Interview mit Co-Trainer Robin Krüger
Vor dem Bremen-Spiel hatten wir die Möglichkeit ein Interview mit Essens Co-Trainer Robin Krüger zu führen. Robin erzählt uns über seine bisherige Karriere, die Zusammenarbeit mit Waldemar Wrobel und wieso er immer kurze Hosen trägt.
Jawattdenn.de: Hallo Robin, ist der erste Schock nach dem Wasserschaden schon verdaut?
Robin Krüger: Definitiv! Für uns alle war es am Freitagmorgen natürlich eine große
Überraschung, als wir am Stadion ankamen herrschte Ungewissheit. Als
uns das Ausmaß und die Konsequenzen für die nächsten Wochen und Monate
bewusst wurden, war das schon ein Schock. Jetzt haben wir uns aber damit
abgefunden und müssen versuchen, mit der Situation klarzukommen. Wir
versuchen das Beste aus der Lage zu machen, und es ist letztlich auch
Fußballermentalität, wenn man sagt: Fertig, abgehakt, jetzt geht es
weiter!
Jawattdenn.de: Wie sieht aktuell der Trainingsablauf aus?
Robin Krüger: In der letzten Woche (KW31) haben wir uns vor Ort am Stadion
umgezogen getroffen. Die Spieler haben sich schon zu Hause umgezogen und
sind dann direkt vom Auto aus auf den Trainingsplatz. Anschließend
bestand für die Spieler die Möglichkeit, sich in den Räumlichkeiten von
Wacker Bergeborbeck zu duschen und umzuziehen. Seit dieser Woche können
wir die Container neben dem Parkplatz vor der Haupttribüne nutzen und
haben so also einen ähnlichen Ablauf wie vor dem Schaden.
Jawattdenn.de: Mit einiger Verspätung steht der Saisonstart nun unmittelbar bevor. Wie ist die Stimmung im Team?
Robin Krüger: Die Stimmung ist wie immer vor einem Saisonauftakt. Natürlich
herrscht eine gewisse Anspannung, gleichzeitig freut sich aber auch
jeder, dass es endlich „ernst“ wird und die Zeit der Testspiele vorbei
ist. Auch das Spiel gegen Werder Bremen wird angenommen wie ein
Pflichtspiel, da die Kulisse und die Qualität des Gegners sogar noch
größer sind als bei einem normalen Pokal- oder Ligaspiel. Dementsprechend
können wir es kaum erwarten, dass es endlich losgeht.
Jawattdenn.de: Wie sieht es personell aus? Hat sich durch die Spielabsage das Lazarett etwas verkleinert?
Robin Krüger: In der Tat haben sich die Reihen jetzt noch etwas weiter gelichtet,
gerade im Vergleich zur Vorbereitung, wo der ein oder andere immer
aussetzen musste. Tim Hermes ist natürlich nach seiner Verletzung noch
außen vor. Mike Rodenberg ist wieder auf dem Trainingsplatz, es wird
aber noch einige Zeit dauern, bis er wieder voll belastbar und
wettkampffähig ist. Konstatin Fring muss sehr behutsam wieder
herangeführt werden, da er nicht nur in der Vorbereitung, sondern ebenso
wie auch Christoph Sauter in der Rückrunde bereits ausgefallen ist.
Langsam stehen aber wieder fast alle Spieler zur Verfügung, so dass wir
in der Breite und in der Spitze sehr gut aufgestellt sind.
Jawattdenn.de: Mit 24 Jahren bist du bereits Co-Trainer bei einem ambitionierten
Regionalligisten. Kannst du uns deinen persönlichen Werdegang
vorstellen?
Robin Krüger: Angefangen habe ich natürlich zunächst als aktiver Fußballspieler
beim TV Asberg und VfL Repelen und da die Jugendmannschaften
durchlaufen, wobei ich dort nie in der Junioren-Bundesliga gespielt
habe, sondern meist ein bis zwei Klassen darunter. Relativ schnell habe
ich aber schon als 15-jähriger auch angefangen als Trainer zu arbeiten,
zunächst als F-Jugendtrainer. Parallel dazu war ich auch Co-Trainer in
der B- und A-Jugend. Nach und nach habe ich mich dann hochgearbeitet zu
den höheren Altersklassen, jeweils ein Jahr E- und C-Jugend. Mein erster
„Karrieresprung“ folgte während der Saison 08/09, als ich bei Andreas
Winkler in der A-Jugend hospitiert habe. Nach einem einmonatigen
Praktikum im Januar der Saison habe ich auf unentgeltlicher Basis die
Mannschaft weiter unterstützt. Ursprünglich wollte ich erst einmal nur
lernen und mich für eventuell spätere Aufgaben positionieren. Bereits
für die folgende Saison habe ich aber das Angebot bekommen, bei
Rot-Weiss in der Jugend zu arbeiten. Dort habe ich dann ein halbes Jahr
als U16 Co-Trainer unter Toni Kotziampassis gearbeitet, und anschließend
zweieinhalb Jahre als Co-Trainer von Marco Rudnik in der U17
mitgewirkt. Vor der Saison 12/13 bin ich dann zur Ersten
„hochgerutscht“.
