"Helden von einst" Teil XIII - Ali Bilgin
120 Spiele und 23 Tore im rot-weißen Dress. Diese Bilanz konnten die wenigsten Spieler der letzten Jahre erreichen, da die Rotation im Verein enorm war. Ali Bilgin hingegen war neun Jahre bei RWE und hat davon sechs Jahre in der Ersten Mannschaft gespielt und weist nun diese Bilanz auf. Zurzeit hält er sich bei der Zweiten Mannschaft fit, wo sein Freund aus alten Tagen Ramazan Yildirim nun trainiert. Er sieht reifer aus als früher, aber die Situation scheint ihn überhaupt nicht zu belasten. Gelassen steht er uns Rede und Antwort.
"Ich wusste, dass ich die Qualität habe"
Jawattdenn.de:
Du wohnst seit fünf Jahren nicht mehr in Essen. Ist es schön mal wieder nach Hause zu kommen?
Ali Bilgin:
Auf jeden Fall ist das schön. Fünf Jahre sind eine lange
Zeit. Ich war immer wieder in Essen, aber immer nur sehr kurz. Deswegen
ist das im Moment sehr schön. Aber mal abwarten, in welche Richtung es
sich nun entwickelt.
Jawattdenn.de:
Deine Karriere begann bei den Ballfreunden Bergeborbeck.
In der Jugend wechseltest du dann zu RWE und von 1995 bis 1997 ging es
nach Duisburg. Hat RWE sich in dieser Zeit nicht genug bemüht oder war
der MSV damals die bessere Ausbildungsstätte?
Ali Bilgin:
RWE hat sich damals bemüht. Duisburg bot damals jedoch eine
bessere Perspektive. Es war die bessere Ausbildungsstätte. Heute wird
hier in der Ausbildung ganz anders gearbeitet. Wäre das damals schon so
gewesen, wäre ich auch hier geblieben.
Jawattdenn.de:
In der Jugendarbeit hat sich also eine Menge getan?
Ali Bilgin:
Absolut! Der Jugendfußball hat sich allgemein in Deutschland
extrem gewandelt. Das Jugendtraining wird unter professionellen
Bedingungen aufgezogen. Das merkt man an den vielen jungen Spielern, die
in der Bundesliga und der Nationalmannschaft im Moment groß
herauskommen.
Jawattdenn.de:
Warum bist du dann 1997 wieder zu RWE zurückgegangen?
Ali Bilgin:
Auch da habe ich eine bessere Perspektive, dieses Mal bei
Rot-Weiss, gesehen. Dort hoffte ich, in die Erste Mannschaft kommen zu
können. Ich rechnete mir hier höhere Chancen aus und am Ende kam es so.
Jawattdenn.de:
Am 4. Mai 2000 folgte dann dein erster Einsatz in der
Regionalliga gegen den KFC Uerdingen. Dort hast du gleich getroffen.
Ali Bilgin:
Genau, wir haben damals 3:0 gewonnen. Klaus Berge war in der
Saison Trainer und wurde dann entlassen. Für ihn übernahm Frank Kurth,
der damals die Zweite Mannschaft trainierte. Frank Kurth war auch der
Erste, der mich bei RWE hat spielen lassen. In diesem Spiel habe ich
dann ein Tor vorbereitet und eins selbst geschossen.
Jawattdenn.de:
Du hast auch maßgeblich beim 3:2 am Saisonende in Braunschweig mitgewirkt.
Ali Bilgin:
RWE ging es damals nicht gut. RWE war im Abstiegskampf und
konnte sich erst in letzter Sekunde retten, als Sascha Wolf einen
zurückspringenden Lattentreffer von mir verwertet hat. So haben wir dann
die Klasse gehalten.
Jawattdenn.de:
Es sah danach weiterhin nicht gut aus und es schien, als
würde es zum Kollaps kommen. Wie hast du diesen Wechsel von totaler
Euphorie zu den niederschmetternden Neuigkeiten erlebt?
Ali Bilgin:
Als 17-, 18-jähriger habe ich diese Situation ehrlich gesagt
gar nicht wahrgenommen. Mir war damals nur das Sportliche wichtig und
da hatten wir den Klassenerhalt geschafft. Alles andere, so dachte ich
damals, wird sich schon fügen.
Jawattdenn.de:
In einem Gespräch mit Erwin Koen erzählte dieser, dass es
in der Saison innerhalb der Mannschaft überhaupt nicht passte. Wie
schwierig war es denn für dich als ganz jungen Profi, in so eine
Mannschaft zu kommen?
