Interview mit Nico Schäfer
Vor dem Emden-Spiel am Freitag hatten wir Gelegenheit mit Nico Schäfer über die derzeitige Situation bei RWE zu sprechen.
Jawattdenn.de:
Der Saisonstart ist misslungen. Wo sieht der Verein
die Ursache für die aktuelle Situation?
Nico Schäfer:
Da gibt es viele Gründe, über die man diskutieren
kann. Für mich ist die Verletzung einiger wichtiger
Spieler einer der Gründe. Stefan Lorenz und Stijn
Haeldermans haben sich in der Vorbereitung
als Führungsspieler herauskristallisiert. Stijn
Haeldermans hat, für mich überraschend,
eine hervorragende Vorbereitung gespielt. Wenn man
jetzt in der Mannschaft fragt, sehen die Spieler ihn
beinahe als Heilsbringer an. Das gefällt mir
nicht, es zeigt aber den Status, den er sich bei einer
komplett neuen Mannschaft erarbeitet hat. Aber auch
an den beiden Verletzten darf man natürlich nicht
alles festmachen.
Daniel Sereinig, der in der Vorbereitung sehr gut
angefangen hat, hat zur Zeit Probleme in die Mannschaft
zu finden. Auf dem Platz entscheidet er sich in der
Spieleröffnung in fünf Situationen vier
Mal für die Falsche. Das ist für uns unerklärlich.
Er war nicht nur eine Saison Kapitän in Schaffhausen,
zwei seiner Mitspieler von dort sind direkt in die
Erste Bundesliga gewechselt. So schlecht kann das
Niveau dort also nicht gewesen sein. Und als Kapitän
war er eine Führungspersönlichkeit.
Es kann natürlich auch daran liegen, dass man
sich - auch wenn man nicht aus Brasilien kommt - in
einem fremden Land erst einmal eingewöhnen muss.
Auch André Schei Lindbaek ist erstmals mit
seiner kompletten Familie gewechselt, sprich er hat
sie hierhin mitgebracht. So etwas ist nicht einfach.
Das kann einen Spieler auch beeinflussen. Das darf
es aber eigentlich nicht, denn wenn es um Verträge
geht, sind sie ja auch alle sehr selbstbewusst. Bei
Sereinig gehe ich jedoch davon aus, dass er bereits
im Spiel gegen Emden diese Dinge aufgearbeitet hat
und wir eine deutliche Steigerung von ihm erwarten
dürfen.
Durch die genannten Missstände ist Michael Lorenz
in die Führungsrolle geschlüpft. Er kann
aber nicht alle Ausfälle allein kompensieren.
Dazu kommt der schlechte Start. Wenn man gegen Oberhausen
oder Ahlen nur annähernd so gespielt hätte,
wie gegen Cottbus, wäre sicherlich ein Ruck durch
die Mannschaft gegangen. Wenn dagegen nur ein Führungsspieler
da ist, fällt es ungleich schwerer einen so negativen
Trend umzukehren. Eine junge Mannschaft kann sich
noch so selbstbewusst in den Gesprächen vorher
geben oder sich auf dem Trainingsplatz präsentieren.
Spätestens im Ligaalltag merken sie auf einmal:
"Oh, wir spielen ja jetzt in Essen!"
Hinzu kommt die in Essen vorhandene hohe Grundunzufriedenheit
im Umfeld. Das überträgt sich auf die Mannschaft.
Profis dürfen sich davon eigentlich nicht beeinflussen
lassen. Sie verneinen auch jeden Einfluss, aber jeder
Spieler registriert, was auf den Rängen passiert.
Mir wird trotzdem zu viel über Druck gesprochen.
Jeder Spieler sollte sich freuen, den Beruf "Fußballer"
ausüben zu dürfen.
Jawattdenn.de:
Aber die Spieler merken schon, dass schnell gepfiffen
wird in Essen?
Nico Schäfer:
Das merken die Spieler auf jeden Fall. Aber es darf
eben nicht der Grund sein, seine Leistung nicht bestmöglich
abzurufen. Die meisten Spieler sind noch sehr jung.
