08.08.2013

Interview mit Co-Trainer Robin Krüger

von Redaktion

Vor dem Bremen-Spiel hatten wir die Möglichkeit ein Interview mit Essens Co-Trainer Robin Krüger zu führen. Robin erzählt uns über seine bisherige Karriere, die Zusammenarbeit mit Waldemar Wrobel und wieso er immer kurze Hosen trägt.

Jawattdenn.de: Hallo Robin, ist der erste Schock nach dem Wasserschaden schon verdaut?

Robin Krüger: Definitiv! Für uns alle war es am Freitagmorgen natürlich eine große Überraschung, als wir am Stadion ankamen herrschte Ungewissheit. Als uns das Ausmaß und die Konsequenzen für die nächsten Wochen und Monate bewusst wurden, war das schon ein Schock. Jetzt haben wir uns aber damit abgefunden und müssen versuchen, mit der Situation klarzukommen. Wir versuchen das Beste aus der Lage zu machen, und es ist letztlich auch Fußballermentalität, wenn man sagt: Fertig, abgehakt, jetzt geht es weiter!

Jawattdenn.de: Wie sieht aktuell der Trainingsablauf aus?
Robin Krüger
Robin Krüger: In der letzten Woche (KW31) haben wir uns vor Ort am Stadion umgezogen getroffen. Die Spieler haben sich schon zu Hause umgezogen und sind dann direkt vom Auto aus auf den Trainingsplatz. Anschließend bestand für die Spieler die Möglichkeit, sich in den Räumlichkeiten von Wacker Bergeborbeck zu duschen und umzuziehen. Seit dieser Woche können wir die Container neben dem Parkplatz vor der Haupttribüne nutzen und haben so also einen ähnlichen Ablauf wie vor dem Schaden.

Jawattdenn.de: Mit einiger Verspätung steht der Saisonstart nun unmittelbar bevor. Wie ist die Stimmung im Team?

Robin Krüger: Die Stimmung ist wie immer vor einem Saisonauftakt. Natürlich herrscht eine gewisse Anspannung, gleichzeitig freut sich aber auch jeder, dass es endlich „ernst“ wird und die Zeit der Testspiele vorbei ist. Auch das Spiel gegen Werder Bremen wird angenommen wie ein Pflichtspiel, da die Kulisse und die Qualität des Gegners sogar noch größer sind als bei einem normalen Pokal- oder Ligaspiel. Dementsprechend können wir es kaum erwarten, dass es endlich losgeht.

Jawattdenn.de: Wie sieht es personell aus? Hat sich durch die Spielabsage das Lazarett etwas verkleinert?

Robin Krüger: In der Tat haben sich die Reihen jetzt noch etwas weiter gelichtet, gerade im Vergleich zur Vorbereitung, wo der ein oder andere immer aussetzen musste. Tim Hermes ist natürlich nach seiner Verletzung noch außen vor. Mike Rodenberg ist wieder auf dem Trainingsplatz, es wird aber noch einige Zeit dauern, bis er wieder voll belastbar und wettkampffähig ist. Konstatin Fring muss sehr behutsam wieder herangeführt werden, da er nicht nur in der Vorbereitung, sondern ebenso wie auch Christoph Sauter in der Rückrunde bereits ausgefallen ist. Langsam stehen aber wieder fast alle Spieler zur Verfügung, so dass wir in der Breite und in der Spitze sehr gut aufgestellt sind.

Jawattdenn.de: Mit 24 Jahren bist du bereits Co-Trainer bei einem ambitionierten Regionalligisten. Kannst du uns deinen persönlichen Werdegang vorstellen?

Robin Krüger: Angefangen habe ich natürlich zunächst als aktiver Fußballspieler beim TV Asberg und VfL Repelen und da die Jugendmannschaften durchlaufen, wobei ich dort nie in der Junioren-Bundesliga gespielt habe, sondern meist ein bis zwei Klassen darunter. Relativ schnell habe ich aber schon als 15-jähriger auch angefangen als Trainer zu arbeiten, zunächst als F-Jugendtrainer. Parallel dazu war ich auch Co-Trainer in der B- und A-Jugend. Nach und nach habe ich mich dann hochgearbeitet zu den höheren Altersklassen, jeweils ein Jahr E- und C-Jugend. Mein erster „Karrieresprung“ folgte während der Saison 08/09, als ich bei Andreas Winkler in der A-Jugend hospitiert habe. Nach einem einmonatigen Praktikum im Januar der Saison habe ich auf unentgeltlicher Basis die Mannschaft weiter unterstützt. Ursprünglich wollte ich erst einmal nur lernen und mich für eventuell spätere Aufgaben positionieren. Bereits für die folgende Saison habe ich aber das Angebot bekommen, bei Rot-Weiss in der Jugend zu arbeiten. Dort habe ich dann ein halbes Jahr als U16 Co-Trainer unter Toni Kotziampassis gearbeitet, und anschließend zweieinhalb Jahre als Co-Trainer von Marco Rudnik in der U17 mitgewirkt. Vor der Saison 12/13 bin ich dann zur Ersten „hochgerutscht“.

