Interview mit Sascha Mölders und Robert Mainka

veröffentlicht am 04.04.2009 um 21:07 Uhr

In dieser Saison gibt es fast keine Gewinner. Sascha Mölders und Robert Mainka liefern jedoch konstant überdurchschnittliche Leistungen ab und haben zusammen bereits 28 Tore erzielen können. Grund genug, dass Jawattdenn.de mit den beiden Spielern über die aktuelle Situation von Rot-Weiss Essen sprach.

Jawattdenn.de:
Im Moment überschlagen sich bei RWE auf und neben dem Platz die Ereignisse. Wie geht die Mannschaft mit dieser Situation um?

Sascha Mölders:
Wir haben längere Zeit kein Spiel mehr gewonnen. Jeder Spieler ist unzufrieden mit dieser Situation. Es ist tragisch, dass der Trainer deswegen gehen musste, weil wir schließlich die Karre in den Sand gesetzt haben. Aber wir wollen alle gegen Cloppenburg gewinnen.

Robert Mainka:
Wir beschäftigen uns damit. Keiner ist zufrieden und es lässt auch niemanden kalt. Es ist umso bitterer, dass der Trainer nun beurlaubt wurde. Wir bedauern das alle, weil wir durch die nicht erbrachten Leistungen unseren Teil dazu beigetragen haben. Letztendlich können wir das kaum beeinflussen. Wir versuchen vor allen Dingen, am Mittwoch gegen Cloppenburg zu gewinnen.


Sascha Mölders und Michael Kulm Jawattdenn.de:
Sascha, du hast dich nach dem Spiel gegen Bochum für den Trainer eingesetzt. Was sagst du nun zu der Entlassung?

Sascha Mölders:
Ich sage nach wie vor, dass die Entlassung ein Fehler ist. Wir haben unser Saisonziel klar verfehlt. Das passiert im Fußball immer wieder. Viele andere Spieler in der Mannschaft und auch ich sind traurig, da wir überzeugt sind, dass Michael Kulm gute Arbeit geleistet hat.


Jawattdenn.de:
Stimmt es, dass deine Familie nach dem Bochumspiel von „Fans“ attackiert wurde?

Sascha Mölders:
Ja,  das stimmt! Nach dem Spiel wollte meine Frau mit ihrem Sohn nach Hause fahren. Das Auto wurde zunächst angespuckt. Dann haben sich zwischen 15 und 20 Jugendliche das Auto genommen und hin und her gewackelt. Das ging so weit, dass der Junge angefangen hat zu weinen. Das geht überhaupt nicht! Diese Dinge haben nichts mehr mit Fußball zu tun.


Jawattdenn.de:
Was geht einem als RWE-Fan und Essener durch den Kopf? Hat man überhaupt noch Lust auf diesen Verein?

Sascha Mölders:
Es sind ja nicht alle Fans so. Robert und ich waren nach dem Spiel bei den Fans und sind aufs Übelste beschimpft worden. Ich gestehe den Leuten auch zu, dass sie unzufrieden sind. Wir spielen einfach schlecht im Moment. Das Spiel in Bochum war vielleicht sogar die schlechteste Saisonleistung. Man sollte dennoch sachlich bleiben. Ich finde es schade, wenn bei einem Spielstand von 1:1 von den Tribünen „Zweite Mannschaft, allez!“ gesungen wird. Wenn wir angefeuert worden wären, hätten wir das Spiel vielleicht zu unseren Gunsten drehen können.

Robert Mainka und Sascha Mölders Robert Mainka:
Ich kann die Enttäuschung auch verstehen. Man kann über mich als Fußballer gerne schimpfen und urteilen, die Zuschauer zahlen schließlich Eintritt. Wenn es allerdings persönlich wird und nichts mehr mit dem Fußball zu tun hat, dann akzeptiere ich das nicht. Das gehört sich nicht, auch wenn sich die Fans darüber aufregen. Ich respektiere jeden als Menschen und das erwarte ich gleichzeitig auch von jedem anderen. Wenn das nicht möglich ist, kann ich das zwar nicht ändern, ich muss mich dann aber auch nicht damit auseinandersetzen.


Jawattdenn.de:
Sascha, du bist trotz besserer Angebote im Sommer zu Rot-Weiss gekommen. Hat deine Leidenschaft für RWE den Ausschlag dafür gegeben?

Sascha Mölders:
Das habe ich schon mehrfach gesagt. Vor dem Lübeckspiel war mein Vertrag bereits fertig. Dann ist Essen abgestiegen und ich habe trotzdem zugesagt. Leider ist das Saisonziel jetzt verfehlt worden. Deshalb müssen wir im nächsten Jahr wieder angreifen.


