den bitteren Gang in die Niederrheinliga antreten. Aus dem
Boden vermeint man ein wohliges Lachen zu hören und eine Stimme, die
sagt, jetzt sind wir wieder im Plansoll. Magic verklagt RWE auf
Urlaubsgeld, woraufhin sein unverschämt hohes Gehalt von der
BILD-Zeitung recherchiert wird. Es kommt zum teaminternen Aufstand und
RWE schafft es sogar in den Doppelpass, wo Fußballkenner Udo Lattek Neid
und Missgunst hinter den Querelen vermutet.
Juli
Es soll ein Neuanfang her beim FC Bayern der Verbandsliga und man
schwenkt um auf eine ganz neue Strategie. Man versucht mit
abgehalfterten Ex-Profis den Aufstieg in die Oberliga Nordrhein, die
nach der Ligenreform 2012 wieder an den Start geht. Die Mannschaft
klingt von den Namen her gut und man hat auch den richtigen Mann für die
Seitenlinie gefunden. Lange wurde gerätselt, welcher Verein ihm den
Trainermarkt in Deutschland eröffnet und es überrascht wenig, dass RWE
es sich nicht nehmen lässt, Lothar Matthäus als den richtigen Mann in
dieser schweren Zeit zu präsentieren.
August
Endlich geht es wieder los. Das Derby gegen den Aufsteiger FC Kray sorgt
allerdings schon vorher für Zündstoff. Die Verantwortlichen der Krayer
segnen den Topspielzuschlag von 5 Euro ab (15 für Sitzplätze) und es
wird zum Boykott aufgerufen. Am Ende einigt man sich doch auf faire 8
Euro pro Stehplatz und 16 für einen Sitzplatz, die dieses Spitzenspiel
ja wohl jedem wert sein sollte. Der Start gelingt, denn RWE kann durch
einen Doppelpack Ailtons die drei Punkte mit nach Hause nehmen.
September
Vielleicht schien die Powerpoint des neuen Konzepts sich doch geirrt zu
haben. Wie hätte man vorher wissen können, dass bspw. der von Co-Trainer
Basler durchgeführte Mannschaftsabend in der Nachtschicht zu einer
üblen Schlägerei ausarten sollte. Schlimm genug, dass am nächsten Tag
beim Spiel bis auf neun volltrunkene Teammitglieder alle verletzt sind,
aber einen traf es noch härter. Der Co-Trainer muss nämlich eine Bank
hüten, die ihm gar nicht behagt. Da Matthäus ohnehin an der
Krawehlstraße zu Hause ist – die Nähe zur BMV wird immer wieder als rein
zufällig beteuert – hinterlegt er die Kaution für seinen Spezi, der
sich sofort nach Argentinien absetzt.
Oktober
Der Haussegen hängt schief. Die Stadt Essen hat beschlossen die Spiele
fortan im Stinnes-Stadion auszutragen, das seit dem Augustunwetter
völlig zugeschneit ist. Selbst das Georg-Melches Stadion sei für diese
Amateurklasse zu anspruchsvoll, befindet das Stadtoberhaupt und der Rat
folgt. Darüber hinaus läuft es nicht wirklich gut. Krefeld-Fischeln
stellt sich als extrem unangenehmer Gegner heraus und lässt RWE auf den
14. Rang absacken. Da kommt der rettende Einfall. Nach einer DVD-Studie
des Spiels gegen den 1. FC Köln, in dem RWE 5:0 gewann, verpflichtet das
Management den bis dato arbeitslosen Kiskanc. Coach Matthäus scheint
auch langsam das Gespür für das Hafenstraßenflair zu finden und erfindet
eine unorthodoxe Trainingseinheit. Um die Nerven zu stärken, heuert er
fünfzig Menschen an, die Kiskanc vor jeder Ecke, die er permanent treten
muss, aufs gröbste zu beschimpfen. Schon am zweiten Arbeitstag meldet Kiskanc sich krank.
November
Aufbaugegner Baumberg sichert vorerst den Platz des Trainergespanns. Das
1:0 durch Abwehrspieler Sebescen war allerdings kaum mitanzusehen.
Aufregung gab es, als ein Medium die Schwingungen Mephistos aufnahm und
sofort in psychologische Behandlung musste. Der Beelzebub selbst wollte
sich sein großartiges Werk höchstpersönlich anschauen und war höchst
erfreut als er die hängenden Gesichter sah. Jetzt bald hatte er sie doch
hoffentlich soweit und der Verein würde ihm seine Seele feilbieten.
Seine satanische Firma hatte schon ganz anderen Vereinen Flügel
verliehen und sollte das bald auch mit Rot-Weiss Essen im Westen tun und
das so erfolgreich wie es bereits in Sachsen klappt.
Dezember
Diese Weihnachtsfeier war denkwürdig – titelte die WAZ und sie hatte recht. Matthäus verlor seinen Job als er sich beim neuen Manager über die fette Flanschkuh erregte, die das ganze Buffet leerfraß. Pech für ihn, dass der Manager Herr „Fette Flanschkuh“ war und ihn im hohen Bogen vor die Tür beförderte. Als beim dekadenten Käsefonduespielchen das Brotstück von Mittelfeldstar Federico Insua in den Käsetopf fiel und man ihn in der Ruhr versenken wollte, tat sich der Boden auf und ein schreckliches Lachen ertönte. Der Antichrist materialisierte sich und verkündete, dass das Ende nah sei. Er wolle aber, um die Spannung zu nehmen, den endgültigen Niedergang bereits verraten. Es begänne im Januar 2012... doch was ist das? Für Informationen über 2011 hinaus benötigt man einen Premiumzugang für 19,99€/Monat. Wie es weitergeht, werden wir wohl leider erst nächstes Jahr erfahren.