21.05.2015

Italien-Reise Teil II: „Da kommen bestimmt noch welche“

von Redaktion

Der Wecker wurde nicht überhört. Die Reisetruppe war am Ostersamstag pünktlich um 7:30 Uhr aus den Federn. Nach kleinem Frühstück und einem kurzen Provianteinkauf im Supermarkt an der Ecke ging es mit dem Mietwagen gegen 9:30 Uhr in Richtung Stadio Olimpico. AS Rom vs. SSC Neapel stand also als erste von zwei Partien um 12:30 Uhr auf dem Programm.

Die Fahrt zum Foro Italico war recht entspannt. Und plötzlich führte die Straße direkt am Stadion vorbei und uns wurde schnell klar, wie mächtig dieses Ding allein von außen aus erscheint. Wir konnten den Wagen direkt an der Straße (höchst wahrscheinlich unerlaubt) parken und bewegten uns dann in Richtung des Foro Italico. Dieses Areal beinhaltet gleich drei Sportarten: Ganz am Ende das Olympiastadion, welches bekanntlich von AS und Lazio Rom benutzt wird, doch davor finden sich etliche Tennisplätze wieder. Der Center Court allein fasst mal eben 10.000 Zuschauer, die Nebenplätze lassen sich ebenfalls sehen (umgarnt mit Marmorstatuen). Zudem findet man auch die große Schwimmarena hier wieder, wo die Freiluftmeisterschaften, sowohl in den Schwimm-, als auch Turmspringwettbewerben durchgeführt werden. Doch dafür waren wir ja nicht da – Fußball war angesagt.

Der AS Rom besaß einen ordentlichen Fanshop, wo sich natürlich wieder einmal ein Souvenir gekauft werden musste – die Wahl bei den Schals fiel nicht leicht. Am Ende wurde es ein Seidenschal in den Farben der Roma. Nebenan vergnügten sich die italienischen Fans im ‚Roma-Village‘, wo ordentlich Attraktion vor dem Anpfiff herrschte. Eine Stunde vor Beginn enterten wir dann endlich die Arena. Auf dem Weg in Richtung Stadion liefen uns immer wieder junge Typen entgegen, allesamt mit Sonnenbrille und Drei- bis Volltagebart ausgestattet. Hier also ist nun wirklich kein Eventpublikum vorhanden. Überraschend auch, wie entspannt die Fahnenträger ohne Begleitung den Weg zum Stadion aufnahmen.

Wir hatten Tickets für die Distinti Sud Tribüne, direkt neben der berühmt berüchtigten Curva Sud, die eine Stunde vor Anpfiff noch nahezu leer war. Das Fußballerherz schlug schneller als die Spieler der Roma auf den Platz liefen, doch leider war gegen den SSC Neapel Francesco Totti geschont worden -  mit ihm wäre das sicherlich noch einige Dezibel lauter gewesen. So wurden vor allem die ‚Krieger‘ De Rossi und Florenzi herzhaft begrüßt. Ein gellendes Pfeifkonzert erhielten die Spieler vom Gast aus dem Süden. Doch auch hier folgte eine weitere kleine Enttäuschung: Bei einem Blick in Richtung Gästekurve fiel uns auf, dass bis auf ein kleines Grüppchen kein Gästefan das Olimpico betreten hatte. Unseren Optimismus zum Trotz redeten wir uns immer wieder ein: „Da kommen bestimmt noch welche.“

Aufgrund der Vorfälle im letzten Jahr als Florenz vs. Neapel in Rom das Pokalfinale spielten und dabei Neapel-Fans von Roma-Ultras/Hools angegriffen wurden und dabei Ciro Esposito, ein 30-Jähriger Neapolitaner vom bekannten Rom-Hool Daniele de Santis angeschossen wurde und Wochen später seinen Verletzungen erlag. So wurde dieses Spiel als Hochsicherheitsspiel eingestuft. Seitdem dürfen sowohl Rom, als auch Nepael-Fans die Spiele nicht mehr besuchen -> eigentlich. Denn gut 50 Gästefans waren es dann doch, die sich einfand und ein ‚Ciro Sempre‘-Banner enthüllten, die Curva Sud quittierte dies mit Pfiffen und schon sehr geschmacklosen Spruchbändern, die ich hier lieber nicht dokumentieren möchte.

Davon ab aber ging es mit dem Spielanpfiff richtig los in der römischen Fankurve, die begleitet von vielen Fahnen, Rauchbomben, Bengalen und Böllern, die Mannschaft nach vorne peitschten. Der Support war über große Teile gut und das frühe Führungstor war natürlich auch Balsam auf die geschundene Roma-Seele, die zuvor wenige Spiele im Kampf um die Champions-League-Plätze gewinnen konnten. Da aber auch Neapel bekanntlich ein Spitzenteam ist, entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe, was wirklich schön anzusehen war und deshalb auch kurzweilig wurde.

Die Unterstützung der Romanisti ließ nie nach, immer wieder folgten krachende Klatsch- auf Gesangeinlagen. Die Partie wurde immer spannender, es stand weiterhin 1:0 durch den Treffer von Pjanic aus der ersten Hälfte. Sowohl die Gastgeber, als auch der SSC ließen reihenweise große Möglichkeiten liegen.

Da wir uns am Ende der Begegnung am Treppenaufgang aufhielten, um so schnell Richtung Auto zu gelangen und auf direktem Weg nach Florenz fahren wollten, erlebten wir neben heißblütigen Tifosi jeglichen Alters die letzten Minuten. Als der Roma-Keeper Morgan de Sanctis einen letzten Torschuss mit Bravour parierte und den Ball festhielt, waren Jubelszenen zu vernehmen, als wenn Rot-Weiss weiter auf Platz 1 stünde und gerade Aachen, oder Gladbach II besiegt hätte. So eine Emotionalität bei einem – vermeintlich normalen Ligaspiel – kennen wir nun wirklich nicht. Das war auf jeden Fall ein schönes Erlebnis. Doch Zeit zum Genießen gab es nicht, der AC Florenz mitsamt Mario Gomez rief. Und gleichzeitig eine Strecke von knapp 300 Kilometern, die innerhalb von 3 Stunden zurückgelegt werden mussten.


Teil III folgt in Kürze...


Dank geht an Joachim Schultheis, der mit einem Kollegen auf "theunderdog" über Dinge aus der Welt des Sports berichtet.

Italien 2015

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