28.08.2011

"Helden von einst" Teil XIII - Ali Bilgin

von Redaktion

120 Spiele und 23 Tore im rot-weißen Dress. Diese Bilanz konnten die wenigsten Spieler der letzten Jahre erreichen, da die Rotation im Verein enorm war. Ali Bilgin hingegen war neun Jahre bei RWE und hat davon sechs Jahre in der Ersten Mannschaft gespielt und weist nun diese Bilanz auf. Zurzeit hält er sich bei der Zweiten Mannschaft fit, wo sein Freund aus alten Tagen Ramazan Yildirim nun trainiert. Er sieht reifer aus als früher, aber die Situation scheint ihn überhaupt nicht zu belasten. Gelassen steht er uns Rede und Antwort.

"Ich wusste, dass ich die Qualität habe"


Jawattdenn.de:

Du wohnst seit fünf Jahren nicht mehr in Essen. Ist es schön mal wieder nach Hause zu kommen?

Ali Bilgin:
Auf jeden Fall ist das schön. Fünf Jahre sind eine lange Zeit. Ich war immer wieder in Essen, aber immer nur sehr kurz. Deswegen ist das im Moment sehr schön. Aber mal abwarten, in welche Richtung es sich nun entwickelt.

Jawattdenn.de:
Deine Karriere begann bei den Ballfreunden Bergeborbeck. In der Jugend wechseltest du dann zu RWE und von 1995 bis 1997 ging es nach Duisburg. Hat RWE sich in dieser Zeit nicht genug bemüht oder war der MSV damals die bessere Ausbildungsstätte?

Ali BilginAli Bilgin:
RWE hat sich damals bemüht. Duisburg bot damals jedoch eine bessere Perspektive. Es war die bessere Ausbildungsstätte. Heute wird hier in der Ausbildung ganz anders gearbeitet. Wäre das damals schon so gewesen, wäre ich auch hier geblieben.

Jawattdenn.de:
In der Jugendarbeit hat sich also eine Menge getan?

Ali Bilgin:
Absolut! Der Jugendfußball hat sich allgemein in Deutschland extrem gewandelt. Das Jugendtraining wird unter professionellen Bedingungen aufgezogen. Das merkt man an den vielen jungen Spielern, die in der Bundesliga und der Nationalmannschaft im Moment groß herauskommen.

Jawattdenn.de:
Warum bist du dann 1997 wieder zu RWE zurückgegangen?

Ali Bilgin:
Auch da habe ich eine bessere Perspektive, dieses Mal bei Rot-Weiss, gesehen. Dort hoffte ich, in die Erste Mannschaft kommen zu können. Ich rechnete mir hier höhere Chancen aus und am Ende kam es so.

Jawattdenn.de:
Am 4. Mai 2000 folgte dann dein erster Einsatz in der Regionalliga gegen den KFC Uerdingen. Dort hast du gleich getroffen.

Ali Bilgin:
Genau, wir haben damals 3:0 gewonnen. Klaus Berge war in der Saison Trainer und wurde dann entlassen. Für ihn übernahm Frank Kurth, der damals die Zweite Mannschaft trainierte. Frank Kurth war auch der Erste, der mich bei RWE hat spielen lassen. In diesem Spiel habe ich dann ein Tor vorbereitet und eins selbst geschossen.

Jawattdenn.de:
Du hast auch maßgeblich beim 3:2 am Saisonende in Braunschweig mitgewirkt.

Ali Bilgin:
RWE ging es damals nicht gut. RWE war im Abstiegskampf und konnte sich erst in letzter Sekunde retten, als Sascha Wolf einen zurückspringenden Lattentreffer von mir verwertet hat. So haben wir dann die Klasse gehalten.

Ali BilginJawattdenn.de:
Es sah danach weiterhin nicht gut aus und es schien, als würde es zum Kollaps kommen. Wie hast du diesen Wechsel von totaler Euphorie zu den niederschmetternden Neuigkeiten erlebt?

Ali Bilgin:
Als 17-, 18-jähriger habe ich diese Situation ehrlich gesagt gar nicht wahrgenommen. Mir war damals nur das Sportliche wichtig und da hatten wir den Klassenerhalt geschafft. Alles andere, so dachte ich damals, wird sich schon fügen.

Jawattdenn.de:
In einem Gespräch mit Erwin Koen erzählte dieser, dass es in der Saison innerhalb der Mannschaft überhaupt nicht passte. Wie schwierig war es denn für dich als ganz jungen Profi, in so eine Mannschaft zu kommen?

Ali Bilgin:
Erwin hat die Geschehnisse alle selbst mitbekommen und ich selbst war nicht von Anfang an dabei und kann deswegen dazu gar nichts sagen. In der Phase, in der ich hochkam gab es nur ein einziges Ziel und das war der Klassenerhalt. Diesem Ziel haben sich alle Spieler untergeordnet und letztendlich haben wir es zusammen geschafft.

