Die Festung bröckelt nicht zuletzt aufgrund einer neuen, gefährlichen Entwicklung.
Wenn die Fans die Seele eines Fußballvereins sind, dann muss Rot-Weiss
Essen zum Psychologen. Die saisonübliche Demontage eines x-beliebigen
Spielers, der prinzipiell der Schuldige an allen Übeln der Welt zu sein
hat (ob er nun Wulnikowski, Zaza, Kioyo oder Kiskanc heißt ist dabei
nebensächlich), ist mittlerweile an der Hafenstraße Usus geworden. Doch
nun haben die Beschimpfungen und Hasstiraden auf die eigene Mannschaft
ein Ausmaß des Unerträglichen und seit vergangenen Dienstag auch einen
neuen Tiefpunkt erreicht. Enttäuschung, Frustration und Zorn
entschuldigen nicht das Verhalten einiger sogenannter RWE-Fans nach dem
Spiel gegen den VfL Bochum. Die Familie von Sascha Mölders wurde
angegriffen. Das Auto, in dem die Familie saß, wurde bespuckt,
anschließend wurde es ins Wanken gebracht, bis der kleine Sohn unseres
Torjägers es schließlich mit der Angst zu tun bekam und Tränen vergoss.
Dieses Armutszeugnis einiger Halbstarker beschämt alle Fans, die diesen
Namen noch verdienen.
Wenn Spieler nach Niederlagen den Mumm besitzen an den Zaun zu treten,
um mit den enttäuschten Fans zu diskutieren, möchte man manche Genossen
hinter dem Gestänge gerne mit Attributen aus dem Tierreich belegen. Die
Gesten, Androhungen und wüsten Beschimpfungen decken die ganze Palette
der Dummheiten ab. Dabei geht es weniger darum, verdiente Spieler in
Watte packen zu wollen. Die Hafenstraße ist wahrlich kein Ponyhof und
jeder Spieler, der hier seine Schuhe schnürt, weiß, dass ihm bei Siegen
ausgelassene Jubelfeiern und Sprechchöre blühen. Andersherum geht es
nach Niederlagen sicher nicht zu wie bei Omas Kaffeekränzchen. Die Fans
machen ihrem Unmut Luft. Entweder sind wir himmelhochjauchzend oder zu
Tode betrübt. Heute machen wir die Humba, morgen wünschen wir dich zum
Teufel.
Die Ausrede, das sei eben Leidenschaft, die wahrlich Leiden schafft,
darf dabei keineswegs gelten, wenn tätliche Angriffe oder Demütigungen
plötzlich an der Tagesordnung sind. Dabei ist es völlig egal, ob nun
der Toptorjäger oder vielleicht lediglich ein Reservist derart
behandelt wird. Es ist völlig irrelevant, ob der Spieler seine Zukunft
bei Rot-Weiss Essen von solchen Dingen eventuell abhängig macht oder
nicht. Respekt ist hier das Zauberwort, das manche Hirntoten in ihrem
Wahn zu vergessen scheinen. Die Hafenstraße ist ein Schauplatz der
Emotionen, aber kein Ort der Frustbewältigung, der zügellosen
Hasstiraden oder gar tätlichen
Angriffe gegen Spieler, geschweige denn gegen deren Familien. Manche
Menschen scheinen sich einfach wohler zu fühlen, wenn sie auf und um
das Stadion herum mal eben über 2000 Jahre Evolutionsgeschichte über
Bord werfen können.
Wir von Jawattdenn.de möchten uns ausdrücklich von diesen Aktionen
distanzieren und jedem, der sich Woche für Woche das rot-weisse Trikot
überstreift, unseren Respekt ausdrücken. Allein die Tatsache, dass dies
explizit betont werden muss, ist schon traurig genug. Manchmal ist eben
nicht nur die Mannschaft viertklassig.