Jawattdenn.de: Eigentlich während deiner gesamten Trainerlaufbahn und auch jetzt
als Co-Trainer bist du im gleichen Alter wie die Spieler. Wie
funktioniert die Zusammenarbeit? Siehst du Vor- und Nachteile?
Robin Krüger: Abgesehen von Vor- und Nachteilen hat die Zusammenarbeit immer sehr
gut funktioniert. Dabei kommt mir sicherlich auch entgegen, dass das
Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft und die Art der
Mannschaftsführung sich geändert hat in den letzten zwanzig oder dreißig
Jahren. Unabhängig vom Alter des Trainers ist es heutzutage nicht mehr
üblich, dass der Trainer sagt: „Ihr macht das!“ und die Spieler machen
es, sondern die Mannschaft will Dinge erklärt bekommen und überzeugt
werden, und dann folgen einem die Spieler, auch wenn man vorher kein
Profi war oder noch nicht so alt ist. Durch meine Art und mein Alter bin
ich vielleicht noch etwas mehr auf einer Wellenlänge mit den Spielern
als ein Trainer, der 30 Jahre älter ist als die Jungs. Letztlich gilt
aber für Trainer das gleiche wie für Spieler: Es gibt nicht jung oder
alt, es gibt nur gut oder nicht gut.
Jawattdenn.de: Wann ist bei dir die Entscheidung gefallen, endgültig ins
Traineramt zu wechseln und deine eigene Fußballerkarriere nicht weiter
zu verfolgen?
Robin Krüger: Bereits nach meinem zweiten B-Jugend-Jahr war mir eigentlich klar,
dass ich mich mehr auf die Trainerlaufbahn konzentrieren möchte. Ich
habe zwar noch ein Jahr A-Jugend gespielt, das jedoch mehr als Back-Up,
falls einmal nicht genug Leute zur Verfügung standen. Ich war immer sehr
ehrgeizig und ambitioniert und habe als Fußballer dann irgendwann
festgestellt, dass ich es vielleicht einmal in die Verbands- oder
Landesliga schaffen kann, aber zu mehr hätte es sicherlich nicht
gereicht. Als Trainer habe ich für mich mehr Möglichkeiten gesehen und
hatte das Gefühl, dass ich es da noch etwas weiter schaffen kann. Das
war für mich damals der ausschlaggebende Grund und bis jetzt hat sich
das ja soweit bestätigt.
Jawattdenn.de: Machst du neben des Trainerjobs bei RWE noch etwas anderes?
Robin Krüger: Zurzeit fahre ich dreigleisig. Neben der Trainertätigkeit studiere
ich an der Uni Duisburg-Essen Englisch und Geschichte auf Lehramt und
arbeite seit Jahren freiberuflich für die NRZ/WAZ in meinem Wohnort
Moers für den Lokalsport-Teil.
Jawattdenn.de: Welche Trainerscheine hast du?
Robin Krüger: Vor einigen Jahren habe ich die C-Lizenz erworben und wollte
eigentlich die B-Lizenz direkt hinterher schieben. Es gab jedoch immer
wieder Veränderungen meiner Aufgaben, und weil ich nicht direkt in der
ersten Saison mit einer Mannschaft für einen Monat fehlen wollte, habe
ich das ein paar Mal geschoben. In dieser Saison werde ich dann
tatsächlich die B-Lizenz machen, und möchte auch in den nächsten Jahren
möglichst schnell noch die A-Lizenz machen.
Jawattdenn.de: Welche Ziele hast du für die Zukunft? Kannst du dir vorstellen, auch mal als hauptverantwortlicher Trainer zu arbeiten?
