Interview mit Sascha Mölders und Robert Mainka
In dieser Saison gibt es fast keine Gewinner. Sascha Mölders und Robert Mainka liefern jedoch konstant überdurchschnittliche Leistungen ab und haben zusammen bereits 28 Tore erzielen können. Grund genug, dass Jawattdenn.de mit den beiden Spielern über die aktuelle Situation von Rot-Weiss Essen sprach.
Jawattdenn.de:
Im Moment überschlagen sich bei RWE auf und neben dem
Platz die Ereignisse. Wie geht die Mannschaft mit dieser Situation um?
Sascha Mölders:
Wir haben längere Zeit kein Spiel mehr gewonnen. Jeder
Spieler ist unzufrieden mit dieser Situation. Es ist tragisch, dass der
Trainer deswegen gehen musste, weil wir schließlich die Karre in den
Sand gesetzt haben. Aber wir wollen alle gegen Cloppenburg gewinnen.
Robert Mainka:
Wir beschäftigen uns damit. Keiner ist zufrieden und es
lässt auch niemanden kalt. Es ist umso bitterer, dass der Trainer nun
beurlaubt wurde. Wir bedauern das alle, weil wir durch die nicht
erbrachten Leistungen unseren Teil dazu beigetragen haben. Letztendlich
können wir das kaum beeinflussen. Wir versuchen vor allen Dingen, am
Mittwoch gegen Cloppenburg zu gewinnen.
Jawattdenn.de:
Sascha, du hast dich nach dem Spiel gegen Bochum für den Trainer eingesetzt. Was sagst du nun zu der Entlassung?
Sascha Mölders:
Ich sage nach wie vor, dass die Entlassung ein Fehler
ist. Wir haben unser Saisonziel klar verfehlt. Das passiert im Fußball
immer wieder. Viele andere Spieler in der Mannschaft und auch ich sind
traurig, da wir überzeugt sind, dass Michael Kulm gute Arbeit geleistet
hat.
Jawattdenn.de:
Stimmt es, dass deine Familie nach dem Bochumspiel von „Fans“ attackiert wurde?
Sascha Mölders:
Ja, das stimmt! Nach dem Spiel wollte meine Frau mit
ihrem Sohn nach Hause fahren. Das Auto wurde zunächst angespuckt. Dann
haben sich zwischen 15 und 20 Jugendliche das Auto genommen und hin und
her gewackelt. Das ging so weit, dass der Junge angefangen hat zu
weinen. Das geht überhaupt nicht! Diese Dinge haben nichts mehr mit
Fußball zu tun.
Jawattdenn.de:
Was geht einem als RWE-Fan und Essener durch den Kopf? Hat man überhaupt noch Lust auf diesen Verein?
Sascha Mölders:
Es sind ja nicht alle Fans so. Robert und ich waren
nach dem Spiel bei den Fans und sind aufs Übelste beschimpft worden.
Ich gestehe den Leuten auch zu, dass sie unzufrieden sind. Wir spielen
einfach schlecht im Moment. Das Spiel in Bochum war vielleicht sogar
die schlechteste Saisonleistung. Man sollte dennoch sachlich bleiben.
Ich finde es schade, wenn bei einem Spielstand von 1:1 von den Tribünen
„Zweite Mannschaft, allez!“ gesungen wird. Wenn wir angefeuert worden
wären, hätten wir das Spiel vielleicht zu unseren Gunsten drehen können.
Robert Mainka:
Ich kann die Enttäuschung auch verstehen. Man kann über
mich als Fußballer gerne schimpfen und urteilen, die Zuschauer zahlen
schließlich Eintritt. Wenn es allerdings persönlich wird und nichts
mehr mit dem Fußball zu tun hat, dann akzeptiere ich das nicht. Das
gehört sich nicht, auch wenn sich die Fans darüber aufregen. Ich
respektiere jeden als Menschen und das erwarte ich gleichzeitig auch
von jedem anderen. Wenn das nicht möglich ist, kann ich das zwar nicht
ändern, ich muss mich dann aber auch nicht damit auseinandersetzen.
Jawattdenn.de:
Sascha, du bist trotz besserer Angebote im Sommer zu
Rot-Weiss gekommen. Hat deine Leidenschaft für RWE den Ausschlag dafür
gegeben?
Sascha Mölders:
Das habe ich schon mehrfach gesagt. Vor dem Lübeckspiel
war mein Vertrag bereits fertig. Dann ist Essen abgestiegen und ich
habe trotzdem zugesagt. Leider ist das Saisonziel jetzt verfehlt
worden. Deshalb müssen wir im nächsten Jahr wieder angreifen.