Man kann junge Spieler leicht begeistern, wenn es
gut läuft. Leider kann man sie auch ebenso schnell
verunsichern, wenn es nicht so läuft und das
Umfeld rumort. Das soll keine Kritik an den Fans sein.
Ich verstehe ihre Gefühle nach den letzten Jahren
hier. Das zehrt an den Nerven, bei mir ja auch. Wenn
man mit dem Herzen so dabei ist, macht man irgendwann
eben auch schon mal schneller seinem Ärger Luft.
Das muss auch so sein. Viel schlimmer wäre es
doch, wenn man überhaupt keine Reaktion zeigen
würde. Das wäre der Anfang vom Ende.
Jawattdenn.de:
Wie sehen die Lösungsansätze aus, um aus
der aktuellen Krise herauszukommen? Sind noch finanzielle
Mittel vorhanden, um noch mal nachzulegen?
Nico Schäfer:
Fangen wir mit dem "Nachlegen" an. Wo sollen
wir denn eurer Meinung nach nachlegen?
Jawattdenn.de:
Zum Beispiel im Mittelfeld oder im Sturm? Es wird
immer wieder der Name Markus Kurth vom MSV Duisburg
angesprochen.
Nico Schäfer:
Markus Kurth ist von der Gehaltsstruktur kein Thema
für uns. Auch Sascha Mölders, der hier oft
gehandelt wurde, wird vom MSV auf gar keinen Fall
abgegeben. Man darf nicht glauben, dass alle Spieler
zu RWE kommen wollen, weil wir so ein "Riesenclub"
sind. Das Meiste geht in diesem Geschäft ausschließlich
über das Geld oder die Perspektiven, die ein
Verein dem Spieler bieten kann. Thomas Kläsener
hatte von uns ein hervorragendes Angebot für
die Regionalliga. Wir wollten um ihn herum die neue
Mannschaft aufbauen. Aber wenn ein Spieler die Möglichkeit
hat, in der 2. Liga zu spielen, kann der Verein heißen,
wie er will. Der Spieler geht da hin. Jeder sollte
sich darüber im Klaren sein, dass kein Spieler
Gehaltseinbußen in kauf nimmt, weil er dann
bei RWE spielen darf.
In der Dritten Liga wird weniger gezahlt. Wir sind
nicht das Armenhaus der Liga, wir sind aber auch nicht
mehr der reichste Verein in dieser Saison. Das war
vor zwei Jahren anders. Da sind wir ein sehr hohes
Risiko eingegangen. Das kann man aber nicht jedes
Jahr wiederholen. Wenn man dann nicht direkt aufsteigt,
ist der Schaden nachher viel größer. Das
macht auch keine Bank mit. Die machen eine Risikoanalyse.
Damals konnten wir sie überzeugen, diese Saison
ist das nicht in gleichem Maße möglich
gewesen. Wir haben natürlich auch nicht damit
gerechnet, dass wir so schlecht starten. Selbst der
größte Schwarzseher hätte das nicht
vermutet.
Wir sichten natürlich weiterhin Spieler. Wir
hatten uns für eine defensive Position umgesehen,
für den Fall, dass die Diagnose bei Stefan Lorenz
schlimmer ausfallen würde als befürchtet.
Glücklicherweise sieht es hier nach der Arthroskopie
gut aus. Es wird jetzt wahrscheinlich nur noch 2 Wochen
dauern, bis er wieder komplett mit der Mannschaft
trainieren kann. Vor der Operation hätten es
auch noch 6 Monate sein können. Deswegen hatten
wir Marcel Rozgoniy als Testspieler hier, der uns
aber nicht überzeugen konnte. Wir beobachten
den Markt natürlich weiter.
Im Sturm ist es ähnlich. Schaut mal nach Paderborn.
