Interview mit Stefan Meutsch
Kurz vor Saisonstart hatte Jawattdenn.de die Gelegenheit mit unserem Ersten Vorsitzenden, Stefan Meutsch,ein Gespräch zu führen. Mit ihm sprachen wir über die neuen Strukturen, die Arbeit des Vorstandes, aber auch über persönliche Träume.
Jawattdenn.de: Wie
beurteilen Sie die vergangene Saison im Rückblick?
Stefan Meutsch:
Wir sollten die letzte Saison abhaken. Es war eine Saison voller
Enttäuschungen, seien es die Ergebnisse in der Liga, sei es der Pokal oder der
Abstieg unserer A-Jugend. Das war zu Beginn der Spielzeit unvorstellbar und ist
letztendlich doch eingetroffen. Nichtsdestotrotz sind wir nicht in Agonie
versunken und haben nach vorn geschaut. Das Team unter Thomas Strunz hat unter
den auch finanziell sehr schwierigen Gesamtumständen eine Mannschaft
zusammengestellt, bei der wir wieder in der Lage sind, uns auf die kommenden Spiele zu freuen. Ich denke, wenn die ersten zwei Spiele
gelaufen sind, wissen wir mehr. Wir hoffen alle, und das wurde noch einmal bei
der Saisoneröffnung deutlich, dass wir vom ersten Spieltag an vorne dabei sein
können. Dann kann die Saison ein Selbstläufer werden. Die Mannschaft ist
deutlich homogener aufgestellt, wir haben ein Team, das für
Viertligaverhältnisse ein überdurchschnittliches technisches Niveau hat.
Zusätzlich stehen die Fans als bewährter zwölfter Mann hinter uns. Für das
kommende Jahr sollte etwas möglich sein.
Jawattdenn.de: Wie
problematisch wäre ein möglicher Nicht-Aufstieg?
Stefan Meutsch:
In der vierten Liga einen Aufstieg zu planen, ist eine besondere
Herausforderung. Nur eine Mannschaft steigt auf und eine Menge Teams wollen
dieses Ziel erreichen. Das ist die schwerste sportliche Aufgabe, die es in den
oberen Ligen überhaupt gibt. Insofern wird die Welt auch bei einem
Nicht-Aufstieg nicht untergehen. Das absolute Minimalziel ist aber, ganz oben
dabei zu sein und in Schlagdistanz zu Platz eins zu stehen. Ich mag nicht
darüber nachdenken, was es für den Verein bedeuten würde, wenn wir langfristig
nicht aufsteigen würden. Das wäre unerträglich. Aber es kann gegebenenfalls
auch zwei Jahre dauern.
Jawattdenn.de: Wie
beurteilen Sie die derzeitige Situation im Verein? In der Presse wird häufig
gesagt, die Stadt habe nun den Verein übernommen. Auf Dauer ist ein Überleben
in der vierten Liga so sicher nicht möglich.
Stefan Meutsch:
Mir fehlt derzeit die Phantasie wie dieses Überleben finanziell darstellbar
sein könnte. Im Augenblick stecken unser Land und fast die ganze Welt in einer
gesamtwirtschaftlich schwierigen Situation. Da fällt es natürlich schwerer,
Sponsoren zu finden. Man kann nicht erwarten, dass Firmen, die sich im rauen
wirtschaftlichen Umfeld behaupten müssen und Opfer von ihren Mitarbeitern
verlangen, gleichzeitig aber großzügig einen Viertligisten sponsern. Das ist
ein schwieriges Unterfangen.
Die oft aufgestellte Behauptung, die Stadt habe das Kommando
übernommen, ist so nicht richtig. Dies dürfen und können wir als Verein doch
deutlich differenzierter sehen. Die Stadt und die stadtnahen Gesellschaften
haben dem Verein in einer außerordentlich schwierigen Situation geholfen. Dafür
können wir nur dankbar sein. Dass derjenige, der zu unseren Gunsten derartige
Anstrengungen unternimmt ein wachsames Auge darauf haben möchte, was mit seinem
Geld passiert, ist wohl verständlich. Dennoch ist die Spielbetriebsgesellschaft
im Rahmen der Budgets frei, wenn es beispielsweise darum geht die Mannschaften,
den Trainerstab oder das Funktionsteam aufzustellen, sowie alle Entscheidungen
zu treffen, die der Spielbetriebs-GmbH gemäß Gesetz und Satzung auferlegt sind.