Robin Krüger: Von meinem Naturell her bin ich ehrgeizig und möchte mich auf jeden
Fall weiter entwickeln. Ein Ziel, das ich dabei immer vor Augen habe und
das auch durchaus realistisch ist, ist eine vollberufliche
Trainertätigkeit ohne weitere Nebenjobs. In welcher Form ist natürlich
eine andere Frage, bin ich Co-Trainer in den ersten drei Ligen, bin ich
Cheftrainer im Bereich der Ligen 3 bis 5 oder gibt es vielleicht noch
andere Möglichkeiten im Scouting oder in der Videoanalyse bei Vereinen
bei denen diese Stelle hauptamtlich besetzt sind. Eine
Co-Trainertätigkeit kann ich mir genauso gut vorstellen wir eine
Cheftrainerstelle. Am liebsten würde ich natürlich hier an der
Hafenstraße als Co-Trainer auf lange Sicht noch das ein oder andere Mal
aufsteigen.
Jawattdenn.de: Wie sind die Aufgaben bei euch im Trainerteam aufgeteilt? Hat jeder seine Bereiche, oder überschneiden sich die Funktionen?
Robin Krüger: In vielen Bereichen überschneidet es sich, so dass wir Dinge
zusammen erarbeiten bzw. parallel erarbeiten und dann zusammenführen.
Spätestens seit dieser Saison sind wir so aufgestellt, dass wir alle
Aufgaben in gewisser Weise gemeinsam erledigen, was teilweise natürlich
auch daher kommt, dass wir nicht wie beispielsweise in der Bundesliga
ein riesiges Funktionsteam haben, sondern uns mit weniger Mitarbeitern
organisieren müssen. Zu den Tätigkeiten gehören natürlich das Training
und die dazugehörige Vorbereitung, die Spielvorbereitung mit
Mannschaftssitzung und Videoanalysen. Pro Wochenende sehen wir uns auch
drei bis fünf Regionalligapartien vor Ort an, sichten darüber hinaus
entsprechende Videos der Gegner und schauen uns natürlich auch unsere
eigenen Partien noch auf Video für eine detaillierte Analyse an und
besprechen wichtige Szenen mit der Mannschaft. Dazu kommt noch die
Administration, d.h. die akribische und umfangreiche Dokumentation
unserer Trainingsgestaltung, so dass wir am Ende des Monats sehen
können, welche Schwerpunkte wir intensiv bearbeitet haben und welche wir
vielleicht etwas vernachlässigt haben.
Jawattdenn.de: Waldemar Wrobel ist seit Anfang der Saison hauptberuflich als
Trainer bei RWE tätig, wie sieht dein Arbeitsaufwand aus? Hast du einen
klassischen Tagesablauf?
Robin Krüger: Gerade die Saisonvorbereitung war sehr zeitaufwendig, da wir einige
Inhalte neu integriert bzw. intensiviert haben. Während dieser Zeit war
ich bei zwei Trainingseinheiten pro Tag mit Vor- und Nachbereitung von
morgens bis abends am Stadion. In der neuen Saison wird es wohl darauf
hinauslaufen, dass an Tagen, an denen wir doppelt trainieren, ich
ebenfalls ganztägig vor Ort sein werde. Bei Tagen mit nur einer
Nachmittagstrainingseinheit werde ich vermutlich mittags bzw. am frühen
Nachmittag einlaufen und gegen 20 Uhr Feierabend machen. In der
restlichen Zeit versuche ich, Studium und Nebenjob noch irgendwie
unterzubekommen.
Jawattdenn.de: Wie ist die Zusammenarbeit mit Waldemar Wrobel?
Robin Krüger: Für mich ist die Zusammenarbeit ideal. Waldi ist auf der einen Seite
ein Teamplayer, der den Austausch sucht und braucht, so dass wir
manchmal auch kontrovers diskutieren, aber er motiviert auch alle
Mitglieder des Funktionsteams, ihre Meinung zu äußern. Natürlich muss er
am Ende die Entscheidung treffen, da er ja letztlich auch sowohl für
positive als auch für negative Ergebnisse verantwortlich gemacht wird.
Ich habe trotzdem wirklich das Gefühl, dass die eigene Arbeit
wahrgenommen wird und seine Entscheidung beeinflusst. Gleichzeitig
delegiert er Verantwortung in den Trainingsformen, so dass ich
hauptverantwortlich einzelne Inhalte selbst erarbeiten kann. Das ist für
mich einerseits sehr angenehm und andererseits positiv für meine
persönliche Weiterentwicklung als Trainer.