Jawattdenn.de:
Bei dir, Robert, war es ähnlich. Du hast auch bereits am Ende der letzten Saison Gespräche mit dem Verein geführt. Der Wechsel war dann aber nach dem Abstieg in der Schwebe.

Robert Mainka:
Bei mir war die Situation komplizierter, weil ich noch einen gültigen Vertrag beim SC Verl hatte. Ich hatte auch Angebote aus der Dritten und sogar aus der Zweiten Liga. Das Thema Rot-Weiss Essen war nach dem Lübeckspiel eigentlich vom Tisch. Der Verein und insbesondere Michael Kulm und Thomas Strunz haben sich dann extrem um mich bemüht. Sie haben mich schließlich überzeugt und ich bereue den Schritt bis heute nicht.


Jawattdenn.de:
Ist ein Wechsel im Sommer ein Thema, gerade wenn die Fans nicht wirklich freundlich mit einem umgehen?

Robert Mainka Robert Mainka:
Was heißt nicht freundlich? Umgekehrt tragen sie uns auch auf den Schultern, wenn wir erfolgreich sind. Wir sind froh, dass wir überhaupt so viele Fans haben, mehr als jede andere Mannschaft in dieser Liga. Das dürfen wir nicht verspielen. Ich bin der Meinung, dass wir versuchen sollten, den Karren im nächsten Jahr gemeinsam aus dem Dreck zu ziehen.

Sascha Mölders:
Ich habe bis 2011 verlängert. Das hätte ich nicht gemacht, wenn ich nicht hier spielen will. Wir werden in der nächsten Saison neu angreifen.


Jawattdenn.de:
Es gab ja auch in den vergangenen Jahren immer Gerüchte und Spekulationen um den Essener Sascha Mölders im Profifußball. Stimmt es, dass du einmal beim Training in Duisburg mit einem RWE-Trikot aufgelaufen bist?

Sascha Mölders: (lacht)
Nein, das stimmt natürlich nicht!


Jawattdenn.de:
Außerdem hält sich das Gerücht, dass du schon früher in Verhandlungen mit Rot-Weiss Essen standest, Olaf Janßen dir aber keinen Profivertrag anbieten wollte.

Sascha Mölders:
Vor eineinhalb Jahren, als Essen in die Dritte Liga abgestiegen war, gab es lose Kontakte, aber es kam nie zu Gesprächen, weil man sich in Essen nicht richtig um mich bemüht hat.


Jawattdenn.de:
Im derzeitigen Kader spielt ihr beide eine überdurchschnittlich gute Saison, zusammen wart ihr schon viermal JWD Spieler des Monats und habt 28 Tore erzielt. Robert, glaubst du, dass deine Arbeit manchmal zu wenig anerkannt wird und du unter Wert verkauft wirst?

Robert Mainka und Sascha MöldersRobert Mainka:
Nein, das denke ich nicht. Ich versuche einfach, in jedem Spiel Gas zu geben. Im letzten Jahr in Verl habe ich elf Tore erzielt, in dieser Saison sieben. Ich hoffe natürlich, dass noch einige Treffer dazu kommen und ich werde weiterhin in jedem Spiel meine Leistung bringen - sowohl für die Mannschaft und als auch für mich selbst. Ich bin auch selbstkritisch und hinterfrage mich, weil ich auch weiß, dass ich meine Leistung noch weiter steigern kann. Trotzdem denke ich aber, dass die wichtigen Leute meine Arbeit auch richtig einschätzen können und das reicht mir. Ich muss nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen.


Jawattdenn.de:
Du spielst meist auf dem linken Flügel, teilweise aber auch im Zentrum oder rechts. Wo fühlst du dich am wohlsten?

Robert Mainka:
Am liebsten spiele ich links, für die Position wurde ich auch geholt und dort habe ich auch die meisten Spiele bestritten. Natürlich helfe ich aber auch gerne woanders aus.


Jawattdenn.de:
Erst mit 25 Jahren hast du das erste Mal in der Dritten Liga gespielt. Wieso kam der Durchbruch so spät?

Robert Mainka: (lacht)
Man kann sagen, ich bin ein Spätstarter. Es ist immer schwierig, die Gründe für so etwas zu finden. Mein Studium wird sicher ein Grund gewesen sein, da es nicht immer einfach ist, Beruf und Studium zu vereinbaren. Andererseits muss ich auch zugeben, dass ich nach der Jugend noch nicht so weit war, dass ich direkt im Seniorenbereich hätte spielen können. Ich musste mich erst noch entwickeln, um den Sprung in den Profifußball zu schaffen. Zum Glück bin ich aber auch noch nicht so alt, ein paar Jahre können also noch kommen.