Darüber hinaus haben wir, wenn die neuen Strukturen in den
nächsten Wochen stehen, die Mehrheit in der Spielbetriebsgesellschaft, was auch
vom DFB so gefordert ist. Es können keine Entscheidungen gegen den Verein
getroffen werden. Damit können wir in der augenblicklichen Situation gut leben.
Jawattdenn.de: Wo
genau liegt der Vorteil der neuen Strukturen? Wie machen diese Strukturen den
Verein für Investoren attraktiver?
Stefan Meutsch:
Heute gewinnen wir in erster Linie Sponsoren, weil sie sich dem Verein
verbunden fühlen und guten Fußball sehen wollen. Neue Strukturen schießen
leider nicht automatisch mehr Tore. Aber ein wesentlicher Teil der
Umstrukturierung ist die Möglichkeit der Bildung einer Investorengesellschaft.
Diese Gesellschaft soll der Spielbetriebs-GmbH Mittel zuführen, die besondere
Maßnahmen ermöglichen. Das kann beispielsweise die Verpflichtung eines
besonders leistungsstarken Spielers sein, dessen Finanzierung sonst außerhalb
des Budgets läge. Darüber hinaus ermöglichen die neuen Strukturen eine
systematischere und konsequentere Vermarktung. Die Vermarktungsgesellschaft ist
unterhalb der Spielbetriebs-GmbH angesiedelt. Hier werden personelle Ressourcen
geschaffen, die sich der Verein alleine nie hätte erlauben können. Es bleibt aber abzuwarten, was daraus wird.
Die wirtschaftliche Gesamtsituation sowie die Zugehörigkeit zur vierten Liga
macht die Sache auch mit neuen Strukturen nicht einfacher.
Jawattdenn.de: Im
Vorfeld wurde die Notwendigkeit dieser Veränderungen stets betont. Warum aber
ganz konkret ist eine GmbH besser als ein e.V.? Umgekehrt gefragt: könnte die
falsche Person in einer Funktion in einer GmbH nicht genauso viel Schaden
anrichten wie in einem Verein?
Stefan Meutsch:
Absolut richtig. Wir hatten allerdings schon vorher eine Spielbetriebs-GmbH,
die jedoch aufgrund der Kölmel-Verträge nicht aktiv werden konnte. Insofern ist
das, was jetzt passiert ist, nichts grundlegend Neues. Dies wurde vom Verein
schon vor vielen Jahren so angelegt. Nun haben wir die Möglichkeit, diese Dinge
durch den Schuldnerwechsel von Kölmel zur GVE zu aktivieren.
Diese Spielbetriebs-GmbH muss sich nicht um all das kümmern,
um was sich der Verein sorgen musste. Die zentrale Aufgabe ist es, die erste
Mannschaft nach vorne zu bringen und sich daneben um die U23, U19 und U17 zu
kümmern, die wiederum für die Erste wichtig sind. Damit kann sich die
Spielbetriebs-GmbH also sehr viel intensiver beschäftigen. An der
Vermarktungsgesellschaft hält die GVE 51% und die Spielbetriebs-GmbH 49%. Auch
dort kann man dann einfach mehr Manpower für die Vermarktung einbringen.
Natürlich ist die Spielbetriebsgesellschaft damit im operativen Geschäft auch unabhängiger, sowohl von der Stadt, als aber auch vom Verein. Früher war es so, dass der Präsident direkt in das Geschäft eingreifen konnte. Heute kann dies nur noch der Verein über die Gesellschafterversammlung. Das ist immer noch eine starke Position. Somit tragen die Beschäftigten der Spielbetriebs-GmbH ein weitaus größeres Maß an Verantwortung, haben aber auch mehr Freiheiten.
Jawattdenn.de: Nico Schäfer ist aus dem Vorstand ausgeschieden. Gibt es schon Gespräche mit eventuellen Nachfolgern?
Natürlich ist die Spielbetriebsgesellschaft damit im operativen Geschäft auch unabhängiger, sowohl von der Stadt, als aber auch vom Verein. Früher war es so, dass der Präsident direkt in das Geschäft eingreifen konnte. Heute kann dies nur noch der Verein über die Gesellschafterversammlung. Das ist immer noch eine starke Position. Somit tragen die Beschäftigten der Spielbetriebs-GmbH ein weitaus größeres Maß an Verantwortung, haben aber auch mehr Freiheiten.
Jawattdenn.de: Nico Schäfer ist aus dem Vorstand ausgeschieden. Gibt es schon Gespräche mit eventuellen Nachfolgern?
