09.11.2011

Erhaltet die Haupttribüne!

von Hendrik Stürznickel

Die Ultras Essen haben mit einem Spruchband ein interessantes und bedenkenswertes Thema in die Diskussion eingebracht. Sie warben für den Erhalt der Haupttribüne. Der Plan stammt von einem Architekten, der es für möglich hält das marode Gebäude stehen zu lassen. Näheres über eine mögliche Finanzierung und über die baulichen Möglichkeiten ist nicht bekannt, schließlich steht die Tribüne schon sehr nah am neuen Stadiongebäude, doch man sollte die Idee nicht gleich verwerfen.

Für den Erhalt der Hauptribüne

Die organisierten Fans banden ihre Forderung in die Kulturgutschutzkampagne ein und forderten in diesem Rahmen über den Erhalt der Haupttribüne nachzudenken. Und damit liegen sie richtig. Die Haupttribüne ist vielleicht das einschneidende Bauwerk in der Geschichte von RWE, mehr noch als es die erste Flutlichtanlage Deutschlands gewesen ist. Georg Melches selbst setzte den Bau durch und erschuf eine der modernsten Tribünen in Deutschland. Innerhalb des Gebäudes befand sich sogar eine Gymnastikhalle, die heute die Vertreter der schreibenden Zunft bei den Pressekonferenzen aufnimmt. Gleichzeitig formulieren viele alte Rot-Weisse, dass mit dem Bau der Tribüne der Niedergang des Vereins eingeläutet wurde, da sich RWE finanziell übernommen hatte und nichts mehr in die Mannschaft investieren konnte. Viele Geschichten hängen mit dieser schönen Tribüne zusammen.

Hierin befinden sich Geschäftsräume, Vereinskneipe und bis vor kurzem auch der Fanshop. Ein Erhalt der markanten Tribüne lohnt sich aus mehreren Gründen. Aus der Presse erfahren wir, dass noch gar nicht klar ist, ob es Geschäftsräume im neuen Stadion gibt, die RWE nutzen kann. Dieses Problem wäre mit einer sanierten Tribüne gelöst. Außerdem wäre dies vielleicht eine Möglichkeit, die Vereinskneipe als Treff der Fans am Spieltag zu erhalten. Der Autor selbst hat in einem Stadion der verbotenen Stadt auf einer Tribüne eines alten Bundesligastadions eine Veranstaltung des Kabarettisten Frank Goosen verfolgt und auch für solch nostalgische Veranstaltungen könnte man die Tribüne hervorragend nutzen.

Spruchband zum Erhalt der HaupttribüneNun kommen wir zur Frage, die Jupp Schmitz dereinst stellte: „Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Pinke-Pinke, wer hat so viel Geld?“ Dieser Punkt ist bei aller Nostalgie und Fußballromantik der entscheidende. Keinesfalls soll hier eine Forderung an Verein oder Stadt formuliert werden. Ersterer soll seinen ohnehin klammen Geldbeutel zur Verbesserung seiner sportlichen Situation nutzen und das Entgegenkommen der Stadt in der Stadionfrage nach langer Zeit soll der vorerst letzte Wunsch an unsere Kommune bleiben.

Es weiß auch niemand, wie viel eine Sanierung kosten würde. Ein Millionenprojekt wäre hier völlig unangebracht. Wäre der finanzielle Aufwand in einem vertretbaren Verhältnis zum Ertrag, so gibt es vielleicht einen Gönner, der ebenfalls Freude an dieser Immobilie hätte. Zugegeben: Wahrscheinlich ist es nicht, es aber unversucht zu lassen wäre fahrlässig.

Hendrik Stürznickel