Jawattdenn.de: Eigentlich während deiner gesamten Trainerlaufbahn und auch jetzt als Co-Trainer bist du im gleichen Alter wie die Spieler. Wie funktioniert die Zusammenarbeit? Siehst du Vor- und Nachteile?
   Robin Krüger
Robin Krüger: Abgesehen von Vor- und Nachteilen hat die Zusammenarbeit immer sehr gut funktioniert. Dabei kommt mir sicherlich auch entgegen, dass das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft und die Art der Mannschaftsführung sich geändert hat in den letzten zwanzig oder dreißig Jahren. Unabhängig vom Alter des Trainers ist es heutzutage nicht mehr üblich, dass der Trainer sagt: „Ihr macht das!“ und die Spieler machen es, sondern die Mannschaft will Dinge erklärt bekommen und überzeugt werden, und dann folgen einem die Spieler, auch wenn man vorher kein Profi war oder noch nicht so alt ist. Durch meine Art und mein Alter bin ich vielleicht noch etwas mehr auf einer Wellenlänge mit den Spielern als ein Trainer, der 30 Jahre älter ist als die Jungs. Letztlich gilt aber für Trainer das gleiche wie für Spieler: Es gibt nicht jung oder alt, es gibt nur gut oder nicht gut.

Jawattdenn.de: Wann ist bei dir die Entscheidung gefallen, endgültig ins Traineramt zu wechseln und deine eigene Fußballerkarriere nicht weiter zu verfolgen?

Robin Krüger: Bereits nach meinem zweiten B-Jugend-Jahr war mir eigentlich klar, dass ich mich mehr auf die Trainerlaufbahn konzentrieren möchte. Ich habe zwar noch ein Jahr A-Jugend gespielt, das jedoch mehr als Back-Up, falls einmal nicht genug Leute zur Verfügung standen. Ich war immer sehr ehrgeizig und ambitioniert und habe als Fußballer dann irgendwann festgestellt, dass ich es vielleicht einmal in die Verbands- oder Landesliga schaffen kann, aber zu mehr hätte es sicherlich nicht gereicht. Als Trainer habe ich für mich mehr Möglichkeiten gesehen und hatte das Gefühl, dass ich es da noch etwas weiter schaffen kann. Das war für mich damals der ausschlaggebende Grund und bis jetzt hat sich das ja soweit bestätigt.

Jawattdenn.de: Machst du neben des Trainerjobs bei RWE noch etwas anderes?

Robin Krüger: Zurzeit fahre ich dreigleisig. Neben der Trainertätigkeit studiere ich an der Uni Duisburg-Essen Englisch und Geschichte auf Lehramt und arbeite seit Jahren freiberuflich für die NRZ/WAZ in meinem Wohnort Moers für den Lokalsport-Teil.

Jawattdenn.de: Welche Trainerscheine hast du?

Robin Krüger: Vor einigen Jahren habe ich die C-Lizenz erworben und wollte eigentlich die B-Lizenz direkt hinterher schieben. Es gab jedoch immer wieder Veränderungen meiner Aufgaben, und weil ich nicht direkt in der ersten Saison mit einer Mannschaft für einen Monat fehlen wollte, habe ich das ein paar Mal geschoben. In dieser Saison werde ich dann tatsächlich die B-Lizenz machen, und möchte auch in den nächsten Jahren möglichst schnell noch die A-Lizenz machen.

Jawattdenn.de: Welche Ziele hast du für die Zukunft? Kannst du dir vorstellen, auch mal als hauptverantwortlicher Trainer zu arbeiten?