Stefan Meutsch:
Den Rücktritt von Nico Schäfer bedaure ich persönlich sehr. Aber ich habe
großes Verständnis dafür, wenn man sich nach so vielen Jahren auf andere
Aufgaben konzentrieren möchte. Es ist daher nötig geworden, diese Position im
Vorstand neu zu besetzen. Ich habe dem Aufsichtsrat auch schon zwei Herren
vorgeschlagen. Da ist zum einen Dr. Thomas Hermes, Rechtsanwalt und Notar,
sowie Klaus Grewer, Vorstandsmitglied der Wohnungsgenossenschaft Essen-Nord. Beides
sind langjährige Vereinsmitglieder, die ich im letzten Jahr auch bei diversen
Auswärtsspielen unserer Mannschaft
begrüßen durfte.
Jawattdenn.de: Kurz
nach dem Ausscheiden von Nico Schäfer erklärte die Trimet ihren Rückzug als
Sponsor aus personellen Gründen? Gab es keine Möglichkeit die Firma als Sponsor
zu halten?
Stefan Meutsch:
Zunächst muss ich betonen, dass uns die Firma Trimet über viele Jahre ganz hervorragend
begleitet hat und in schwierigsten Situationen immer wieder geholfen hat. Dass,
was in den letzten zwölf Monaten in und um den Verein herum passiert ist, hat
viele Sponsoren – und dafür muss man großes Verständnis aufbringen – irritiert.
In solchen Situationen geht auch mal Vertrauen verloren und es ist die Aufgabe
des Vereins, insbesondere bei Unternehmen wie Trimet, dies wiederaufzubauen.
Darum werden wir uns ganz sicher bemühen.
Jawattdenn.de: Vielleicht können Sie uns ein wenig zu
Ihrer Person erzählen. Wie sind Sie eigentlich in den RWE-Vorstand gekommen?
Stefan Meutsch:
In erster Linie bin ich, wie hoffentlich jeder Essener Junge, von Geburt an
Rot-Weiss-Fan. Der Sprung vom Zuschauer zum Vorstand, tja, das sind so Zufälle,
die das Leben manchmal so mit sich bringt. In meinem Fall habe ich Nico Schäfer
beim Ständehaustreff in Düsseldorf kennen gelernt. Wir haben schnell nur noch
über Rot-Weiss gesprochen. So entstand der Kontakt. Dann kam Rolf Hempelmann
auf mich zu und so wurde ich in der Mitgliederversammlung, das ging dann ganz
schnell, in den Vorstand gewählt. Zunächst hieß es, man würde sich einmal im
Monat für ein paar Stunden treffen. Aber nach den ersten enttäuschenden Spielen
änderte sich das natürlich. Sagen wir so: wenn man sonst nichts zu tun gehabt
hätte, hätte ich auch dann noch reichlich Arbeit gehabt. Das kann dann in
schwierigen Zeiten schon eine abendfüllende Veranstaltung sein.
Wenn alles glattläuft, geht man zu den Spielen und genießt
den Sieg. Dann trifft man sich hin und wieder zu Sitzungen, wo man
erfreulichere Dinge besprechen kann. Aber wehe, es läuft anders. Wehe, es ist
zu wenig Geld vorhanden, was leider ein Dauerzustand ist, und man erlebt
zusätzlich noch sportlichen Misserfolg. Dann ist man zum Handeln gezwungen.
Aber auch hier liegt künftig die operative Verantwortung bei der
Spielbetriebs-GmbH.
Jawattdenn.de: Nun
übernehmen Sie als Erster Vorsitzender auch noch zusätzliche Verantwortung,
wenn Sie beispielsweise bei der Mitgliederversammlung, keine guten Zahlen präsentieren
müssen. Haben Sie Angst, mit dieser Misere verbunden zu werden, obwohl Sie ja
eigentlich nur Altlasten übernehmen?
Stefan Meutsch:
Das muss man sich vorher überlegen. Die wirtschaftliche Situation wird jedem
künftigen Vorstandsmitglied, bevor er gewählt wird, offengelegt. Wenn man dann
„Ja“ sagt, weiß man, worauf man sich eingelassen hat. Die guten Sachen werden
einem möglicherweise zugeschrieben, die weniger guten Dinge sogar ganz sicher
(lacht).
Jawattdenn.de: Wie
kam es dann zu Ihrer Nominierung als Ersten Vorsitzenden?
