Duell der Aufsteiger

Vom neuen Hauptbahnhof bis zum Bahnhof Köpenick dauert es einige Zeit. In der Innenstadt Berlins dominieren Fans der Leichtathletik das Bild und deswegen sind die Züge in die Gegenrichtung voll, während man selbst ganz gemütlich in den äußersten Osten der Hauptstadt gelangt. Nur einige wenige Düsseldorfer lassen überhaupt erkennen, dass heute ein Fußballspiel stattfindet. Erst in Köpenick selbst steigen sie zu – die Eisernen – die heute das erste Mal ein Ligaspiel in ihrer neugebauten Heimat, der „Alten Försterei“ anschauen.

Ab Halt Köpenick geht es dann zu Fuß durch einige Gassen, durch ein kurzes Waldstück und dann steht man direkt vor dem durch Schmucklosigkeit glänzende Stadion. Die Geschichte des Neubaus ist beinahe legendär. Die Alte Försterei stand noch vor wenigen Jahren kurz vor dem Aus. Die Stadt Berlin wollte die Sportstätte nicht finanzieren. Mit dem Jahnstadion und dem Olympiastadion stünden zwei Fußballplätze zur Verfügung, die für den Wettbewerb der Eisernen ausreichten. Der Verein übernahm nun die Initiative und baute fast ausschließlich mit ehrenamtlich helfenden Fans das Stadion neu.

Das Rund ist wunderbar für Fußballpuritaner. Über 16.000 Stehplätze sind entstanden, die komplette Gegengerade ist ohne einen einzigen Sitzplatz aufgebaut worden. Kein übertriebenes Catering, nur Getränke und Würstchen bekommt der Besucher. Auf dem Feld fliegen keine Werbezeppeline und finden keine albernen Spielchen statt. Nur Fußball pur bekommt der Berliner Fan und das ist viel mehr als viele anderen Vereine bieten. Die Stimmung war passend zum Wetter außerordentlich gut. Die Düsseldorfer, ebenfalls mit großem Anhang vertreten, und die Berliner boten sich ein starkes Duell auf den Rängen.

Auf dem Platz entwickelte sich ebenfalls eine ansehnliche Partie. Die Bilder sind durch die Berichterstattung bekannt. Union Berlin siegte 1:0 nach einem abgefälschten Sonntagsschuss durch den Ex-Düsseldorfer Kenan Sahin. Sehr interessant war der Blick auf alte Bekannte. Mac Younga-Mouhani agierte gewohnt bissig, erstaunlich war dagegen die Leistung von Michael Bemben. Er war einer der stärksten Spieler der Berliner, ackerte die rechte Seite entlang und gab stets gefährliche Vorlagen in die Offensive. Da wurde jemand wohl zu früh abgeschrieben. In Anbetracht dessen, dass er damals in der Dritten Liga geblieben wäre, ist das im Nachhinein ein herber Verlust.

Nach dem Spiel war Union dann alleiniger Tabellenführer zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison und das wurde gebührend von Spielern und Fans gefeiert. Danach ging es wieder in die Stadtmitte. Insgesamt hat sich dieser Besuch gelohnt. Die Alte Försterei ist auf jeden Fall eine Reise wert. Nur die Haupttribüne ist noch nicht umgebaut, aber auch diese letzte Renovierung steht noch bevor und dann ist die einzigartige Vision eines Fußballstadions vollendet. Es bleibt nur noch dem Verein und den Anhängern viel Erfolg zu wünschen und zu hoffen, dass vielleicht auch wir bald in diesem Stadion als Gäste empfangen werden.