Jawattdenn.de: Derzeit ist RWE mit allen Jugendmannschaften in den jeweils
höchsten Spielklassen vertreten. Trotzdem verließen in der Vergangenheit
zahlreiche Leistungsträger den Verein zu Konkurrenten in der
unmittelbaren Umgebung. Wie sehen die vertraglichen Regelungen im
Jugendbereich aus?
Robin Krüger: Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang das
Nachwuchsleistungszentrum, das hier entstehen soll, denn nur mit diesem
ist es möglich, Spieler frühzeitig und langfristig an den Verein zu
binden. Nach der
Saison hat man faktisch die gleiche Ausgangslage wie ein Verein, der den
Spieler abwerben möchte. Ein noch größeres Problem war in der
Vergangenheit, dass die U19 von 2009 bis 2012 nicht in der
A-Jugend-Bundesliga gespielt hat, da es immer ein immenser Nachteil ist,
wenn in der Kette von der U13 oder U14 bis zur Ersten Mannschaft ein
„Loch klafft“, weil eine Mannschaft nicht in der höchsten Klasse spielt.
Glücklicherweise sind wir auch dank des elementar wichtigen Aufstiegs
der U23 in die Oberliga nun in einer Situation, wo wirklich alle Teams
durchgehend auf einem hohen Niveau spielen, so dass man Spieler auch an
die Erste Mannschaft heranführen kann. Man verliert jetzt keine Spieler
mehr, die sich bei RWE eigentlich wohl fühlen und gerne bleiben würden,
aufgrund der mangelnden sportlichen Perspektive sich dann aber für einen
anderen Verein entscheiden müssen. Trotz allem erscheinen natürlich
andere Vereine vom Namen und von der Spielklasse der Ersten Mannschaft
für den einen oder anderen Jugendspieler attraktiver, wenn der Verein
international oder zumindest erst- oder zweitklassig spielt. Dazu kommt
natürlich die finanzielle Komponente, manche Vereine können eine
deutlich höhere Aufwandsentschädigung zahlen oder erstatten die
Fahrtkosten für die Anfahrt zum Training und zum Spiel, was bei RWE
leider nicht immer möglich ist. Daher ist es manchmal schwierig, Spieler
zu überzeugen, bei Rot-Weiss zu bleiben, aber ich hoffe natürlich, dass
wir uns da in den nächsten Jahren weiterentwickeln können.
Jawattdenn.de: Mit welchen Argumenten kann RWE gegenüber den finanziell und infrastrukturell stärken Konkurrenten punkten?
Robin Krüger: In den letzten Jahren haben wir einige Spieler verpflichtet, die
sich bei den ganz großen Vereinen in der U15 oder U17 nicht haben
durchsetzen können und durch das Raster gefallen sind, sei es weil sie
entweder körperlich noch nicht so weit waren wie ihre Mitspieler oder
weil sie vom Charakter nicht so einfach zu greifen sind bzw. nicht so
stromlinienförmig sind. Diese haben bei uns gewisse Freiräume bekommen,
sich individuell zu entwickeln, was in den letzten Jahren stets eine
Stärke der Nachwuchsabteilung bei Rot-Weiss war. Auch wenn man den
Anschluss der Junioren- an die Seniorenabteilung betrachtet, haben wir
Argumente, die für uns sprechen. Hier besteht für einen Jugendspieler
die Chance, später zwar „nur“ Regionalliga zu spielen, das dafür aber
vor einer Riesenkulisse. Das bringt meiner Meinung einen jungen Spieler
deutlich weiter, als wenn er in der gleichen Klasse für eine der
zahlreichen U23-Mannschaften spielt. Das gilt sowohl für Spieler in den
Jugendmannschaften, als auch für Kicker, die schon in den U23-Teams
untergebracht sind. Auch für beispielsweise Max Dombrowka oder
Konstantin Fring ist es ein wichtiger Entwicklungsschritt, die eigene
Qualität nicht nur grundsätzlich unter Beweis zu stellen, sondern auch
vor einer Kulisse von 10.000 Zuschauern und in einer Umgebung, die
deutlich mehr auf die Ergebnisse eingeht. Dass ein Spieler merkt, dass
bei positiven Ergebnissen eine richtige Euphorie entstehen kann, und
dass gleichzeitig bei einem negativen Verlauf ein richtiger Druck
entstehen kann, ist für die eigene Entwicklung sehr wichtig.