Stefan Meutsch: Das
lag in erster Linie daran, dass Rolf Hempelmann zurücktrat und Nico Schäfer
ebenfalls diese Absicht bekundet hat. Da wird die Auswahl schnell eng. Uwe Pietsch
hatte wenig Interesse dieses Amt auszuüben. Aber das hängt dann auch weniger an
mir oder Uwe Pietsch. Der Aufsichtsrat hat das alleinige Recht den Ersten
Vorsitzenden vorzuschlagen. In so einer Situation dann Nein zu sagen, wäre
einem Weglaufen gleichgekommen. Das ist immer schlecht.
Jawattdenn.de: Professor
Dr. Markus Buchberger erläuterte einmal auf der Mitgliederversammlung den
Unterschied zwischen dem jetzigen Vorstand und dem damaligen Präsidium.
Vielleicht können Sie das noch einmal verdeutlichen.
Stefan Meutsch:
Diesen Vorschlag habe ich dem Aufsichtsrat unterbreitet. Mit den neuen
Strukturen, die jetzt umgesetzt werden. Für alle soll sichtbar sein, dass die
operative Verantwortung bei der Spielbetriebs-GmbH liegt. Wenn der Verein
weiterhin durch einen Präsidenten geführt wird, lässt sich in der Öffentlichkeit
nur schwer deutlich machen, dass der Präsident gar nicht der Boss ist. Der Verein, der Erste Vorsitzende
und auch die anderen Vorstandsmitglieder üben gegenüber der Spielbetriebs-GmbH
eine Kontrollfunktion aus. Insofern würden die Begriffe Präsidium oder
Präsident Raum für Missverständnisse bieten.
Jawattdenn.de: Wie
muss man sich diese Kontrollfunktion vorstellen?
Stefan Meutsch:
Das läuft über die Gesellschafterversammlung. Die Spielbetriebs-GmbH ist die
operative Führung für die erste Mannschaft, die U23, U19 und U17. Die dortigen
Geschäftsführer werden von der Gesellschafterversammlung bestellt und die ist wiederum, wie in jeder GmbH
auch, weisungsbefugt. In diesen Versammlungen legen die Geschäftsführer ihre
Berichte vor, im sportlichen Bereich muss man ja eigentlich nur auf die Tabelle
schauen. Der kaufmännische Bereich ist schon komplexer angelegt. Aber die
Gesellschafter, also der Verein und die GVE, sowie später die
Investorengesellschaft, treffen in der Versammlung Beschlüsse, an die sich die
Geschäftsführung zu halten hat. Sie stellen fest und genehmigen den
Jahresabschluss und können Geschäftsführer abberufen und bestellen. Das sind
alles überwachende, kontrollierende Aufgaben und eben nicht mehr die
Bewältigung des Tagesgeschäfts.
Jawattdenn.de: Ist
der Vorstand denn in irgendeiner Weise an Neuverpflichtungen beteiligt?
Stefan Meutsch:
Per se nicht. Die Spielbetriebs-GmbH bekommt ein Budget und kann innerhalb
dieses Budgets frei agieren. Natürlich stimmt man sich untereinander mal ab. Es
wäre ja verrückt, wenn wir einen besonderen Formalismus Einzug halten lassen
würden. Tatsächlich haben wir diese Organisation seit dem Amtsantritt von
Thomas Strunz schon so praktisch umgesetzt.
Jawattdenn.de: Wie
verläuft die Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat?
Stefan Meutsch:
Aufsichtsrat und Vorstand halten regelmäßige Sitzungen ab, souverän geleitet
durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Dietmar Bückemeyer, in denen man offen
miteinander spricht, was ich als sehr wohltuend empfinde. Im Aufsichtsrat
sitzen nur Leute, die dem Verein auch wirklich was Gutes wollen. Dort kommen
viele Menschen zusammen, die
sich dem Verein seit vielen Jahren verbunden fühlen und bringen ihre
Erfahrungen ein, die wir dann der Spielbetriebs-GmbH weitergeben. In der
Satzung ist festgelegt, dass der Verein in der Gesellschafterversammlung und
Spielbetriebs-GmbH gemeinsam von Ersten Vorsitzenden und
Aufsichtsratsvorsitzenden vertreten wird.
Jawattdenn.de: Was
sind konkret ihre Aufgaben? Platt gefragt: was tun Sie eigentlich?