Jawattdenn.de:
Bei dir, Robert, war es ähnlich. Du hast auch bereits am
Ende der letzten Saison Gespräche mit dem Verein geführt. Der Wechsel
war dann aber nach dem Abstieg in der Schwebe.
Robert Mainka:
Bei mir war die Situation komplizierter, weil ich noch
einen gültigen Vertrag beim SC Verl hatte. Ich hatte auch Angebote aus
der Dritten und sogar aus der Zweiten Liga. Das Thema Rot-Weiss Essen
war nach dem Lübeckspiel eigentlich vom Tisch. Der Verein und
insbesondere Michael Kulm und Thomas Strunz haben sich dann extrem um
mich bemüht. Sie haben mich schließlich überzeugt und ich bereue den
Schritt bis heute nicht.
Jawattdenn.de:
Ist ein Wechsel im Sommer ein Thema, gerade wenn die Fans nicht wirklich freundlich mit einem umgehen?
Robert Mainka:
Was heißt nicht freundlich? Umgekehrt tragen sie uns
auch auf den Schultern, wenn wir erfolgreich sind. Wir sind froh, dass
wir überhaupt so viele Fans haben, mehr als jede andere Mannschaft in
dieser Liga. Das dürfen wir nicht verspielen. Ich bin der Meinung, dass
wir versuchen sollten, den Karren im nächsten Jahr gemeinsam aus dem
Dreck zu ziehen.
Sascha Mölders:
Ich habe bis 2011 verlängert. Das hätte ich nicht
gemacht, wenn ich nicht hier spielen will. Wir werden in der nächsten
Saison neu angreifen.
Jawattdenn.de:
Es gab ja auch in den vergangenen Jahren immer Gerüchte
und Spekulationen um den Essener Sascha Mölders im Profifußball. Stimmt
es, dass du einmal beim Training in Duisburg mit einem RWE-Trikot
aufgelaufen bist?
Sascha
Mölders: (lacht)
Nein, das stimmt natürlich nicht!
Jawattdenn.de:
Außerdem hält sich das Gerücht, dass du schon früher in
Verhandlungen mit Rot-Weiss Essen standest, Olaf Janßen dir aber keinen
Profivertrag anbieten wollte.
Sascha Mölders:
Vor eineinhalb Jahren, als Essen in die Dritte Liga
abgestiegen war, gab es lose Kontakte, aber es kam nie zu Gesprächen,
weil man sich in Essen nicht richtig um mich bemüht hat.
Jawattdenn.de:
Im derzeitigen Kader spielt ihr beide eine
überdurchschnittlich gute Saison, zusammen wart ihr schon viermal JWD
Spieler des Monats und habt 28 Tore erzielt. Robert, glaubst du, dass
deine Arbeit manchmal zu wenig anerkannt wird und du unter Wert
verkauft wirst?
Robert
Mainka:
Nein, das denke ich nicht. Ich versuche einfach, in jedem Spiel
Gas zu geben. Im letzten Jahr in Verl habe ich elf Tore erzielt, in
dieser Saison sieben. Ich hoffe natürlich, dass noch einige Treffer
dazu kommen und ich werde weiterhin in jedem Spiel meine Leistung
bringen - sowohl für die Mannschaft und als auch für mich selbst. Ich
bin auch selbstkritisch und hinterfrage mich, weil ich auch weiß, dass
ich meine Leistung noch weiter steigern kann. Trotzdem denke ich aber,
dass die wichtigen Leute meine Arbeit auch richtig einschätzen können
und das reicht mir. Ich muss nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen.
Jawattdenn.de:
Du spielst meist auf dem linken Flügel, teilweise aber
auch im Zentrum oder rechts. Wo fühlst du dich am wohlsten?
Robert
Mainka:
Am liebsten spiele ich links, für die Position wurde ich auch
geholt und dort habe ich auch die meisten Spiele bestritten. Natürlich
helfe ich aber auch gerne woanders aus.
Jawattdenn.de:
Erst mit 25 Jahren hast du das erste Mal in der Dritten Liga gespielt. Wieso kam der Durchbruch so spät?
Robert
Mainka: (lacht)
Man kann sagen, ich bin ein Spätstarter. Es ist immer
schwierig, die Gründe für so etwas zu finden. Mein Studium wird sicher
ein Grund gewesen sein, da es nicht immer einfach ist, Beruf und
Studium zu vereinbaren. Andererseits muss ich auch zugeben, dass ich
nach der Jugend noch nicht so weit war, dass ich direkt im
Seniorenbereich hätte spielen können. Ich musste mich erst noch
entwickeln, um den Sprung in den Profifußball zu schaffen. Zum Glück
bin ich aber auch noch nicht so alt, ein paar Jahre können also noch
kommen.
