Erhaltet die Haupttribüne!
Die Ultras Essen haben mit einem Spruchband ein interessantes und bedenkenswertes Thema in die Diskussion eingebracht. Sie warben für den Erhalt der Haupttribüne. Der Plan stammt von einem Architekten, der es für möglich hält das marode Gebäude stehen zu lassen. Näheres über eine mögliche Finanzierung und über die baulichen Möglichkeiten ist nicht bekannt, schließlich steht die Tribüne schon sehr nah am neuen Stadiongebäude, doch man sollte die Idee nicht gleich verwerfen.
Die organisierten Fans banden ihre Forderung in die
Kulturgutschutzkampagne ein und forderten in diesem Rahmen über den
Erhalt der Haupttribüne nachzudenken. Und damit liegen sie richtig. Die
Haupttribüne ist vielleicht das einschneidende Bauwerk in der Geschichte
von RWE, mehr noch als es die erste Flutlichtanlage Deutschlands
gewesen ist. Georg Melches selbst setzte den Bau durch und erschuf eine
der modernsten Tribünen in Deutschland. Innerhalb des Gebäudes befand
sich sogar eine Gymnastikhalle, die heute die Vertreter der schreibenden
Zunft bei den Pressekonferenzen aufnimmt. Gleichzeitig formulieren
viele alte Rot-Weisse, dass mit dem Bau der Tribüne der Niedergang des
Vereins eingeläutet wurde, da sich RWE finanziell übernommen hatte und
nichts mehr in die Mannschaft investieren konnte. Viele Geschichten
hängen mit dieser schönen Tribüne zusammen.
Hierin befinden sich Geschäftsräume, Vereinskneipe und bis vor kurzem
auch der Fanshop. Ein Erhalt der markanten Tribüne lohnt sich aus
mehreren Gründen. Aus der Presse erfahren wir, dass noch gar nicht klar
ist, ob es Geschäftsräume im neuen Stadion gibt, die RWE nutzen kann.
Dieses Problem wäre mit einer sanierten Tribüne gelöst. Außerdem wäre
dies vielleicht eine Möglichkeit, die Vereinskneipe als Treff der Fans
am Spieltag zu erhalten. Der Autor selbst hat in einem Stadion der
verbotenen Stadt auf einer Tribüne eines alten Bundesligastadions eine
Veranstaltung des Kabarettisten Frank Goosen verfolgt und auch für solch
nostalgische Veranstaltungen könnte man die Tribüne hervorragend
nutzen.
Nun kommen wir zur Frage, die Jupp Schmitz dereinst stellte: „Wer soll
das bezahlen, wer hat so viel Pinke-Pinke, wer hat so viel Geld?“ Dieser
Punkt ist bei aller Nostalgie und Fußballromantik der entscheidende.
Keinesfalls soll hier eine Forderung an Verein oder Stadt formuliert
werden. Ersterer soll seinen ohnehin klammen Geldbeutel zur Verbesserung
seiner sportlichen Situation nutzen und das Entgegenkommen der Stadt in
der Stadionfrage nach langer Zeit soll der vorerst letzte Wunsch an
unsere Kommune bleiben.
Es weiß auch niemand, wie viel eine Sanierung kosten würde. Ein
Millionenprojekt wäre hier völlig unangebracht. Wäre der finanzielle
Aufwand in einem vertretbaren Verhältnis zum Ertrag, so gibt es
vielleicht einen Gönner, der ebenfalls Freude an dieser Immobilie hätte.
Zugegeben: Wahrscheinlich ist es nicht, es aber unversucht zu lassen
wäre fahrlässig.
Hendrik Stürznickel