Stefan Meutsch:
Hervorragende Frage (lacht). In der Praxis sieht das so aus: als Vorstandsmitglied fährt man zunächst erst einmal zum
Spiel, sonst brauchen Sie erst gar nicht in den Vorstand gehen. Da mag es
begründete Abwesenheiten geben, aber grundsätzlich halte ich das so. Man ist
vor Ort Ansprechpartner für die Geschäftsführung der Spielbetriebs-GmbH, man
sieht sich jede Woche, so wird die enge Verbindung des Vorstands zum
sportlichen Geschehen deutlich. Aus dieser engen Begleitung ergeben sich
Gespräche, aus denen ergeben sich wiederum Aufgaben, ob man beispielsweise akut
im Sponsoring-Bereich aktiv werden muss. Jedes Spiel bietet
Kontaktmöglichkeiten. Die wichtigste Aufgabe ist jedoch, wenn Handlungsbedarf
aus finanziellen und/oder sportlichen Gründen vorhanden ist, den Pflichten
nachzukommen, die sich aus der Tatsache begründen, dass der Verein 51% an der
Spielbetriebs-GmbH hat. Der Vorstand ist verpflichtet, wenn es mal nicht läuft,
aktiv zu werden. Es geht also nicht darum,
durch irgendwelche Selbstdarstellung glänzen zu wollen, sondern wirklich
nur dann aktiv zu werden, wenn die Notwendigkeit da ist.
Jawattdenn.de: Haben
Sie in dieser Position überhaupt Kontakt zur Mannschaft?
Stefan Meutsch:
Das hält jeder anders. Ich persönlich glaube, dass dieser Kontakt nicht
regelmäßig erfolgen muss. Mit der Zeit lernt man natürlich Spieler und
insbesondere den Trainerstab kennen. Zurückhaltung ist das Mittel der Wahl.
Aber auch hier gilt, wenn es nötig ist, einzugreifen. Früher waren die
Anforderungen anders. Dadurch, dass der Präsident und Geschäftsführer, der ja
Vorgesetzter des Sportlichen Leiters war, ständig auf der Geschäftsstelle
anwesend waren, ergaben sich andere Anforderungen. Verträge und direkte
Hilfestellung beim Spieler etc. sind jetzt Aufgabe der Spielbetriebs-GmbH.
Jawattdenn.de: Eine
Sache, die in den letzten Jahren immer wieder kursierte, war die Einbindung
ehemaliger Spieler in die Vorstandsarbeit, um die Fußballkompetenz in den
Gremien zu erhöhen. Gibt es Überlegungen dies umzusetzen?
Stefan Meutsch:
Das ist kein einfaches Thema. Rot-Weiss hat für Viertligaverhältnisse ein
großes und leistungsstarkes Funktionsteam. Wir sprachen gerade davon, dass man
das erstmal so laufen lassen sollte. Von daher würde eine permanente sportliche
Kontrolle aus den Gremien heraus ein enormes Fingerspitzengefühl von allen
Beteiligten erfordern. Dennoch gibt es in den Gremien durchaus eine positive
Einstellung gegenüber dieser Thematik, wenn denn der Richtige da ist. In der
Vergangenheit wurden Gespräche geführt, aber verständlicherweise erfolgt nicht
eine Zusage nach der anderen. Das Vorstandsamt ist mit großen persönlichen
Haftungsrisiken versehen und es ist ein reines Ehrenamt, das in der Regel eher
Geld kostet, als es einbringt. Es ist also schon fast eine Zumutung, von
jemandem zu verlangen ein solches Amt zu übernehmen. Für eine bezahlte
Tätigkeit fehlt es derzeit an Geld. Diese Aufgabe bleibt, ist aber nicht
einfach zu erfüllen. Gerade im sportlichen Bereich, da müssen wir aus der
Vergangenheit lernen, darf es keinen Dualismus in der Führung geben. Wir
schenken Thomas Strunz und seinem Team das nötige Vertrauen. Eine permanente
Diskussion im sportlichen Bereich kann Kräfte kosten. Sollten wir wirklich
Erfolg haben, wird die Suche nach Sportkompetenz natürlich leichter. Im
Augenblick sind wir ganz unten. Da müssen wir erst einmal alleine wieder
herauskommen.
Jawattdenn.de: Wo
sehen Sie Rot-Weiss Essen in fünf Jahren?
Stefan Meutsch: Man
wird ja nochmal träumen dürfen. Ich wünsche mir natürlich einen Aufstieg 09/10. Wenn wir das schaffen, brauchen
wir höchstens zwei Jahre für die 2. Liga. Dann machen wir mit dem neuen Stadion
einen Durchmarsch. Fragen Sie mich aber nicht, was passiert, wenn wir in der
vierten Liga verharren. Das sind undenkbare Ereignisse.
Jawattdenn.de:
Herr Meutsch, wir danken Ihnen für das Interview.
Das Interview führten Hendrik Stürznickel und Sebastian Brandt.