Denen fallen langfristig zwei Stürmer aus, unter
anderem Danko Boskovic. Sie haben dann Alexander Löbe
verpflichtet. Paderborn hat viel mehr finanzielle
Möglichkeiten als wir und trotzdem holen sie
sich Löbe. Das zeigt, dass es aktuell nicht einfach
ist, gute Spieler zu finden. Man kann sich natürlich
auch mit ...dric, ...vic und Co verstärken, aber
das sind dann eben Wundertüten. Selbst Lindbaek
ist eine Wundertüte für uns. Vor vier Jahren
verhandelte sein damaliger Verein mit Hannover 96
und Ralf Rangnick um eine Ablöse von anderthalb
Millionen Euro. Da hat Rangnick abgesagt, weil ihm
der Betrag zu hoch erschien. Im Probetraining aber
hat er dort überzeugt. Man vermutet also eine
gewisse Solidität bei dem Spieler. Auch Jörn
Andersen, der nicht dessen Berater ist, aber den Markt
kennt, empfahl uns den Spieler. Sein Leumund war demzufolge
sehr gut.
Die sieben anderen Kandidaten, von denen die Presse
berichtet, standen ebenso auf einer Liste. Mit den
meisten Spielern kam es aber gar nicht erst zu Verhandlungen,
da sie aus der ersten belgischen oder dänischen
Liga nicht in die Regionalliga wechseln wollten. Manchmal
legt auch die Frau noch ein Veto ein, wie wir leidvoll
erfahren mussten.
Jawattdenn.de:
Sie sprechen auf den geplatzten Transfer von Karsten
Jensen an. Hätte er nicht vorher seine Frau fragen
können?
Nico Schäfer:
Hat er ja! Unser Trainer war sogar bei der Familie
und hat diskutiert, ob ein Wechsel nach Essen in Frage
käme. Aber sie hat sich eben erst hier überlegt,
als der Vertrag schon unterschrieben war, dass es
ihr doch nicht gefällt. Ich finde das schade.
Wenn ein Profi sich mit einem ausländischen Verein
unterhält, sollte er so etwas vorher mit seiner
Familie klären. Da kann man aber nichts dran
ändern. Wir haben uns nachher abgesichert, dass
er nicht zu einem anderen Verein wechselt. Der Spieler
war wenigstens so fair, die Kosten, die uns entstanden
sind, aus eigener Tasche zu bezahlen.
Aktuell ist der Stürmermarkt leider nur sehr
schwach besetzt. Daher kann ich nur hoffen, dass sich
der ein oder andere ein bisschen schneller entwickelt,
als es aktuell der Fall zu sein scheint. Ich hoffe,
dass Vincent Wagner bis dahin nicht verbrannt sein
wird, weil jeder sieht, dass er sich langsam entwickelt.
Der Junge darf seine Unbekümmertheit nicht verlieren.
Im Training nimmt er alles mit Freude auf. Dass er
jetzt nicht der Heilsbringer ist, ist klar. Ich hatte
im ersten Moment, als er den Elfer gegen Cottbus schoss,
auch gezweifelt, aber er wollte und das war für
ihn sicherlich ein toller Moment.
Jawattdenn.de:
Kommen wir zum Übungsleiter. War es richtig,
einen jungen Trainer wie Heiko Bonan zu holen?
Nico Schäfer:
Es gibt nur zwei Varianten. Entweder man gibt Neulingen
die Chance oder man holt einen alten Hasen. Bonan
hat in Ahlen einen sehr guten Job gemacht und war
auch als Spieler eine Identifikationsfigur hier. Dass
er ein sehr selbstdisziplinierter Spieler war und
es auch als Trainer ist, ist ja bekannt. So was fordert
er natürlich auch von den Spielern jetzt. Da
überfordert er vielleicht den Einen oder Anderen,
aber das ist sicherlich auch ein Lernprozess und nur
so wird man irgendwann auch ein etablierter Trainer.
Wichtig war für uns immer, dass eine Identifikation
da ist mit Rot-Weiss Essen. Die ist bei Bonan vorhanden.
Jawattdenn.de:
Wie viel Zeit bekommt Heiko Bonan? Wenn die Mannschaft
gegen Emden verliert, wird er dann schon entlassen?