Robin Krüger: Von meinem Naturell her bin ich ehrgeizig und möchte mich auf jeden Fall weiter entwickeln. Ein Ziel, das ich dabei immer vor Augen habe und das auch durchaus realistisch ist, ist eine vollberufliche Trainertätigkeit ohne weitere Nebenjobs. In welcher Form ist natürlich eine andere Frage, bin ich Co-Trainer in den ersten drei Ligen, bin ich Cheftrainer im Bereich der Ligen 3 bis 5 oder gibt es vielleicht noch andere Möglichkeiten im Scouting oder in der Videoanalyse bei Vereinen bei denen diese Stelle hauptamtlich besetzt sind. Eine Co-Trainertätigkeit kann ich mir genauso gut vorstellen wir eine Cheftrainerstelle. Am liebsten würde ich natürlich hier an der Hafenstraße als Co-Trainer auf lange Sicht noch das ein oder andere Mal aufsteigen.
Robin Krüger
Jawattdenn.de: Wie sind die Aufgaben bei euch im Trainerteam aufgeteilt? Hat jeder seine Bereiche, oder überschneiden sich die Funktionen?

Robin Krüger: In vielen Bereichen überschneidet es sich, so dass wir Dinge zusammen erarbeiten bzw. parallel erarbeiten und dann zusammenführen. Spätestens seit dieser Saison sind wir so aufgestellt, dass wir alle Aufgaben in gewisser Weise gemeinsam erledigen, was teilweise natürlich auch daher kommt, dass wir nicht wie beispielsweise in der Bundesliga ein riesiges Funktionsteam haben, sondern uns mit weniger Mitarbeitern organisieren müssen. Zu den Tätigkeiten gehören natürlich das Training und die dazugehörige Vorbereitung, die Spielvorbereitung mit Mannschaftssitzung und Videoanalysen. Pro Wochenende sehen wir uns auch drei bis fünf Regionalligapartien vor Ort an, sichten darüber hinaus entsprechende Videos der Gegner und schauen uns natürlich auch unsere eigenen Partien noch auf Video für eine detaillierte Analyse an und besprechen wichtige Szenen mit der Mannschaft. Dazu kommt noch die Administration, d.h. die akribische und umfangreiche Dokumentation unserer Trainingsgestaltung, so dass wir am Ende des Monats sehen können, welche Schwerpunkte wir intensiv bearbeitet haben und welche wir vielleicht etwas vernachlässigt haben.

Jawattdenn.de: Waldemar Wrobel ist seit Anfang der Saison hauptberuflich als Trainer bei RWE tätig, wie sieht dein Arbeitsaufwand aus? Hast du einen klassischen Tagesablauf?

Robin Krüger: Gerade die Saisonvorbereitung war sehr zeitaufwendig, da wir einige Inhalte neu integriert bzw. intensiviert haben. Während dieser Zeit war ich bei zwei Trainingseinheiten pro Tag mit Vor- und Nachbereitung von morgens bis abends am Stadion. In der neuen Saison wird es wohl darauf hinauslaufen, dass an Tagen, an denen wir doppelt trainieren, ich ebenfalls ganztägig vor Ort sein werde. Bei Tagen mit nur einer Nachmittagstrainingseinheit werde ich vermutlich mittags bzw. am frühen Nachmittag einlaufen und gegen 20 Uhr Feierabend machen. In der restlichen Zeit versuche ich, Studium und Nebenjob noch irgendwie unterzubekommen.

Jawattdenn.de: Wie ist die Zusammenarbeit mit Waldemar Wrobel?

Robin Krüger: Für mich ist die Zusammenarbeit ideal. Waldi ist auf der einen Seite ein Teamplayer, der den Austausch sucht und braucht, so dass wir manchmal auch kontrovers diskutieren, aber er motiviert auch alle Mitglieder des Funktionsteams, ihre Meinung zu äußern. Natürlich muss er am Ende die Entscheidung treffen, da er ja letztlich auch sowohl für positive als auch für negative Ergebnisse verantwortlich gemacht wird. Ich habe trotzdem wirklich das Gefühl, dass die eigene Arbeit wahrgenommen wird und seine Entscheidung beeinflusst. Gleichzeitig delegiert er Verantwortung in den Trainingsformen, so dass ich hauptverantwortlich einzelne Inhalte selbst erarbeiten kann. Das ist für mich einerseits sehr angenehm und andererseits positiv für meine persönliche Weiterentwicklung als Trainer.