Jawattdenn.de:
Die Saison ist jetzt leider schon gelaufen und muss abgehakt werden. Wenn man sich den Kader ansieht, hätte doch eigentlich mehr drin sein müssen. Habt ihr als Spieler irgendeine Erklärung, warum das Saisonziel Aufstieg so klar verfehlt wurde?

Robert Mainka:
Wir suchen auch nach einer Erklärung. Mann muss sich nur das Potenzial und die Vita der einzelnen Spieler unserer Mannschaft ansehen, wir haben einen starken Kader. Aber ich habe auch ein Problem damit, dass man immer behauptet, wir sind Rot-Weiss Essen, wir müssen jeden anderen Gegner vom Platz schießen. Die Liga ist nicht so schwach, wie sie oft dargestellt wird. Außer Dortmund ist keine Mannschaft in der Lage in jedem Spiel so dominant aufzutreten. Für viele Mannschaften ist das Spiel gegen RWE das Spiel des Jahres. Das darf natürlich keine Entschuldigung sein, wir wissen, dass wir weit unter unseren Möglichkeiten geblieben sind. Wenn wir ein Rezept hätten, die Misere abzustellen, dann hätten wir das schon lange gemacht. Ich bin selbst ratlos.

Robert Mainka Sascha Mölders:
Wir haben schon in der Hinrunde die letzten vier Spiele vergeigt, dadurch ist der Abstand auf elf Punkte angewachsen. Mit großem Druck kommen wir aus der Winterpause, aber auch mit diesem Druck sollten wir eigentlich umgehen können. Vielleicht hat der eine oder andere nach dem Spiel gegen Kaiserslautern gedacht, jetzt läuft es von selber. Selbst mit dem Punkt gegen Köln hätten wir leben können, wenn wir danach in Trier gewonnen hätten, wo wir 60 Minuten richtig guten Fußball geboten haben.

Robert Mainka:
Ein großes Problem ist ja auch, dass wir auswärts einfach zu wenig Punkte holen. Wenn man eine solche Auswärtsbilanz hat, kann man nicht aufsteigen.


Jawattdenn.de:
Was braucht die Mannschaft jetzt für einen Trainer, was für einen Coach wünscht ihr euch?

Sascha Mölders:
Wer soll das beantworten können?

Robert Mainka:
Ich habe überhaupt keinen Wunsch. Jeder Trainer hat andere Vorstellungen, die er verwirklichen will.

Sascha Mölders:
Das zu entscheiden liegt nicht in unserer Hand.


Jawattdenn.de:
Welche Perspektiven seht ihr für die neue Saison?

Robert Mainka:
Es muss natürlich unser Ziel sein, viele Sachen besser zu machen als in dieser Saison. Es muss auch unser Anspruch sein, um den Aufstieg mitzuspielen, gerade wenn man sich die Geschehnisse im Hintergrund ansieht. Ich bin nicht so vermessen zu sagen, der Aufstieg klappt auf jeden Fall. Wir müssen sehr konzentriert und intensiv arbeiten, um unser Ziel verwirklichen zu können.

Sascha Mölders:
Ich werde im nächsten Jahr noch einmal Vierte Liga spielen. Sollte es dann nicht klappen, dann muss ich alles nochmal überdenken. Ich bin dann 26 Jahre alt und will nochmal höherklassig spielen. Von daher muss das Ziel der Aufstieg sein.


Jawattdenn.de:

Thomas Strunz ist seit einem Jahr der starke Mann bei RWE. Inwieweit hat er euch beeinflusst bei eurer Entscheidung für Essen und welche Rolle hat dabei der damalige Trainer Michael Kulm gespielt?

Sascha Mölders:
Für mich war das ganz wesentlich, ich würde fast sagen, dass ich wegen dieser beiden Leute gekommen bin.

Robert Mainka:
Die beiden haben sich sehr um mich bemüht, gerade in der Phase, wo Anfragen von vielen Vereinen kamen. Das war schon entscheidend.


Jawattdenn.de:
Was kann der Verein Rot-Weiss Essen einem jungen Spieler überhaupt für eine Perspektive bieten?

Sascha Mölders: (lacht)
Die allerjüngsten sind wir ja auch nicht mehr.

Robert Mainka:
Von der Infrastruktur und dem ganzen Umfeld her ist RWE in dieser Liga das Maß aller Dinge. Wenn wir den Aufstieg im nächsten Jahr schaffen, liefert der Club natürlich noch bessere Argumente.

