03.06.2017

Persönliche Gedanken

von Sebastian Hattermann

Alles rund um die Ausgliederung

Dass meine Wenigkeit eine grundsätzlich kritische Haltung gegenüber einer Ausgliederung hat, dürfte den vorangegangenen Ausführungen zu entnehmen gewesen sein. Nichtsdestotrotz will ich weder die Bestrebungen dazu noch eine mögliche Ausgliederung selbst verteufeln.

Die ganze Diskussion um dieses Thema hat zuletzt deutlich an Fahrt aufgenommen, was insbesondere mit dem innogy-Rückzug im Hinterkopf erstmal sehr unglücklich wirkt und hoffentlich nicht von Michael Welling als letzte Patrone angesehen wird. Michael Welling, dessen Fell in letzter Zeit spürbar dünner geworden ist, wird meinem Empfinden nach noch immer großes Vertrauen in weiten Teilen der Anhängerschaft entgegengebracht, wenn auch die Kritiker zunehmend lauter werden. Oftmals begründet mit sportlichen Aspekten, nicht selten aber auch basierend auf weniger relevanten Nebenkriegsschauplätzen.  

Trotzdem, dass es immer Reibungspunkte geben wird, ist Michael Welling in meinen Augen nach wie vor ein Vorstandsvorsitzender, der Fanbelange ernst nimmt, sofern diese vernünftig an ihn herangetragen werden. Für die Transparenz im Ausgliederungsprozess sowie die gegebenen Mitwirkungsmöglichkeiten fanden außenstehende Fans anderer Vereine nur lobende Worte. Um zu vergleichen, wie es anders laufen kann, schaue man nur nach Hannover, wo Martin Kind seit Jahren auf allerlei Interessen der Fans pfeift. Sollte es eines Tages zur Ausgliederung kommen, halte ich Michael Welling als zentrale Figur in der Prozessleitung dafür als die richtige Person, um wirtschaftliche Interessen und die Wahrung der Identität unter einen Hut zu bekommen. Es wird allerdings auch eine Zeit nach Michael Welling geben…

Der Abstimmung am 11. Juni schaue ich noch relativ entspannt entgegen, da zu diesem Zeitpunkt noch keine endgültige Entscheidung getroffen wird. Aufgrund der Tatsache, dass sich in der Kürze der Zeit keine richtige Opposition bilden konnte und nur eine einfache Mehrheit benötigt wird, um die Bestrebungen fortzuführen, gehe ich davon aus, dass das Thema die Fans auch in den nächsten 12 Monaten noch beschäftigen wird. In dieser Zeit müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die die Interessen der Mitglieder wahren. Insbesondere auch an die ablehnenden Kritiker sei appelliert, dass diese sich bei der Gestaltung der neuen, potentiellen Vereinsstrukturen beteiligen, um auch im Ausgliederungsfall zumindest ein Höchstmaß an Mitbestimmung einfließen gelassen zu haben.

Mein persönliches Fazit: Eine Ausgliederung ist kein automatischer Heilsbringer, so wie es u.a. bereits ausgegliederte Vereine schon gezeigt haben. Um Horrorszenarien wie derer bei 1860 München auszuschießen, würde ich sehr strenge Rahmenbedingungen befürworten, die wiederum den Wert der Anteile sinken lassen würden. Die Erfolgswahrscheinlichkeit würde sich zwar in einem unbestimmten Maß erhöhen, der Preis für die eine oder andere Saison mit vergrößertem Etat erscheint mir aktuell aber zu hoch. Am charmantesten, weil wirklich nachhaltig, finde ich eher noch den Vorteil, dass der e.V. und damit auch die Geschichte und Erfolge des Vereins, geschützt wären. Vor finanziellen Problemen wäre RWE zwar mittelfristig nicht gefeit, Ängsten um die Existenz wie 2010, als auch eine Vereinsauflösung nicht undenkbar gewesen wäre,  dürften damit aber die Grundlage entzogen sein.

Trotz meiner ablehnenden Meinung: Sollte es, voraussichtlich 2018, dazu kommen, dass eine qualifizierte Mehrheit der Vereinsmitglieder  (> 75 %) für eine Ausgliederung stimmt, würde ich diesen Weg mitgehen. Selbstverständlich nicht, ohne vorher die nötigen Weichen mitjustiert zu haben. Die Liebe zu Rot-Weiss Essen steht und fällt nicht mit einer Rechtsform, vor allem nicht dann, wenn diese nach einer basisdemokratischen Abstimmung durch die Fans selber geändert werden sollte. Bis dahin wird jedoch noch viel Wasser die Ruhr hinab fließen, so dass genügend Zeit sein wird, dies zu verhindern oder entsprechend mitzugestalten.

In guten wie in schlechten Zeiten: Nur der RWE!