Jawattdenn.de: Derzeit ist RWE mit allen Jugendmannschaften in den jeweils höchsten Spielklassen vertreten. Trotzdem verließen in der Vergangenheit zahlreiche Leistungsträger den Verein zu Konkurrenten in der unmittelbaren Umgebung. Wie sehen die vertraglichen Regelungen im Jugendbereich aus?

Robin KrügerRobin Krüger: Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang das Nachwuchsleistungszentrum, das hier entstehen soll, denn nur mit diesem ist es möglich, Spieler frühzeitig und langfristig an den Verein zu binden. Nach der Saison hat man faktisch die gleiche Ausgangslage wie ein Verein, der den Spieler abwerben möchte. Ein noch größeres Problem war in der Vergangenheit, dass die U19 von 2009 bis 2012 nicht in der A-Jugend-Bundesliga gespielt hat, da es immer ein immenser Nachteil ist, wenn in der Kette von der U13 oder U14 bis zur Ersten Mannschaft ein „Loch klafft“, weil eine Mannschaft nicht in der höchsten Klasse spielt. Glücklicherweise sind wir auch dank des elementar wichtigen Aufstiegs der U23 in die Oberliga nun in einer Situation, wo wirklich alle Teams durchgehend auf einem hohen Niveau spielen, so dass man Spieler auch an die Erste Mannschaft heranführen kann. Man verliert jetzt keine Spieler mehr, die sich bei RWE eigentlich wohl fühlen und gerne bleiben würden, aufgrund der mangelnden sportlichen Perspektive sich dann aber für einen anderen Verein entscheiden müssen. Trotz allem erscheinen natürlich andere Vereine vom Namen und von der Spielklasse der Ersten Mannschaft für den einen oder anderen Jugendspieler attraktiver, wenn der Verein international oder zumindest erst- oder zweitklassig spielt. Dazu kommt natürlich die finanzielle Komponente, manche Vereine können eine deutlich höhere Aufwandsentschädigung zahlen oder erstatten die Fahrtkosten für die Anfahrt zum Training und zum Spiel, was bei RWE leider nicht immer möglich ist. Daher ist es manchmal schwierig, Spieler zu überzeugen, bei Rot-Weiss zu bleiben, aber ich hoffe natürlich, dass wir uns da in den nächsten Jahren weiterentwickeln können.

Jawattdenn.de: Mit welchen Argumenten kann RWE gegenüber den finanziell und infrastrukturell stärken Konkurrenten punkten?

Robin Krüger: In den letzten Jahren haben wir einige Spieler verpflichtet, die sich bei den ganz großen Vereinen in der U15 oder U17 nicht haben durchsetzen können und durch das Raster gefallen sind, sei es weil sie entweder körperlich noch nicht so weit waren wie ihre Mitspieler oder weil sie vom Charakter nicht so einfach zu greifen sind bzw. nicht so stromlinienförmig sind. Diese haben bei uns gewisse Freiräume bekommen, sich individuell zu entwickeln, was in den letzten Jahren stets eine Stärke der Nachwuchsabteilung bei Rot-Weiss war. Auch wenn man den Anschluss der Junioren- an die Seniorenabteilung betrachtet, haben wir Argumente, die für uns sprechen. Hier besteht für einen Jugendspieler die Chance, später zwar „nur“ Regionalliga zu spielen, das dafür aber vor einer Riesenkulisse. Das bringt meiner Meinung einen jungen Spieler deutlich weiter, als wenn er in der gleichen Klasse für eine der zahlreichen U23-Mannschaften spielt. Das gilt sowohl für Spieler in den Jugendmannschaften, als auch für Kicker, die schon in den U23-Teams untergebracht sind. Auch für beispielsweise Max Dombrowka oder Konstantin Fring ist es ein wichtiger Entwicklungsschritt, die eigene Qualität nicht nur grundsätzlich unter Beweis zu stellen, sondern auch vor einer Kulisse von 10.000 Zuschauern und in einer Umgebung, die deutlich mehr auf die Ergebnisse eingeht. Dass ein Spieler merkt, dass bei positiven Ergebnissen eine richtige Euphorie entstehen kann, und dass gleichzeitig bei einem negativen Verlauf ein richtiger Druck entstehen kann, ist für die eigene Entwicklung sehr wichtig.