Nico Schäfer:
Ich hoffe, dass er die Zeit bekommt. Mit einem Erfolg
läuft es natürlich auch immer für den
Trainer besser. Auf Olaf Janßen haben sich ja
alle im Umfeld schon lange eingeschossen. Ich kann
nur sagen, dass Mannschaft und Trainer vollkommen
hinter Olaf Janßen stehen! Ob damit dem Umfeld
jemandem geholfen ist, weiß ich nicht. Natürlich
ist es ein großer Schritt von Lorenz-Günther
Köstner zu Heiko Bonan, aber es ist doch immer
so, dass alle Vereine einen "harten Hunden"
oder einen teamfähigen Trainer suchen. Irgendwann
wird es aber natürlich auch schwierig für
das Team mit so einem negativen Umfeld klarzukommen.
Einige Personen werden hier so stark angegriffen,
dass der Ein oder Andere irgendwann auch meint, "Vielleicht
geh ich dann selber"; dass kann natürlich
auch passieren. Ich kann nur hoffen, dass das nicht
alles schief geht. Unsere Aufgabe ist ja auch, gute
Stimmung zu verbreiten im Team. Wenn man vorher immer
sagt "wenn ihr das macht, geht der", das
ist nicht gut.
Jawattdenn.de:
Die Mannschaft glaubt noch an den Trainer?
Nico Schäfer:
Ja.
Jawattdenn.de:
Es gab ja jetzt eine Wortmeldung von Peter Neururer…
Nico Schäfer: Ich weiß nicht, warum ein
Peter Neururer jetzt gefragt wird. Gestern hat er
noch mit wilden Dopinggerüchten von RWE Schlagzeilen
gemacht. Das ist dann im Sande verlaufen und er hat
es ja auch angeblich gar nicht so gemeint… und
jetzt hilft er RWE?
Ich kann einfach nur hoffen, dass die Mannschaft den
eigenen Glauben umsetzen kann. Wir haben ja gegen
Cottbus gesehen, was möglich ist. Sicher, da
kann man jetzt auch wieder sagen, die haben agiert
und wir mussten nur reagieren, aber auch erstmal überhaupt
auf eine Bundesligamannschaft reagieren zu können,
dafür muss ja auch ein gewisses Grundtalent da
sein, und das ist da. Wenn natürlich dann auch
wieder ein Güvenisik oder ein Guie-Mien ausfallen,
ist es alles nicht so einfach. Güvenisik zeigte
ja in den Spielen bisher ein tolles Engagement. Er
hat sich sofort einen Status erarbeitet und fällt
gleich wieder aus. Rolf-Christel Guie-Mien hat sich
beim Spiel gegen Oberhausen gleich am Anfang die Schulter
verletzt, trotzdem durchgespielt. Er hat noch immer
Schmerzen. Er erzählt es zwar selbst nie richtig,
aber man merkt es wenn man ihm z. B. an die Schulter
fasst. Also die Spieler wollen auf jeden Fall. Es
ist eben leider auch so, dass im Moment gerade die
Säulen immer wieder angeschlagen sind. Das will
man natürlich nicht hören, so etwas soll
auch keine Ausrede sein und ich weiß schon wieder,
wer drauf schlägt, wenn ich es so sage - ich
lese ja auch im RWE-Forum mit - aber es ist eben nun
mal leider so.
Dass hier im Verein aktuell keiner glücklich
mit der Situation ist, sollte jedem klar sein. Das
macht auch die anderen Punkte, an denen wir arbeiten,
natürlich nicht leichter. Aber noch mal: Gemecker
und Druck aus dem Umfeld macht alles noch schwerer.
Jawattdenn.de:
In wieweit spielen denn Stadionplanung und Kölmel
im Saisonetat eine Rolle?
Nico Schäfer:
Also die Sachen spielen sicherlich langfristig eine
Rolle, aber nicht für den Saisonetat. Der Etat
steht fest und darauf haben diese Sachen keinen Einfluss.