Ali Bilgin:
Erwin hat die Geschehnisse alle selbst mitbekommen und ich
selbst war nicht von Anfang an dabei und kann deswegen dazu gar nichts
sagen. In der Phase, in der ich hochkam gab es nur ein einziges Ziel und
das war der Klassenerhalt. Diesem Ziel haben sich alle Spieler
untergeordnet und letztendlich haben wir es zusammen geschafft.
Jawattdenn.de:
Der Nachfolger von Frank Kurth war Harry Pleß. Der wollte
dich in der Saison 2001/2002 zu ETB Schwarz-Weiß verleihen, du wolltest
dich aber durchbeißen und bist geblieben. Warum eigentlich? Bei einer
solchen Aktion konntest du davon ausgehen, dass er dir kaum eine Chance
einräumen würde.
Ali Bilgin:
Ich wusste, dass ich die Qualität habe, um mich bei
Rot-Weiss Essen durchsetzen zu können. Ich wollte meinen Vertrag
erfüllen und schauen, wie es sich bis dahin entwickelt. Ich habe am Ende
Recht behalten, denn Harry hat mich schließlich spielen lassen.
Jawattdenn.de:
Der Durchbruch zum Stammspieler und Leistungsträger kam
in meinen Augen mit dem Heimspiel gegen St. Pauli 2004, wo du in der
Nachspielzeit eines ganz furchtbaren Kicks das 1:0 erzielt hast. Wann
war dir selbst klar, dass du dich im Team festgespielt hast?
Ali Bilgin:
An das Spiel kann ich mich gar nicht erinnern. Ich weiß nur
noch, dass wir unter Uwe Neuhaus gegen St. Pauli gewonnen haben. Da habe
ich auch ein Tor gemacht. Durchgesetzt habe ich mich in dem letzten
Jahr unter Harry Pleß. In der Saison sind wir knapp am Aufstieg in die
Zweite Liga gescheitert. Danach folgte ein kurzes Intermezzo von Holger
Fach und dann kam Jürgen Gelsdorf. Verletzungen haben mich dann immer
wieder zurückgeworfen, aber bei ihm war ich dann einer der
Leistungsträger.
Wir sind dann in die Zweite Liga aufgestiegen. Dort habe ich die ersten
zehn Spiele gemacht und war dann wieder lange Zeit verletzt, sodass ich
erst in der Rückrunde wieder starten konnte.
Jawattdenn.de:
Die Aufstiegssaison 03/04 ist für viele die beste
Spielzeit der letzten zehn Jahre. Gab es auch innerhalb der Mannschaft
eine solche Euphorie?
Ali Bilgin:
Natürlich! Ich bin in Essen geboren und aufgewachsen. Ich
habe es also mitbekommen, dass der Fußball in Essen nicht in der ersten
Reihe gespielt wurde und für einen Jungen, der noch mit der Sporttasche
am Stadion entlang gelaufen ist, ist mit der Rückkehr nach sieben Jahren
in die Zweite Bundesliga ein Traum wahr geworden. Das war mit das
schönste, was ich in meiner Karriere erlebt habe.
Es war damals auch nicht so sehr vorherzusehen. In der übernächsten
Saison als wir wieder in der Regionalliga angetreten sind, wurde eine
Mannschaft zusammengestellt, von der ein Aufstieg erwartet wurde.
Jawattdenn.de:
In dieser Zweitligasaison kamen immer wieder Meldungen,
dass eine große Unruhe in der Mannschaft geherrscht hat. Es soll zu
einigen Zwischenfällen gekommen sein. Wie hast du diese Zeit
wahrgenommen?
Ali Bilgin:
Immer wenn man nicht erfolgreich spielt, wird von außen
versucht, etwas in eine Mannschaft hineinzuinterpretieren. Das ist immer
so im Fußball und wird auch so bleiben. Wir haben einfach nicht
erfolgreich gespielt, da braucht man keine Querelen vorzuschieben. Wir
haben nicht gut gespielt und haben auch oft kein Glück gehabt. Wenn ich
an das Spiel gegen Köln denke, in dem wir 2:0 geführt haben und kurz vor
Schluss noch zwei Tore bekommen haben oder das Spiel gegen Frankfurt,
das in letzter Sekunde 4:4 ausging, das möchte man gern vergessen.
Jawattdenn.de:
Nach dem Abstieg aus der Zweiten Liga sind nur drei
Spieler geblieben. Lennart Lynge Larsen, Hilko Ristau und du. Warum hast
du dich breitschlagen lassen noch eine Saison dranzuhängen?