Jawattdenn.de:
Die Saison ist jetzt leider schon gelaufen und muss
abgehakt werden. Wenn man sich den Kader ansieht, hätte doch eigentlich
mehr drin sein müssen. Habt ihr als Spieler irgendeine Erklärung, warum
das Saisonziel Aufstieg so klar verfehlt wurde?
Robert
Mainka:
Wir suchen auch nach einer Erklärung. Mann muss sich nur das Potenzial und die Vita der einzelnen Spieler unserer
Mannschaft ansehen, wir haben einen starken Kader. Aber ich habe auch
ein Problem damit, dass man immer behauptet, wir sind Rot-Weiss Essen,
wir müssen jeden anderen Gegner vom Platz schießen. Die Liga ist nicht
so schwach, wie sie oft dargestellt wird. Außer Dortmund ist keine
Mannschaft in der Lage in jedem Spiel so dominant aufzutreten. Für
viele Mannschaften ist das Spiel gegen RWE das Spiel des Jahres. Das
darf natürlich keine Entschuldigung sein, wir wissen, dass wir
weit unter unseren Möglichkeiten geblieben sind. Wenn wir ein Rezept
hätten, die Misere abzustellen, dann hätten wir das schon lange
gemacht. Ich bin selbst ratlos.
Sascha
Mölders:
Wir haben schon in der Hinrunde die letzten vier Spiele
vergeigt, dadurch ist der Abstand auf elf Punkte angewachsen. Mit
großem Druck kommen wir aus der Winterpause, aber auch mit diesem Druck
sollten wir eigentlich umgehen können. Vielleicht hat der eine oder
andere nach dem Spiel gegen Kaiserslautern gedacht, jetzt läuft es von
selber. Selbst mit dem Punkt gegen Köln hätten wir leben können, wenn
wir danach in Trier gewonnen hätten, wo wir 60 Minuten richtig guten
Fußball geboten haben.
Robert
Mainka:
Ein großes Problem ist ja auch, dass wir auswärts einfach zu
wenig Punkte holen. Wenn man eine solche Auswärtsbilanz hat, kann man
nicht aufsteigen.
Jawattdenn.de:
Was braucht die Mannschaft jetzt für einen Trainer, was für einen Coach wünscht ihr euch?
Sascha Mölders:
Wer soll das beantworten können?
Robert
Mainka:
Ich habe überhaupt keinen Wunsch. Jeder Trainer hat andere Vorstellungen, die er verwirklichen will.
Sascha Mölders:
Das zu entscheiden liegt nicht in unserer Hand.
Jawattdenn.de:
Welche Perspektiven seht ihr für die neue Saison?
Robert
Mainka:
Es muss natürlich unser Ziel sein, viele Sachen besser zu
machen als in dieser Saison. Es muss auch unser Anspruch sein, um den
Aufstieg mitzuspielen, gerade wenn man sich die Geschehnisse im
Hintergrund ansieht. Ich bin nicht so vermessen zu sagen, der Aufstieg
klappt auf jeden Fall. Wir müssen sehr konzentriert und intensiv
arbeiten, um unser Ziel verwirklichen zu können.
Sascha Mölders:
Ich werde im nächsten Jahr noch einmal Vierte Liga spielen.
Sollte es dann nicht klappen, dann muss ich alles nochmal überdenken.
Ich bin dann 26 Jahre alt und will nochmal höherklassig spielen. Von
daher muss das Ziel der Aufstieg sein.
Jawattdenn.de:
Thomas Strunz ist seit einem Jahr der starke Mann bei RWE. Inwieweit hat er euch beeinflusst bei eurer Entscheidung für Essen und welche Rolle hat dabei der damalige Trainer Michael Kulm gespielt?
Sascha Mölders:
Für mich war das ganz wesentlich, ich würde fast sagen, dass ich wegen dieser beiden Leute gekommen bin.
Robert
Mainka:
Die beiden haben sich sehr um mich bemüht, gerade in der Phase,
wo Anfragen von vielen Vereinen kamen. Das war schon entscheidend.
Jawattdenn.de:
Was kann der Verein Rot-Weiss Essen einem jungen Spieler überhaupt für eine Perspektive bieten?
Sascha
Mölders: (lacht)
Die allerjüngsten sind wir ja auch nicht mehr.
Robert
Mainka:
Von der Infrastruktur und dem ganzen Umfeld her ist RWE in
dieser Liga das Maß aller Dinge. Wenn wir den Aufstieg im nächsten Jahr
schaffen, liefert der Club natürlich noch bessere Argumente.