Sicherlich könnte ein früherer Stadionausbau
noch Vorteile bringen, das würde sicherlich noch
mal einen großen Ruck geben, aber dass dadurch
Geld fehlt: Nein, dem ist nicht so. Wir planen da
auch nichts ein, was wir nicht fest haben. Da haben
sich auch schon andere Vereine die Finger verbrannt,
indem sie vorher was ausgegeben haben und dann gab
es Probleme (lacht)
Jawattdenn.de:
Ist die Vereinbarung mit Kölmel denn jetzt unterschrieben?
Nico Schäfer:
Der "Letter of Intent", also die Vorvereinbarung,
waren ja damals (Jahreshauptversammlung, Anm. d. Red.)
schon unterschrieben. Und die fertigen Verträge,
so hoffe ich, werden in diesem Monat unterschrieben.
Das ist ein mehrere hundert Seiten langes Dokument,
da dauert jede Änderung eben auch eine Weile.
Wir sind immerhin nicht wie andere Vereine mit Kölmel
vor Gericht. Wir sind uns soweit einig mit ihm und
da ist nichts mehr umzustoßen.
Jawattdenn.de:
Thema Informationspolitik. Viele Leute beschweren
sich über die Info-Politik seitens des Vereins.
Vor kurzem wurde sich zum Beispiel im RWE Forum sehr
darüber beschwert, dass die Offizielle HP nicht
mehr so aktuell ist wie einige es sich wünschen?
Nico Schäfer:
Also, wenn man jemanden bei RWE vernünftig etwas
fragt, bekommt man eigentlich immer eine Antwort.
Wir haben mussten aber das Personal noch mal kürzen.
Wir hatten schon den kleinsten Personalstand der 2.
Liga und sind jetzt noch mal geschrumpft. Das ist
ein großes Problem für mich, welches ich
auch immer wieder anspreche. Man muss aber auch sehen,
dass wir hier auch gar nicht die Logistik haben um
mehr Leute unterbringen zu können. Jedenfalls
im Moment nicht. Eine Quartierung außerhalb
des Stadions wäre da sicherlich auch keine Lösung.
Ein Daniel Mucha war z. B. letzte Saison noch jeden
Tag da und ist es jetzt nur noch zwei mal die Woche.
Da kann man nicht meckern, wenn die Homepage mal nicht
so aktuell ist wie früher. Ich finde das im Sinne
des Services für den Fan auch bedauerlich. Dennoch,
andere Vereine sind da sicherlich in der Liga noch
um einiges schlechter. In den letzten Jahren war unsere
Informationspolitik eigentlich sehr gut.
Jawattdenn.de:
Viele Fans vergleichen den Internet-Auftritt mit dem
von Dynamo Dresden.
Nico Schäfer:
Ja, Dresden hat aber auch in dem Bereich einen sehr
guten Sponsor, der das alles macht. Wir sind da auch
übrigens dran, einen Sponsoren zu gewinnen, der
uns da mit seinen Ressourcen entlasten wird. Ich will
mal ein Beispiel bringen: Es gab viel Kritik im Nachhinein
zu den Veranstaltungen zur 100-Jahr-Feier, dass keine
Ü40-, Kinder- oder sonst was Party gemacht wurde.
Ich glaube, es kommt kein Verein, außer den
Großen, die ja auch entsprechende Umfelder und
Stadien haben, an unsere Sachen ran. Wenn ich mir
z. B. Augsburg und Paderborn anschaue, wo übrigens
der Verein RWE noch nicht mal zum Jubiläum eingeladen
worden ist, gab es da höchstens eine Party oder
einen Empfang in der Stadt. Ich glaube, wir haben
versucht, so viele Gruppen wie möglich zu erreichen
und kriegen dafür trotzdem viel Kritik. Unsere
100-Jahr-Feier hat uns im Nachhinein überhaupt
das Leben erhalten. Viele große Sponsoren haben
nämlich gesagt "Mensch, das habt ihr so
toll gemacht, da investieren wir weiter". Das
hätte für die 2. Liga einen richtigen Schub
gegeben und hat uns in der 3. Liga wenigstens die
Summen erhalten. Und das eben, weil sie gesehen haben,
dass wir eine Menge gemacht haben. So was gerät
natürlich im Laufe einer Saison alles in Vergessenheit.