Ali Bilgin:
Ich hatte noch Vertrag bei Rot-Weiss Essen und man wollte,
dass ich bleibe. Das beste war, als ich nach der Pause in die Kabine
gekommen bin und in 18 neue Gesichter geschaut habe. Es war, als hätte
ich den Verein gewechselt. Eine Rundumerneuerung der Mannschaft ist ein
Erlebnis gewesen, das ich auch nicht vergessen werde. Es war die gleiche
Stadt, der gleiche Verein, aber ich kam mir trotzdem fremd vor.
Jawattdenn.de:
In der Saison hast du dich noch einmal schwer verletzt?
Ali Bilgin:
Ja, da hatte ich Leistenprobleme. In den ersten Spielen,
habe ich mich noch mit Tabletten gequält. Als es dann gar nicht mehr
ging, habe ich mich operieren lassen. Ich wurde vom Verletzungspech
gejagt.
Jawattdenn.de:
Das erste Spiel nach der langen Verletzungspause war das
Heimspiel gegen Hertha BSC II am Ende März. In der 90. Minute gab es
beim Stand von 1:0 einen Elfmeter für Rot-Weiss, und obwohl ein anderer
Schütze vorgesehen war, hast du dir die Kugel geschnappt und den Ball
versenkt. Ein wichtiges Erlebnis?
Ali Bilgin:
Ja natürlich. Wenn man so lange verletzt aussetzen muss,
möchte man sich natürlich mit einem Erfolgserlebnis zurückmelden.
Jawattdenn.de:
Einen Spieltag später bist du in der Partie gegen Münster
in der 23. Minute eingewechselt worden für Holger Wehlage. In einem
unglaublich knappen Spiel stand es lange 1:1. Viele RWE-Fans verbinden
den Namen Ali Bilgin heute noch mit diesem wichtigen 3:1-Sieg in Münster
dank eines späten Tores von Dir. War das vielleicht einer der schönsten
Momente, so ein Spiel noch zu drehen?
Ali Bilgin:
Absolut! Gerade wenn man vorher so lange verletzt war, aber
von Fans und Verein trotzdem immer eine gewisse Erwartungshaltung da
war, und man diese verletzungsbedingt nicht immer erfüllen konnte, war
es natürlich eine Genugtuung mit so einer Leistung zurück zu kommen.
Jawattdenn.de:
Was war der bitterste Moment in den neun Jahren bei RWE?
Ali Bilgin:
Abgesehen von den Verletzungen war der Abstieg aus der
Zweiten Bundesliga 2005 für mich schon bitter. Wir sind danach zwar
nochmal aufgestiegen, aber dieser Abstieg musste nicht sein.
Jawattdenn.de:
Wie ist 2006 der Wechsel zu Antalyaspor zu Stande gekommen? Warum ausgerechnet nach einem Aufstieg mit RWE?
Ali Bilgin:
Antalyaspor ist damals aufgestiegen, ich kam in eine schöne
Stadt und in einen soliden Verein mit guten Strukturen und einem guten
Trainer. Der Verein hatte Interesse an mir und ich wollte mich
weiterentwickeln. Vorher war ich ja sehr lange Zeit bei Rot-Weiss und
bekam bei Antalyaspor die Chance in der Süper Lig zu spielen.
Jawattdenn.de:
War die Umstellung von Essen/Ruhrgebiet in die Türkei schwierig?
Ali Bilgin:
Antalya ist ja eine riesige Touristenstadt und ich durfte
dort Fußball spielen, wo viele Menschen Urlaub machen. Gleichzeitig war
es natürlich auch gerade am Anfang schwer, weil ich wusste, dass es
nicht nach zwei Wochen nach Hause geht. Mit der Zeit habe ich mich aber
an das Leben dort gewöhnt, und weil das Jahr sportlich für mich auch
sehr gut verlief, fiel vieles im Privatleben nicht so schwer.
Jawattdenn.de:
Die Saison verlief sogar so erfolgreich, dass du nach
einem Jahr zu Fenerbahce gewechselt bist, einem Hochkaräter im
internationalen Fußball. Ging da für dich ein Traum in Erfüllung?
Ali Bilgin:
Natürlich! Aber ich hatte auch schon bei meinem Wechsel in
die Türkei das Ziel, zu solch einem Verein zu wechseln. Es gehört
natürlich auch etwas Glück dazu, aber vor allem der Wille, es wirklich
schaffen zu können. Und diesen Willen hatte ich schon, als ich von
Rot-Weiss zu Antalyaspor gegangen bin.
