Der Verband der großen Clubs
Am vorletzten Wochenende fand wieder der DFB-Bundestag statt und der Verband tat vor allen Dingen das, was Vereine und Verbände am liebsten machen, er feierte sich selbst. Dabei besteht Handlungsbedarf im Amateurbereich. Der DFB zeigte sich jedoch als schillernder Dachverband der großen Clubs und der Nationalmannschaft. Der Amateurbereich ist nicht so schlagzeilenträchtig und wurde deswegen gar nicht angesprochen.
Deutschland bewirbt sich um die Europameisterschaft 2024 und Wolfgang
Niersbach wurde mit großer Mehrheit wiedergewählt. Das sind die Themen,
die der Bundestag vor allen Dingen hervorbrachte. Klar, eine EM im
eigenen Land ist nicht nur überfällig, sondern viele Fußballfans freuen
sich darauf. Niersbach hebt sich sehr positiv von den Vorgängern Braun,
Mayer-Vorfelder und Zwanziger ab, indem er sich selbst eher zurücknimmt.
Aber es ist Reformbedarf in den unteren Ligen und es zeigt die Ignoranz
der Führungsriege des DFB, dass dieses Thema nicht einmal auf der
Agenda stand.
Kein Sportmann versteht, wie es sein kann, dass der Meister einer Liga
nicht aufsteigen kann. Die Absurdität dieser Regelung wurde den
Zuschauern im Jahr 2013 mehrfach vor Augen geführt. Die Sportfreunde
Lotte haben die Regionalliga West dominiert und sich in der
wahrscheinlich härtesten Konkurrenz in allen vierten Ligen locker
durchgesetzt und scheiterte dann an Rasenball Leipzig. Noch lächerlicher
traf es Hessen Kassel. Sie scheiterten in der Relegation, dafür
schaffte es aber SV Elversberg und damit stieg der Tabellenzweite der
Südstaffel auf, der Meister der Liga muss auch jetzt wieder in der
Regionalliga antreten. Das ist ungerecht und unsportlich und es weiß
auch jeder. Die Frage ist, welchem Hirn dieser Schwachsinn entstieg.
Dazu muss man sich die Zusammensetzung des DFBs anschauen. Dieser setzt
sich aus Verantwortlichen der Profivereine zusammen und betreibt seit
Jahren eine Abschottungspolitik gegen die unteren Ligen
(Relegationsspiele zwischen 1., 2. und 3. Liga lassen grüßen) und
stellen damit sichere Einnahmen vor den sportlichen Wettbewerb. Man
braucht natürlich nicht von den edlen Sportlern träumen, die den
Wettkampf vor das Geld stellen, aber sportlicher Wettbewerb macht den
Fußball nun einmal aus. Je mehr man Auf- und Abstieg zurückdrängt, desto
uninteressanter wird der Wettbewerb.
Noch absurder wird es, wenn man die Probleme anderer Vereine anschaut.
Hönnepel-Niedermörmter schickt sich an Erster der Oberliga zu werden. Es
würde allerdings überraschen, wenn der Verein für die Regionalliga
melden würde. Das Stadion, scherzhaft von den eigenen Fans als Acker
bezeichnet, müsste für teures Geld aufgerüstet werden und das, obwohl
höchstwahrscheinlich nur wenige Vereine viele Anhänger mitbringen
würden. Darüber hinaus hat die Niederrheinpokalpartie gegen RWE gezeigt,
dass ein friedliches Miteinander durchaus möglich ist. Auch das sollte
dringend geändert werden, damit sich auch kleinere Vereine das
„Abenteuer Regionalliga“ leisten können. Auch dieser Missstand wurde
nicht besprochen.
Es ist keinesfalls eines so großen Verbandes würdig, sich angesichts des
großen Redebedarfs lediglich selbst in Szene zu setzen und symbolische
Gesten zu vollziehen. Denn dafür braucht man diesen Verband nicht. Es
ist gerade diese Borniertheit, die mittlerweile zu der flächendeckenden
Ablehnung in den Fanlagern führt. Die Verbandsoffiziellen müssen sich in
diesen Dingen deutlich positionieren.
Dazu gehört aber auch, dass die Vereine den Druck erhöhen. Im Moment
wird hier zumindest öffentlich nicht energisch genug protestiert. Dies
ist ein Anliegen, das alle ambitionierten Vereine verbindet. Neben den
zahlreichen, aber leider unkoordinierten Aktionen verschiedener
Fangruppen muss auch hier eine Zusammenarbeit erfolgen, damit die
kleinen Stimmen der Amateurvereine nicht weiter überhört werden können.