Jawattdenn.de: Gerade gegen Ende der letzten Saison wurden, auch aus
Verletzungsgründen, zahlreiche A-Jugendliche in die Mannschaft
integriert. Am letzten Spieltag gegen die Sportfreunde Siegen standen
bei Abpfiff sieben (!) U19-Spieler auf dem Platz, mit Michael Wiese
schoss ein Junge aus der eigenen Jugend auch das Siegtor zum 1:0. Etwas
überraschend für einige war es da, dass letztlich nur ein A-Jugendlicher
(Lucas Arenz) in die erste Mannschaft übernommen wurde.
Robin Krüger: Grundsätzlich geht es im Kader immer um die Balance. Gegen Siegen
war das sicherlich nicht sehr ausgeglichen, aber den Umständen
geschuldet. Wir mussten uns entscheiden, welche Verteilung der
Kaderplätze für eine Saison die erfolgreichste ist, auch während einer
langen Spielzeit mit Höhen und Tiefen, gerade wo zu dieser Saison sowohl
extern als auch intern die Ansprüche und die Erwartungshaltung
gestiegen sind. Gleichzeitig mussten wir überlegen, wie weit die Spieler
aus dem Siegen-Spiel im Vergleich zu den damals Verletzten bzw. zu
möglichen Neuverpflichtungen sind, und wir haben uns so entschieden, wie
der Kader nun aussieht. Einige U19-Spieler konnten wir auch für die U23
gewinnen und wir haben natürlich die Hoffnung, dass sich Jungs wie
Yannick Geisler mit viel Spielpraxis in der Oberliga noch einmal
weiterentwickeln. Außerdem sind diese Spieler nicht ganz außen vor,
Yannick hat zum Beispiel in der Vorbereitung schon mit uns trainiert und
auch in einem Testspiel mitgewirkt.
Jawattdenn.de: Du hast die enge Zusammenarbeit von Jugend- und Seniorenbereich
angesprochen. In welcher Form findet ein Austausch zwischen den
einzelnen Mannschaften innerhalb des Vereins statt?
Robin Krüger: Wir ziehen immer mal wieder Spieler hoch, die in ihrer jeweiligen
Mannschaft herausragen und dort nicht so gefordert werden, dass sie im
Training und im Spiel wirklich an ihre Grenzen gehen müssen, so dass sie
beim nächsthöheren Team mittrainieren können. Insbesondere innerhalb
einer Altersklasse, also beispielsweise U14 und U15 (C-Jugend) bzw. U16
und U17 (B-Jugend), ist ein regelmäßiges Hochziehen von Jungjahrgängen
normal. Ein gutes Beispiel ist an dieser Stelle Kai Nakowitsch, der als
B-Jugendlicher schon in der A-Jugend ausgeholfen hat und auch schon
damals ein bis zwei Mal pro Woche mit der Ersten trainiert hat und seit
seinem ersten A-Jugendjahr fester Bestandteil der Ersten Mannschaft ist.
Das Hochziehen von Spielern ist immer ein probates Mittel, um noch die
letzten Prozente herauszukitzeln, von daher ist auch der stattfindende
Austausch der einzelnen Trainer sehr bedeutend.
Jawattdenn.de: Die Frage, die unsere Leser wohl am meisten interessiert: auch im
tiefsten Winter sehen wir dich immer nur in kurzer Hose. Hast du
eigentlich kein Kälteempfinden in den Beinen? Ist das dein
Markenzeichen?
Robin Krüger: (lacht) Naja, ein bisschen von beidem. Als aktiver Fußballer habe
ich mich in einer langen Hose beim Fußball immer sehr unwohl gefühlt,
und als Trainer habe ich das so beibehalten. Im Laufe der Zeit wurde das
dann zu einem Dogma. Und tatsächlich gewöhnt man sich nach ein oder
zwei Jahren auch an kältere Temperaturen, so dass ich an den Beinen
eigentlich relativ schmerzfrei bin. Im Fernsehen sieht man, vor allem in
England, manchmal die Kombination mit nur T-Shirt und kurzer Hose, das
könnte ich nicht. Die kurze Hose alleine ist für mich aber
unproblematisch, und dass das nun zu meinem Markenzeichen geworden ist,
ist bestimmt für mich nicht nur nachteilig.
Jawattdenn.de: Mit einigen bekannten Neuzugängen und etwas forscheren Aussagen von
Vereinsseite steigen natürlich auch die Ansprüche im Umfeld. Hast du
die Befürchtung, dass die positive Stimmung, die seit der Insolvenz
durchgehend herrschte, im Falle eines Nichterfolges schnell kippen
könnte?