Es gibt natürlich immer wieder Leute, die mehr
fordern. Wie gesagt, ich lese das Forum ja auch regelmäßig.
Da gibt's nun mal leider immer wieder utopische Vorstellungen
und Vorschläge. Es gibt auch einige die sachliche
Kritik äußern. Davon habe ich mir jetzt
z. B. wieder einen eingeladen, der mich auch mal per
E-Mail angeschrieben hat. Da sehe ich dann aber auch,
dass man sich mit dem Menschen unterhalten kann. Das
macht man dann aber eben auch untereinander aus und
nicht übers Forum. Denn wenn man einmal ins Forum
schreibt, ist auch die Erwartung da, dass man immer
und auf alles reagiert.
Jawattdenn.de:
Warum legt man die verfügbaren finanziellen Mittel
nicht offensiv dar und erklärt so den Fans die
eingeschlagene Richtung mit der Verpflichtung vieler
junger und entwicklungsfähiger Spieler, anstatt
andauernd von "tollen Jungs, "toller Truppe"
und "tollem Tabellenplatz" zu reden?
Das Eingeständnis von Trainer Bonan, man handelte
sich vor der Saison viele Absagen ein, lässt
die vorherigen Aussagen wieder wie ein Täuschungsmanöver
aussehen, mit dem man einfach nur beruhigen wollte.
Nico Schäfer:
Ja, also tolle Jungs und tolle Truppe, davon sollte
jeder Trainer überzeugt sein, egal ob es junge
oder alte Spieler sind. Wir haben den Etat offen gelegt,
wir sind nicht der Ligakrösus. Finanziell sind
wir im oberen Mittelfeld angesiedelt. Viele Vereine
machen ja auch noch Dinge, die wir hier nicht mehr
machen. Ein Beispiel ist, das wir keine Spieler mehr
haben, deren Angestelltenverhältnis über
einen Sponsor läuft. Aber ein hoher Etat ist
zum Beispiel auch kein Grund, gegen etatschwächere
Mannschaften wie Oberhausen oder Ahlen so unterzugehen.
Das kann am Anfang der Saison liegen. Da gibt es ja
auch genug Beispiele, wie sich die Regionalliga in
den letzten Jahren im Laufe einer Saison verändert
hat. Ich glaube, dass vor der Saison deutlich war,
dass wir nicht gesagt haben, dass wir auf jeden Fall
wieder aufsteigen.
Den Wunsch, aufzusteigen hat natürlich jede Mannschaft.
Unser Ziel ist es oben mitzuspielen. Wir müssen
daran weiterarbeiten, mit der Mannschaft nach oben
zu kommen, wo man auch von den Experten und anderen
Mannschaften vor der Saison gesehen wurde. Die haben
uns doch nicht ganz umsonst als Mitfavoriten genannt.
Manche Mannschaften wie z. B. Oberhausen sind sicherlich
besonders am Anfang der Saison und dann noch gegen
RWE besonders motiviert. Für RWO war das Spiel
bei uns ihr "Pokalspiel". Ahlen war aufgrund
der Situation mit Heiko Bonan als ihrem Ex-Trainer
auch besonders motiviert. Die haben auf unsere Fehler
gewartet und dann eiskalt ausgenutzt, keine Frage.
Wir haben ihnen viele Gefallen getan. Was man aber
erwarten kann ist eben, dass jeder Spieler seine Ordnung
bewahrt. Das war bisher nicht so. Das kann man wieder
mit der jungen Truppe erklären. Ich hoffe, dass
wir das sehr schnell abstellen und da hinkommen, wo
man uns vor der Saison gesehen hat.
Jawattdenn.de:
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Schäfer.
Das Interview führten Martin
Noll und Hendrik
Stürznickel vor dem Heimspiel gegen Kickers
Emden.