Jawattdenn.de:
Bei Fenerbahce empfingen dich Trainer wie Christoph Daum,
Zico und Luis Aragones. Ist es etwas besonderes, wenn man unter der
Leitung von diesen weltbekannten Trainern arbeitet?
Ali Bilgin:
Von solchen Persönlichkeiten kann man sehr viel lernen. Wer
einer mit so einer Erfahrung und mit so einer Kompetenz das Training
leitet, profitiert man da als Spieler sehr.
Jawattdenn.de:
Gibt es aus dieser Zeit lustige Anekdoten?
Ali Bilgin:
Bei Luis Aragones hatte man im Training immer das Gefühl, er
würde gleich einschlafen, weil sein Kopf schon fast auf seiner Brust
lag. Falls wir dann aber nicht mehr richtig gelaufen sind, ist er direkt
aufgesprungen und hat rumgeschrien, und wir wussten dass er dann
offenbar doch nicht eingenickt war.
Jawattdenn.de:
Wie fällt dein Resümee über die Zeit in der Türkei aus?
Ali Bilgin:
Absolut positiv! Sowohl menschlich als auch sportlich hat
mich die Zeit sehr viel weitergebracht. Ich habe auch eine neue Kultur
kennengelernt, weil meine Eltern zwar aus der Türkei kommen, ich aber
dort noch nie richtig gelebt hatte. Ich habe viele neue Dinge gelernt
und das hat auch dazu geführt, dass ich als Mensch reifer geworden bin.
Jawattdenn.de:
Nach der sehr erfolgreichen Zeit bei Fenerbahce (mit u.a.
sieben CL-Spielen) hältst du dich jetzt in der Landesliga fit. Wie
verkraftet man so einen Sprung und wie geht man mit diesem „Leerlauf“
um, wenn man noch nicht weiß, wie es weitergeht?
Ali Bilgin:
Ehrlich gesagt bin ich da total ruhig und freue mich
einfach, hier mit trainieren zu dürfen. Die Jungs sind einfach gut drauf
und lieben den Fußball. Ich sehe es nicht als Muss, hier mit zu
trainieren, aber ich mache es gerne!
Jawattdenn.de:
Wie sieht es denn aus mit der Vereinssuche?
Ali Bilgin:
Manchmal entscheidet sich das sehr schnell, aber dazu kann ich zurzeit noch nicht viel sagen.
Jawattdenn.de:
Hast du in den letzten fünf Jahren den weiteren Verlauf von Rot-Weiss Essen auch mit verfolgt?
Ali Bilgin:
Ja klar. Leider ist man ja aus der Zweiten Liga direkt
wieder abgestiegen und dann wurde im letzten Spiel leider noch der
Einzug in die Dritte Liga verpasst. Da gehörte ein Verein sportlich
natürlich nicht hin, aber durch die Abstiege ging es dann auch
wirtschaftlich den Bach herunter. Im letzten Sommer waren wir dann an
einem Punkt, an dem man befürchten musste, dass es den Verein bald nicht
mehr geben würde. Seitdem haben sich aber ein paar Leute
zusammengerauft und führen den Verein jetzt Schritt für Schritt wieder
dahin, wo er hingehört.
Jawattdenn.de:
Kannst du beurteilen, wo die größten Fehler gemacht wurden?
Ali Bilgin:
Nein, von außen kann ich dazu nicht sagen. Ich weiß nicht
womit gewirtschaftet wurde bzw. wie missgewirtschaftet wurde. Sportlich
wurden natürlich auch Fehler gemacht. Alleine der Abstieg aus der
Zweiten Liga war überflüssig, weil man ja aus den Fehler zwei Jahre
vorher hätte lernen können. Das hatte man offenbar aber nicht gemacht.
Jawattdenn.de:
Insgesamt 120 Spiele und 23 Tore in der ersten
Mannschaft. Angesichts der Spielerfluktuation in den letzten Jahren sind
das herausragende Zahlen. Bei vielen RWE-Fans bist du heute noch
bekannt und beliebt und giltst noch immer als rot-weisse Ikone. Macht
dich das stolz?
Ali Bilgin:
Absolut! Es macht jeden Spieler stolz, wenn man die Fans
überzeugen kann, denn das geht nur durch Leistung. Offenbar habe ich
hier auch gute Leistung erbracht, wenn die Fans das honorieren und einen
nicht vergessen.
Jawattdenn.de:
Hast du noch Kontakt zu Mitspielern aus dieser Zeit?
