"Helden von einst" Teil I

veröffentlicht am 30.11.2005 um 10:50 Uhr

Was machen eigentlich RWE-Legenden heute? Unter dem Motto "Helden von einst" werden wir in regelmäßigen Abständen an Spieler erinnern, die an der Hafenstraße Kult waren. Beginnen wollen wir mit Willi "Ente" Lippens, der dem Jawattdenn.de-Team in einem ausführlichen Interview Rede und Antwort stand.

Willi Lippens, die Ente - ein Kurzporträt

Willi LippensWilli Lippens, die Ente: diejenigen unter uns, die noch in den Genuss von Erstligafußball an der Hafenstrasse kommen konnten, muss man Willi nicht näher bringen. Die Bilder und Erinnerungen an ihn laufen von ganz alleine ab. Allen anderen sollte klar gesagt werden: so einen Spieler wie Willi werdet Ihr wahrscheinlich in diesem Leben nicht mehr sehen. Da habt Ihr schlichtweg einen der ganz großen Fußballer im Revier verpasst.

Denn Willi war einmalig, ein begnadeter Linksaußen, ein echtes Schlitzohr, ein Original, Publikumsliebling, und ein Rot-Weißer durch und durch. Er war nicht nur Spieler beim Verein, er war mehr als ein Teil von diesem. Eben einer von uns.

Er kam 1965 als 20-jähriger von einem kleinen Verein aus Kleve als junges unbekanntes Talent, und entwickelte sich im Laufe der Jahre zum wahrscheinlich bedeutendsten RWE-Spieler aller Zeiten, direkt in einem Atemzug zu nennen mit Helmut Rahn. Dies, weil er es verstand, wie kein Zweiter Effizienz und Effektivität für die Mannschaft mit faszinierendem Entertainment für die Massen zu verbinden.

Lippens spielte zwischen 1965 und 1981 insgesamt 13 Jahre für Rot-Weiss, Ausnahmen bildeten lediglich die Jahre 1976-1979, als er in Dortmund und den USA kickte. Er stieg in dieser Zeit mit RWE drei Mal in die Bundesliga auf (1966, 1969 und 1973), zwei Mal ab (1967 und 1971), des weiteren wurde der Aufstieg während seiner Ära einige Male nur hauchdünn verpasst (1968, 1972 und 1980). Damals konnte Rot-Weiss noch mit Fug und Recht behaupten, die dritte Kraft im Ruhrgebietsfußball zu sein.

Als Fußballer war er eine geniale Mischung aus Dribbelkönig, Vorbereiter und Knipser. Er konnte mehrere Abwehrspieler auf engstem Raum ausspielen, verfügte über hervorragende Technik und Ballbehandlung und machte stets das Unerwartete. Er war im positivsten Sinne unberechenbar.

Er bereitete unzählige Tore vor, durch präzise Flanken oder Vorlagen, nach denen der Mann vor dem Tor den Ball nur locker einnicken oder den Fuß hinhalten musste. Hätte es damals schon so was wie Scorer-Listen gegeben, er wäre ständig vorne mit dabei gewesen. Natürlich erzielte Willi auch Tore wie am Fließband. In der Bundesliga insgsamt 92 für RWE, in der zweiten Liga bzw. der ehemaligen Regionalliga West noch wesentlich mehr. Diese natürlich stets auf seine unnachahmliche Art. Lippens hatte einfach das Auge und das Näschen - sprich den Torriecher.

Willi LippensLippens beendete im Sommer 1981 mit knapp 36 Jahren seine aktive Laufbahn, züchtet heute Rennpferde und betreibt mit seiner Frau Monika einen Gastronomiebetrieb auf einem vierhundert Jahre alten Bauernhof in Bottrop, dem Lippens-Hof „Mitten im Pott“. Ente war für viele Fans an der Hafenstraße ein großes Kindheits- und Jugendidol, eine der schillerndsten Figuren auf der Bundesliga-Bühne. Ein Spieler, dem man mit Faszination zugeschaut hat. Seine Aktionen auf dem Rasen riefen immer regelrechte Begeisterungsstürme hervor. Oft genug mit Gänsehaut verbunden. Die lang gezogenen "Williiiiiiiiiiiiiiiiiii"-Rufe im Georg-Melches-Stadion aus abertausend Kehlen - wann immer er am Ball war – taten ihr Übriges dazu bei.

Auch seine Interviews ließen einen oftmals schmunzeln. Sie verkörperten seinen heute noch vorhandenen Humor und eine unglaubliche Schlagfertigkeit. Er hatte immer einen guten Spruch auf den Lippen. In den siebziger Jahren kannte die Ente in Deutschland jedes Kind, er spielte in einer Liga mit Spielern wie Beckenbauer, Müller, Netzer und Overath.

Vor kurzem ist er bekanntlich 60 Jahre alt geworden. Dass sein Herz immer noch sehr am Verein hängt, verdeutlicht das folgende Interview:


-> Zum Interview Teil I