Robin Krüger: Wir sollten uns damit nicht aus einer negativen Perspektive wie
„Befürchtung“ befassen. Bei diesem Riesenumfeld mit seinen zahlreichen
Fans überwiegen die Vorteile, auch wenn es auch ein paar „Nachteile“
gibt. Wenn wir gut in die Spielzeit starten, kann auch schnell eine
Euphorie entstehen. Gerade in der NRW-Liga Saison 10/11 ist eine
Eigendynamik entstanden, die ein entscheidender Faktor für den Erfolg
der Saison war. Allerdings haben wir auch in der letzten Saison gemerkt,
dass die Erwartungshaltung nach der guten Hinrunde gestiegen war, und
dass eine von der Punkteausbeute immer noch sehr ordentliche Rückrunde,
von einigen Ausrutschern abgesehen, nicht mehr ausreichend ist. Auf die
direkte Erwartung des Umfelds haben wir aber ohnehin keinen direkten
Einfluss, sondern können nur versuchen, die Leute durch guten und
leidenschaftlichen Fußball mit den Werten die Rot-Weiss Essen
auszeichnen mitzunehmen. Mit den entsprechenden Ergebnissen kann das ein
riesiger Vorteil gegenüber der Konkurrenz sein und zum Faustpfand
werden.
Jawattdenn.de: Was erwartest du von der Regionalliga in dieser Spielzeit?
Robin Krüger: Im Vergleich zur letzten Saison ist die Liga noch einmal deutlich
attraktiver geworden. Wenn man die ersten beiden Spieltage verfolgt hat,
an denen der Zuschauer- und auch Aufmerksamkeitskrösus RWE noch gar
nicht teilgenommen hat, gab es schon hohe Zuschauerzahlen, ein tolles
Eröffnungsspiel im Südstadion vor mehr als 4.000 Zuschauern, in
Uerdingen war es ebenfalls vierstellig und Aachen hatte im Heimspiel
sogar 8.000 Fans vor Ort. Das sind Zahlen, die man sonst eigentlich nur
von uns kennt, auch wenn wir mit deutlichem Abstand weiter die meisten
Zuschauer anziehen werden. Auch von den Namen her ist die Klasse noch
interessanter geworden, viele Vereine haben schon Bundesliga gespielt
und sind im bundesweiten Gedächtnis noch immer verankert. Die
gelegentliche Fernsehübertragung auf Sport1 macht die Liga natürlich
noch attraktiver, unabhängig davon, ob sich dadurch ein finanzieller
Vorteil für die beteiligten Vereine ergibt oder nicht.
Jawattdenn.de: Haben die anderen Vereine einen Vorteil dadurch, dass sich schon ein oder zwei Spiele absolviert haben?
Robin Krüger: Wenn wir die Wahl gehabt hätten, hätten wir natürlich lieber
gespielt. Drei Mannschaften stehen mit sechs Punkten jetzt ganz vorne,
Mannschaften wie unser nächster Gegner aus Leverkusen haben schon 180
Minuten gespielt. Das ist sicherlich nicht optimal, aber wir müssen
damit klarkommen, und ich wehre mich dagegen, das bereits von vornherein
als Alibi zu nutzen. Wir starten zwar mit einigen Englischen Wochen in
die Saison, aber die Anspannung und Vorfreude sind da und wir sind
glücklich, dass es jetzt los geht. Vom Gefühl her könnten wir fast
täglich spielen, und wenn dann zweimal die Woche ein Spiel ansteht, ist
das für uns sicherlich nicht schlecht.
Jawattdenn.de: RWE ist in dieser Saison besser aufgestellt als in der letzten Spielzeit, weil…
Robin Krüger: …wir variabler geworden sind und mehr Möglichkeiten haben als in der
letzten Saison. Durch die Neuzugänge haben wir eine andere Mentalität
in der Mannschaft, so dass sich auch die anderen Spieler an den Neuen
orientieren und weiterentwickeln können. Wir haben eine junge
Mannschaft, die von Jahr zu Jahr gewachsen ist. Und so bitter die
Schlussphase der letzten Saison mit einigen Klatschen für uns alle auch
war, von der Persönlichkeit hat uns auch diese schwierige Zeit weiter
gebracht. Daher sind wir überzeugt, dass wir besser sind als in der
letzten Saison, und wollen das natürlich auch auf den Platz bringen.
Jawattdenn.de: Vielen Dank für das Interview, Robin.
Das Interview führten Fabian Jerrentrup und Marcel Rotzoll