03.11.2013

Der Verband der großen Clubs

von Hendrik Stürznickel

Am vorletzten Wochenende fand wieder der DFB-Bundestag statt und der Verband tat vor allen Dingen das, was Vereine und Verbände am liebsten machen, er feierte sich selbst. Dabei besteht Handlungsbedarf im Amateurbereich. Der DFB zeigte sich jedoch als schillernder Dachverband der großen Clubs und der Nationalmannschaft. Der Amateurbereich ist nicht so schlagzeilenträchtig und wurde deswegen gar nicht angesprochen.

Deutschland bewirbt sich um die Europameisterschaft 2024 und Wolfgang Niersbach wurde mit großer Mehrheit wiedergewählt. Das sind die Themen, die der Bundestag vor allen Dingen hervorbrachte. Klar, eine EM im eigenen Land ist nicht nur überfällig, sondern viele Fußballfans freuen sich darauf. Niersbach hebt sich sehr positiv von den Vorgängern Braun, Mayer-Vorfelder und Zwanziger ab, indem er sich selbst eher zurücknimmt. Aber es ist Reformbedarf in den unteren Ligen und es zeigt die Ignoranz der Führungsriege des DFB, dass dieses Thema nicht einmal auf der Agenda stand.

Kein Sportmann versteht, wie es sein kann, dass der Meister einer Liga nicht aufsteigen kann. Die Absurdität dieser Regelung wurde den Zuschauern im Jahr 2013 mehrfach vor Augen geführt. Die Sportfreunde Lotte haben die Regionalliga West dominiert und sich in der wahrscheinlich härtesten Konkurrenz in allen vierten Ligen locker durchgesetzt und scheiterte dann an Rasenball Leipzig. Noch lächerlicher traf es Hessen Kassel. Sie scheiterten in der Relegation, dafür schaffte es aber SV Elversberg und damit stieg der Tabellenzweite der Südstaffel auf, der Meister der Liga muss auch jetzt wieder in der Regionalliga antreten. Das ist ungerecht und unsportlich und es weiß auch jeder. Die Frage ist, welchem Hirn dieser Schwachsinn entstieg.

Dazu muss man sich die Zusammensetzung des DFBs anschauen. Dieser setzt sich aus Verantwortlichen der Profivereine zusammen und betreibt seit Jahren eine Abschottungspolitik gegen die unteren Ligen (Relegationsspiele zwischen 1., 2. und 3. Liga lassen grüßen) und stellen damit sichere Einnahmen vor den sportlichen Wettbewerb. Man braucht natürlich nicht von den edlen Sportlern träumen, die den Wettkampf vor das Geld stellen, aber sportlicher Wettbewerb macht den Fußball nun einmal aus. Je mehr man Auf- und Abstieg zurückdrängt, desto uninteressanter wird der Wettbewerb.

Noch absurder wird es, wenn man die Probleme anderer Vereine anschaut. Hönnepel-Niedermörmter schickt sich an Erster der Oberliga zu werden. Es würde allerdings überraschen, wenn der Verein für die Regionalliga melden würde. Das Stadion, scherzhaft von den eigenen Fans als Acker bezeichnet, müsste für teures Geld aufgerüstet werden und das, obwohl höchstwahrscheinlich nur wenige Vereine viele Anhänger mitbringen würden. Darüber hinaus hat die Niederrheinpokalpartie gegen RWE gezeigt, dass ein friedliches Miteinander durchaus möglich ist. Auch das sollte dringend geändert werden, damit sich auch kleinere Vereine das „Abenteuer Regionalliga“ leisten können. Auch dieser Missstand wurde nicht besprochen.

Es ist keinesfalls eines so großen Verbandes würdig, sich angesichts des großen Redebedarfs lediglich selbst in Szene zu setzen und symbolische Gesten zu vollziehen. Denn dafür braucht man diesen Verband nicht. Es ist gerade diese Borniertheit, die mittlerweile zu der flächendeckenden Ablehnung in den Fanlagern führt. Die Verbandsoffiziellen müssen sich in diesen Dingen deutlich positionieren.

Dazu gehört aber auch, dass die Vereine den Druck erhöhen. Im Moment wird hier zumindest öffentlich nicht energisch genug protestiert. Dies ist ein Anliegen, das alle ambitionierten Vereine verbindet. Neben den zahlreichen, aber leider unkoordinierten Aktionen verschiedener Fangruppen muss auch hier eine Zusammenarbeit erfolgen, damit die kleinen Stimmen der Amateurvereine nicht weiter überhört werden können.