Jawattdenn.de: Gerade gegen Ende der letzten Saison wurden, auch aus Verletzungsgründen, zahlreiche A-Jugendliche in die Mannschaft integriert. Am letzten Spieltag gegen die Sportfreunde Siegen standen bei Abpfiff sieben (!) U19-Spieler auf dem Platz, mit Michael Wiese schoss ein Junge aus der eigenen Jugend auch das Siegtor zum 1:0. Etwas überraschend für einige war es da, dass letztlich nur ein A-Jugendlicher (Lucas Arenz) in die erste Mannschaft übernommen wurde.

Robin Krüger: Grundsätzlich geht es im Kader immer um die Balance. Gegen Siegen war das sicherlich nicht sehr ausgeglichen, aber den Umständen geschuldet. Wir mussten uns entscheiden, welche Verteilung der Kaderplätze für eine Saison die erfolgreichste ist, auch während einer langen Spielzeit mit Höhen und Tiefen, gerade wo zu dieser Saison sowohl extern als auch intern die Ansprüche und die Erwartungshaltung gestiegen sind. Gleichzeitig mussten wir überlegen, wie weit die Spieler aus dem Siegen-Spiel im Vergleich zu den damals Verletzten bzw. zu möglichen Neuverpflichtungen sind, und wir haben uns so entschieden, wie der Kader nun aussieht. Einige U19-Spieler konnten wir auch für die U23 gewinnen und wir haben natürlich die Hoffnung, dass sich Jungs wie Yannick Geisler mit viel Spielpraxis in der Oberliga noch einmal weiterentwickeln. Außerdem sind diese Spieler nicht ganz außen vor, Yannick hat zum Beispiel in der Vorbereitung schon mit uns trainiert und auch in einem Testspiel mitgewirkt.

Jawattdenn.de: Du hast die enge Zusammenarbeit von Jugend- und Seniorenbereich angesprochen. In welcher Form findet ein Austausch zwischen den einzelnen Mannschaften innerhalb des Vereins statt?

Robin KrügerRobin Krüger: Wir ziehen immer mal wieder Spieler hoch, die in ihrer jeweiligen Mannschaft herausragen und dort nicht so gefordert werden, dass sie im Training und im Spiel wirklich an ihre Grenzen gehen müssen, so dass sie beim nächsthöheren Team mittrainieren können. Insbesondere innerhalb einer Altersklasse, also beispielsweise U14 und U15 (C-Jugend) bzw. U16 und U17 (B-Jugend), ist ein regelmäßiges Hochziehen von Jungjahrgängen normal. Ein gutes Beispiel ist an dieser Stelle Kai Nakowitsch, der als B-Jugendlicher schon in der A-Jugend ausgeholfen hat und auch schon damals ein bis zwei Mal pro Woche mit der Ersten trainiert hat und seit seinem ersten A-Jugendjahr fester Bestandteil der Ersten Mannschaft ist. Das Hochziehen von Spielern ist immer ein probates Mittel, um noch die letzten Prozente herauszukitzeln, von daher ist auch der stattfindende Austausch der einzelnen Trainer sehr bedeutend.

Jawattdenn.de: Die Frage, die unsere Leser wohl am meisten interessiert: auch im tiefsten Winter sehen wir dich immer nur in kurzer Hose. Hast du eigentlich kein Kälteempfinden in den Beinen? Ist das dein Markenzeichen?

Robin Krüger: (lacht) Naja, ein bisschen von beidem. Als aktiver Fußballer habe ich mich in einer langen Hose beim Fußball immer sehr unwohl gefühlt, und als Trainer habe ich das so beibehalten. Im Laufe der Zeit wurde das dann zu einem Dogma. Und tatsächlich gewöhnt man sich nach ein oder zwei Jahren auch an kältere Temperaturen, so dass ich an den Beinen eigentlich relativ schmerzfrei bin. Im Fernsehen sieht man, vor allem in England, manchmal die Kombination mit nur T-Shirt und kurzer Hose, das könnte ich nicht. Die kurze Hose alleine ist für mich aber unproblematisch, und dass das nun zu meinem Markenzeichen geworden ist, ist bestimmt für mich nicht nur nachteilig.

Jawattdenn.de: Mit einigen bekannten Neuzugängen und etwas forscheren Aussagen von Vereinsseite steigen natürlich auch die Ansprüche im Umfeld. Hast du die Befürchtung, dass die positive Stimmung, die seit der Insolvenz durchgehend herrschte, im Falle eines Nichterfolges schnell kippen könnte?