Sascha MöldersSascha Mölders:
Hier ist viel mehr möglich als nur viertklassiger Fußball. Daher sollten wir in einigen Jahren auf jeden Fall in der Zweiten Liga spielen.

Robert Mainka:
Und selbst in der Dritten Liga gibt es nicht viele Vereine, die attraktiver sind als Rot-Weiss Essen.


Jawattdenn.de:
Wie wichtig ist ein neues Stadion für RWE?

Sascha Mölders:
Meine Meinung ist ganz klar: Ohne ein neues Stadion ist hier Profifußball nicht möglich!

Robert Mainka:
Der Meinung kann ich mich voll anschließen. Das Stadion ist sehr wichtig.


Jawattdenn.de:
Wie versucht die Mannschaft die Saison zu Ende zu spielen?

Robert Mainka:
Ganz lapidar gesagt, so gut wie möglich. Wir denken nach wie vor von Spiel zu Spiel und versuchen Schadensbegrenzung zu betreiben. Gegen Cloppenburg müssen wir damit anfangen.

Sascha Mölders:
Wir haben noch elf Spiele und wollen so viele Punkte wie möglich sammeln. Natürlich hoffen wir, dass wir noch so weit wie möglich nach oben kommen.


Jawattdenn.de:
Die Abstiegsränge sind auch nicht mehr ganz weit entfernt. Denkt man darüber nach, dass man möglicherweise noch ganz unten reinrutschen könnte?

Sascha Mölders:
Ganz klar, nein!

Robert Mainka:
Das ist auch bei mir überhaupt kein Thema.

Sascha Mölders:
Wenn es so weit kommt, dass wir uns so nach unten orientieren müssen, dann aber gute Nacht!


Jawattdenn.de:
Gerade Markus Kurth ist nach dem letzten Spiel deutlich geworden und hat die heftigen Reaktionen der Zuschauer gegen einzelne Spieler kritisiert. Wie reagiert ihr als Mannschaft auf so ein Verhalten seitens der Fans?


Robert Mainka:

Während des Spiels versucht man so etwas immer auszublenden, aber natürlich funktioniert das nicht immer. Es hilft auf jeden Fall nicht, wobei wir solche Reaktionen auch gewisserweise selbst zu verantworten haben, wenn wir nicht unsere Leistung bringen. Die Leute sollen nicht denken, dass wir nach Hause gehen und uns alles egal ist. Wir sind genauso enttäuscht nach dieser bescheidenen Saison wie die Fans. Aber die Zuschauer bezahlen Eintritt und man kann es ihnen nicht verbieten.

Sascha Mölders:
Speziell im Spiel gegen Bochum II war das sehr extrem, vor allem gegen die jungen Spieler wie Aydin und von der Gathen. Das geht dann schon an die Nerven.


Sascha MöldersJawattdenn.de:
In dieser Saison stehen sehr viele junge Leute im Kader. Wie entwickelt sich die Mannschaft, wie funktioniert der Aufbau einer eigenen Hierarchie?

Sascha Mölders:
Wir hatten zu Beginn der Spielzeit das Pokalspiel gegen Dortmund, wo wir eine Riesenleistung abgeliefert haben, und anschließend haben wir auch zwei Ligaspiele gut gespielt und gewonnen. Dann kam der Knacks. Die Jungen arbeiten an sich und haben vom Trainer auch immer wieder eine Chance bekommen.

Robert Mainka:
Die Hierarchie bildet sich über die Aufstellung und über die Leistung, die man bringt. Der Sprung vom Jugend- in den Seniorenbereich ist nicht immer einfach, und mit dem einen oder anderen Spieler muss man auch Geduld haben. Alle genießen aber unser Vertrauen und ich bin der Meinung, dass es eine sehr homogene Gemeinschaft ist.


Jawattdenn.de:
Abschließend haben wir immer noch die Frage an die Spieler, in der sie sich selber beschreiben sollen. Sascha Mölders...

Sascha Mölders:
...ist ehrgeizig, will immer gewinnen, versucht sein Bestmögliches zu geben und hofft auf bessere Zeiten.


Jawattdenn.de:
Und Robert Mainka...

Robert Mainka:
...ist zielstrebig, ehrgeizig, ein bisschen verrückt und hat die Leidenschaft hier was zu erreichen. Den Rest sollen andere beurteilen.


Jawattdenn.de:
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg in den verbleibenden Spielen!

 

Das Interview führten Hendrik Stürznickel und Fabian Jerrentrup