Sascha
Mölders:
Hier ist viel mehr möglich als nur viertklassiger Fußball.
Daher sollten wir in einigen Jahren auf jeden Fall in der Zweiten Liga
spielen.
Robert
Mainka:
Und selbst in der Dritten Liga gibt es nicht viele Vereine, die attraktiver sind als Rot-Weiss Essen.
Jawattdenn.de:
Wie wichtig ist ein neues Stadion für RWE?
Sascha
Mölders:
Meine Meinung ist ganz klar: Ohne ein neues Stadion ist hier Profifußball nicht möglich!
Robert
Mainka:
Der Meinung kann ich mich voll anschließen. Das Stadion ist sehr wichtig.
Jawattdenn.de:
Wie versucht die Mannschaft die Saison zu Ende zu spielen?
Robert Mainka:
Ganz lapidar gesagt, so gut wie möglich. Wir denken nach wie
vor von Spiel zu Spiel und versuchen Schadensbegrenzung zu betreiben.
Gegen Cloppenburg müssen wir damit anfangen.
Sascha
Mölders:
Wir haben noch elf Spiele und wollen so viele Punkte wie
möglich sammeln. Natürlich hoffen wir, dass wir noch so weit wie
möglich nach oben kommen.
Jawattdenn.de:
Die Abstiegsränge sind auch nicht mehr ganz weit
entfernt. Denkt man darüber nach, dass man möglicherweise noch ganz
unten reinrutschen könnte?
Sascha
Mölders:
Ganz klar, nein!
Robert
Mainka:
Das ist auch bei mir überhaupt kein Thema.
Sascha
Mölders:
Wenn es so weit kommt, dass wir uns so nach unten orientieren müssen, dann aber gute Nacht!
Jawattdenn.de:
Gerade Markus Kurth ist nach dem letzten Spiel deutlich
geworden und hat die heftigen Reaktionen der Zuschauer gegen einzelne
Spieler kritisiert. Wie reagiert ihr als Mannschaft auf so ein
Verhalten seitens der Fans?
Robert Mainka:
Während des Spiels versucht man so etwas immer auszublenden,
aber natürlich funktioniert das nicht immer. Es hilft auf jeden Fall
nicht, wobei wir solche Reaktionen auch gewisserweise selbst zu
verantworten haben, wenn wir nicht unsere Leistung bringen. Die Leute
sollen nicht denken, dass wir nach Hause gehen und uns alles egal ist.
Wir sind genauso enttäuscht nach dieser bescheidenen Saison wie die
Fans. Aber die Zuschauer bezahlen Eintritt und man kann es ihnen nicht
verbieten.
Sascha
Mölders:
Speziell im Spiel gegen Bochum II war das sehr extrem, vor
allem gegen die jungen Spieler wie Aydin und von der Gathen. Das geht
dann schon an die Nerven.
Jawattdenn.de:
In dieser Saison stehen sehr viele junge Leute im Kader.
Wie entwickelt sich die Mannschaft, wie funktioniert der Aufbau einer
eigenen Hierarchie?
Sascha
Mölders:
Wir hatten zu Beginn der Spielzeit das Pokalspiel gegen
Dortmund, wo wir eine Riesenleistung abgeliefert haben, und
anschließend haben wir auch zwei Ligaspiele gut gespielt und gewonnen.
Dann kam der Knacks. Die Jungen arbeiten an sich und haben vom Trainer
auch immer wieder eine Chance bekommen.
Robert
Mainka:
Die Hierarchie bildet sich über die Aufstellung und über die
Leistung, die man bringt. Der Sprung vom Jugend- in den Seniorenbereich
ist nicht immer einfach, und mit dem einen oder anderen Spieler muss
man auch Geduld haben. Alle genießen aber unser Vertrauen und ich bin
der Meinung, dass es eine sehr homogene Gemeinschaft ist.
Jawattdenn.de:
Abschließend haben wir immer noch die Frage an die
Spieler, in der sie sich selber beschreiben sollen. Sascha Mölders...
Sascha
Mölders:
...ist ehrgeizig, will immer gewinnen, versucht sein Bestmögliches zu geben und hofft auf bessere Zeiten.
Jawattdenn.de:
Und Robert Mainka...
Robert Mainka:
...ist zielstrebig, ehrgeizig, ein bisschen verrückt und hat die Leidenschaft hier was zu erreichen. Den Rest sollen andere beurteilen.
Jawattdenn.de:
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg in den verbleibenden Spielen!
Das Interview führten Hendrik Stürznickel und Fabian Jerrentrup