Ali Bilgin:
Zu Ramazan Yildirim, der jetzt ja die U23 trainiert, habe
ich stetigen Kontakt. Auch mit Sebastian Wojcik und Benjamin Weigelt
habe ich ab und an zu tun. Man sieht die Spieler ab und zu einmal
irgendwo, die Fußballerwelt ist ja klein. (lacht)
Jawattdenn.de:
Gibt es irgendetwas, was du in deiner Karriere vermisst, was du unbedingt noch erreichen willst?
Ali Bilgin:
Ich bin mittlerweile 29 und nehme die Dinge so hin, wie sie
kommen. Ich mache mir keine Liste mit Sachen die ich noch erreichen
will, sondern bin gespannt wie es weitergeht und lasse die Dinge auf
mich zukommen.
Jawattdenn.de:
Hast du dir schon einmal Gedanken gemacht über die Zeit nach der aktiven Karrieren?
Ali Bilgin:
Natürlich macht man sich da Gedanken. Jetzt bin ich auch in einem Alter, in dem man das machen sollte.
Jawattdenn.de:
Schon konkrete Vorstellungen?
Ali Bilgin:
Ich würde natürlich gerne im Fußball bleiben, aber wie und wo und in welcher Position, wird sich erst noch zeigen.
Jawattdenn.de:
Schon zu deiner Zeit gab es die Endlos-Debatte ums Stadion. Wie hat man als Spieler diese Diskussion verfolgt?
Ali Bilgin:
Als wir damals in die zweite Liga aufgestiegen sind, bin ich
fest davon ausgegangen, dass das Stadion jetzt gebaut wird. An der
Hafenstraße zu spielen war immer ein geiles Erlebnis, aber wenn man die
Möglichkeit bekommt, in einem neuen Stadion aufzulaufen, würde man sowas
natürlich gerne wahrnehmen. Dass gerade jetzt in einer sportlich nicht
ganz so positiven Zeit gebaut wird, ist ein tolles Zeichen für den
Verein Rot-Weiss Essen und es freut mich für die Jungs, die darin
spielen dürfen.
Jawattdenn.de:
Wäre natürlich auch schön, wenn man dort selber einmal auflaufen dürfte!?
Ali Bilgin:
Im Fußball kann alles passieren. Ich habe immer gesagt, dass
ich gerne noch einmal bei Rot-Weiss Essen spielen würde. Man muss
natürlich überlegen, ob es zu gegebener Zeit passt. Das wird sich alles
noch zeigen.
Jawattdenn.de:
Kommen wir noch einmal auf Fenerbahce zurück. Dort
herrscht zurzeit großes Chaos, wegen des Manipulationsskandals wurde der
Präsident verhaftet und der Verein aus der Champions League
ausgeschlossen. Wie verfolgst du die Geschehnisse?
Ali Bilgin:
Nach RWE habe ich dort die längste Zeit meiner Karriere
verbracht. Wenn man jetzt in den Medien die Bilder sieht, die sich dort
abspielen, ist das Wort schockiert mit Sicherheit nicht übertrieben.
Jawattdenn.de:
Sogar der Name von deinem ehemaligen Mitspieler Serkan
Calik fiel in diesem Zusammenhang. Letztlich stellte sich jedoch heraus,
dass er unschuldig ist.
Ali Bilgin:
Serkan hatte mit der ganzen Sache ja gar nichts zu tun und
war zu der Zeit nach einer Verletzung in Deutschland. Als die ganze
Sache publik wurde, ist er in die Türkei geflogen, wurde dort vorgeladen
und hat ausgesagt. Offenbar handelte es sich dort um ein großes
Missverständnis.
Jawattdenn.de:
Du selber hast von Manipulationsskandal nichts mitbekommen oder irgendetwas geahnt?
Ali Bilgin:
Nein. Wir haben ja selber vor einem Jahr noch am letzten
Spieltag die Meisterschaft verspielt, als wir zu Hause nur unentschieden
spielten und Bursaspor gewann und damit wegen des besseren
Torverhältnisses Meister wurde. Da frage ich mich: wie passt das
zusammen? Es ist noch zu früh, das ganze Geschehen abschließend zu
beurteilen. Man muss die Gerichtsverhandlungen und die Urteile abwarten
erst dann kann man sagen, was da wirklich gelaufen ist.
Jawattdenn.de:
Ali Bilgin, wir bedanken uns für dieses Interview und wünschen Dir viel Erfolg bei der Vereinssuche!
Das Interview führten Hendrik Stürznickel und Marcel Rotzoll
Bilder: Michael Gohl