Robin Krüger: Wir sollten uns damit nicht aus einer negativen Perspektive wie „Befürchtung“ befassen. Bei diesem Riesenumfeld mit seinen zahlreichen Fans überwiegen die Vorteile, auch wenn es auch ein paar „Nachteile“ gibt. Wenn wir gut in die Spielzeit starten, kann auch schnell eine Euphorie entstehen. Gerade in der NRW-Liga Saison 10/11 ist eine Eigendynamik entstanden, die ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Saison war. Allerdings haben wir auch in der letzten Saison gemerkt, dass die Erwartungshaltung nach der guten Hinrunde gestiegen war, und dass eine von der Punkteausbeute immer noch sehr ordentliche Rückrunde, von einigen Ausrutschern abgesehen, nicht mehr ausreichend ist. Auf die direkte Erwartung des Umfelds haben wir aber ohnehin keinen direkten Einfluss, sondern können nur versuchen, die Leute durch guten und leidenschaftlichen Fußball mit den Werten die Rot-Weiss Essen auszeichnen mitzunehmen. Mit den entsprechenden Ergebnissen kann das ein riesiger Vorteil gegenüber der Konkurrenz sein und zum Faustpfand werden.

Jawattdenn.de: Was erwartest du von der Regionalliga in dieser Spielzeit?

Robin Krüger: Im Vergleich zur letzten Saison ist die Liga noch einmal deutlich attraktiver geworden. Wenn man die ersten beiden Spieltage verfolgt hat, an denen der Zuschauer- und auch Aufmerksamkeitskrösus RWE noch gar nicht teilgenommen hat, gab es schon hohe Zuschauerzahlen, ein tolles Eröffnungsspiel im Südstadion vor mehr als 4.000 Zuschauern, in Uerdingen war es ebenfalls vierstellig und Aachen hatte im Heimspiel sogar 8.000 Fans vor Ort. Das sind Zahlen, die man sonst eigentlich nur von uns kennt, auch wenn wir mit deutlichem Abstand weiter die meisten Zuschauer anziehen werden. Auch von den Namen her ist die Klasse noch interessanter geworden, viele Vereine haben schon Bundesliga gespielt und sind im bundesweiten Gedächtnis noch immer verankert. Die gelegentliche Fernsehübertragung auf Sport1 macht die Liga natürlich noch attraktiver, unabhängig davon, ob sich dadurch ein finanzieller Vorteil für die beteiligten Vereine ergibt oder nicht.
Robin Krüger
Jawattdenn.de: Haben die anderen Vereine einen Vorteil dadurch, dass sich schon ein oder zwei Spiele absolviert haben?

Robin Krüger: Wenn wir die Wahl gehabt hätten, hätten wir natürlich lieber gespielt. Drei Mannschaften stehen mit sechs Punkten jetzt ganz vorne, Mannschaften wie unser nächster Gegner aus Leverkusen haben schon 180 Minuten gespielt. Das ist sicherlich nicht optimal, aber wir müssen damit klarkommen, und ich wehre mich dagegen, das bereits von vornherein als Alibi zu nutzen. Wir starten zwar mit einigen Englischen Wochen in die Saison, aber die Anspannung und Vorfreude sind da und wir sind glücklich, dass es jetzt los geht. Vom Gefühl her könnten wir fast täglich spielen, und wenn dann zweimal die Woche ein Spiel ansteht, ist das für uns sicherlich nicht schlecht.

Jawattdenn.de: RWE ist in dieser Saison besser aufgestellt als in der letzten Spielzeit, weil…

Robin Krüger: …wir variabler geworden sind und mehr Möglichkeiten haben als in der letzten Saison. Durch die Neuzugänge haben wir eine andere Mentalität in der Mannschaft, so dass sich auch die anderen Spieler an den Neuen orientieren und weiterentwickeln können. Wir haben eine junge Mannschaft, die von Jahr zu Jahr gewachsen ist. Und so bitter die Schlussphase der letzten Saison mit einigen Klatschen für uns alle auch war, von der Persönlichkeit hat uns auch diese schwierige Zeit weiter gebracht. Daher sind wir überzeugt, dass wir besser sind als in der letzten Saison, und wollen das natürlich auch auf den Platz bringen.

Jawattdenn.de: Vielen Dank für das Interview, Robin.

Das Interview führten Fabian Jerrentrup und Marcel Rotzoll