"Helden von einst" Teil I
Was machen eigentlich RWE-Legenden heute? Unter dem Motto "Helden von einst" werden wir in regelmäßigen Abständen an Spieler erinnern, die an der Hafenstraße Kult waren. Beginnen wollen wir mit Willi "Ente" Lippens, der dem Jawattdenn.de-Team in einem ausführlichen Interview Rede und Antwort stand.
Willi Lippens, die Ente - ein Kurzporträt
Willi
Lippens, die Ente: diejenigen unter uns, die noch
in den Genuss von Erstligafußball an der Hafenstrasse
kommen konnten, muss man Willi nicht näher bringen.
Die Bilder und Erinnerungen an ihn laufen von ganz
alleine ab. Allen anderen sollte klar gesagt werden:
so einen Spieler wie Willi werdet Ihr wahrscheinlich
in diesem Leben nicht mehr sehen. Da habt Ihr schlichtweg
einen der ganz großen Fußballer im Revier
verpasst.
Denn Willi war einmalig, ein begnadeter Linksaußen,
ein echtes Schlitzohr, ein Original, Publikumsliebling,
und ein Rot-Weißer durch und durch. Er war nicht
nur Spieler beim Verein, er war mehr als ein Teil
von diesem. Eben einer von uns.
Er kam 1965 als 20-jähriger von einem kleinen
Verein aus Kleve als junges unbekanntes Talent, und
entwickelte sich im Laufe der Jahre zum wahrscheinlich
bedeutendsten RWE-Spieler aller Zeiten, direkt in
einem Atemzug zu nennen mit Helmut Rahn. Dies, weil
er es verstand, wie kein Zweiter Effizienz und Effektivität
für die Mannschaft mit faszinierendem Entertainment
für die Massen zu verbinden.
Lippens spielte zwischen 1965 und 1981 insgesamt 13
Jahre für Rot-Weiss, Ausnahmen bildeten lediglich
die Jahre 1976-1979, als er in Dortmund und den USA
kickte. Er stieg in dieser Zeit mit RWE drei Mal in
die Bundesliga auf (1966, 1969 und 1973), zwei Mal
ab (1967 und 1971), des weiteren wurde der Aufstieg
während seiner Ära einige Male nur hauchdünn
verpasst (1968, 1972 und 1980). Damals konnte Rot-Weiss
noch mit Fug und Recht behaupten, die dritte Kraft
im Ruhrgebietsfußball zu sein.
Als Fußballer war er eine geniale Mischung aus
Dribbelkönig, Vorbereiter und Knipser. Er konnte
mehrere Abwehrspieler auf engstem Raum ausspielen,
verfügte über hervorragende Technik und
Ballbehandlung und machte stets das Unerwartete. Er
war im positivsten Sinne unberechenbar.
Er bereitete unzählige Tore vor, durch präzise
Flanken oder Vorlagen, nach denen der Mann vor dem
Tor den Ball nur locker einnicken oder den Fuß
hinhalten musste. Hätte es damals schon so was
wie Scorer-Listen gegeben, er wäre ständig
vorne mit dabei gewesen. Natürlich erzielte Willi
auch Tore wie am Fließband. In der Bundesliga
insgsamt 92 für RWE, in der zweiten Liga bzw.
der ehemaligen Regionalliga West noch wesentlich mehr.
Diese natürlich stets auf seine unnachahmliche
Art. Lippens hatte einfach das Auge und das Näschen
- sprich den Torriecher.
Lippens
beendete im Sommer 1981 mit knapp 36 Jahren seine
aktive Laufbahn, züchtet heute Rennpferde und
betreibt mit seiner Frau Monika einen Gastronomiebetrieb
auf einem vierhundert Jahre alten Bauernhof in Bottrop,
dem Lippens-Hof „Mitten
im Pott“. Ente war für viele Fans an
der Hafenstraße ein großes Kindheits-
und Jugendidol, eine der schillerndsten Figuren auf
der Bundesliga-Bühne. Ein Spieler, dem man mit
Faszination zugeschaut hat. Seine Aktionen auf dem
Rasen riefen immer regelrechte Begeisterungsstürme
hervor. Oft genug mit Gänsehaut verbunden. Die
lang gezogenen "Williiiiiiiiiiiiiiiiiii"-Rufe
im Georg-Melches-Stadion aus abertausend Kehlen -
wann immer er am Ball war – taten ihr Übriges
dazu bei.
Auch seine Interviews ließen einen oftmals schmunzeln.
Sie verkörperten seinen heute noch vorhandenen
Humor und eine unglaubliche Schlagfertigkeit. Er hatte
immer einen guten Spruch auf den Lippen. In den siebziger
Jahren kannte die Ente in Deutschland jedes Kind,
er spielte in einer Liga mit Spielern wie Beckenbauer,
Müller, Netzer und Overath.
Vor kurzem ist er bekanntlich 60 Jahre alt geworden.
Dass sein Herz immer noch sehr am Verein hängt,
verdeutlicht das folgende Interview:
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Interview Teil I