Jawattdenn.de:
Der Nachfolger von Frank Kurth war Harry Pleß. Der wollte dich in der Saison 2001/2002 zu ETB Schwarz-Weiß verleihen, du wolltest dich aber durchbeißen und bist geblieben. Warum eigentlich? Bei einer solchen Aktion konntest du davon ausgehen, dass er dir kaum eine Chance einräumen würde.

Ali Bilgin:
Ich wusste, dass ich die Qualität habe, um mich bei Rot-Weiss Essen durchsetzen zu können. Ich wollte meinen Vertrag erfüllen und schauen, wie es sich bis dahin entwickelt. Ich habe am Ende Recht behalten, denn Harry hat mich schließlich spielen lassen.

Jawattdenn.de:
Der Durchbruch zum Stammspieler und Leistungsträger kam in meinen Augen mit dem Heimspiel gegen St. Pauli 2004, wo du in der Nachspielzeit eines ganz furchtbaren Kicks das 1:0 erzielt hast. Wann war dir selbst klar, dass du dich im Team festgespielt hast?

Ali BilginAli Bilgin:
An das Spiel kann ich mich gar nicht erinnern. Ich weiß nur noch, dass wir unter Uwe Neuhaus gegen St. Pauli gewonnen haben. Da habe ich auch ein Tor gemacht. Durchgesetzt habe ich mich in dem letzten Jahr unter Harry Pleß. In der Saison sind wir knapp am Aufstieg in die Zweite Liga gescheitert. Danach folgte ein kurzes Intermezzo von Holger Fach und dann kam Jürgen Gelsdorf. Verletzungen haben mich dann immer wieder zurückgeworfen, aber bei ihm war ich dann einer der Leistungsträger.

Wir sind dann in die Zweite Liga aufgestiegen. Dort habe ich die ersten zehn Spiele gemacht und war dann wieder lange Zeit verletzt, sodass ich erst in der Rückrunde wieder starten konnte.

Jawattdenn.de:
Die Aufstiegssaison 03/04 ist für viele die beste Spielzeit der letzten zehn Jahre. Gab es auch innerhalb der Mannschaft eine solche Euphorie?

Ali Bilgin:
Natürlich! Ich bin in Essen geboren und aufgewachsen. Ich habe es also mitbekommen, dass der Fußball in Essen nicht in der ersten Reihe gespielt wurde und für einen Jungen, der noch mit der Sporttasche am Stadion entlang gelaufen ist, ist mit der Rückkehr nach sieben Jahren in die Zweite Bundesliga ein Traum wahr geworden. Das war mit das schönste, was ich in meiner Karriere erlebt habe.

Es war damals auch nicht so sehr vorherzusehen. In der übernächsten Saison als wir wieder in der Regionalliga angetreten sind, wurde eine Mannschaft zusammengestellt, von der ein Aufstieg erwartet wurde.

Jawattdenn.de:
In dieser Zweitligasaison kamen immer wieder Meldungen, dass eine große Unruhe in der Mannschaft geherrscht hat. Es soll zu einigen Zwischenfällen gekommen sein. Wie hast du diese Zeit wahrgenommen?

Ali Bilgin:
Immer wenn man nicht erfolgreich spielt, wird von außen versucht, etwas in eine Mannschaft hineinzuinterpretieren. Das ist immer so im Fußball und wird auch so bleiben. Wir haben einfach nicht erfolgreich gespielt, da braucht man keine Querelen vorzuschieben. Wir haben nicht gut gespielt und haben auch oft kein Glück gehabt. Wenn ich an das Spiel gegen Köln denke, in dem wir 2:0 geführt haben und kurz vor Schluss noch zwei Tore bekommen haben oder das Spiel gegen Frankfurt, das in letzter Sekunde 4:4 ausging, das möchte man gern vergessen.

Jawattdenn.de:
Nach dem Abstieg aus der Zweiten Liga sind nur drei Spieler geblieben. Lennart Lynge Larsen, Hilko Ristau und du. Warum hast du dich breitschlagen lassen noch eine Saison dranzuhängen?

Ali BilginAli Bilgin:
Ich hatte noch Vertrag bei Rot-Weiss Essen und man wollte, dass ich bleibe. Das beste war, als ich nach der Pause in die Kabine gekommen bin und in 18 neue Gesichter geschaut habe. Es war, als hätte ich den Verein gewechselt. Eine Rundumerneuerung der Mannschaft ist ein Erlebnis gewesen, das ich auch nicht vergessen werde. Es war die gleiche Stadt, der gleiche Verein, aber ich kam mir trotzdem fremd vor.

Jawattdenn.de:
In der Saison hast du dich noch einmal schwer verletzt?

Ali Bilgin:
Ja, da hatte ich Leistenprobleme. In den ersten Spielen, habe ich mich noch mit Tabletten gequält. Als es dann gar nicht mehr ging, habe ich mich operieren lassen. Ich wurde vom Verletzungspech gejagt.

Jawattdenn.de:
Das erste Spiel nach der langen Verletzungspause war das Heimspiel gegen Hertha BSC II am Ende März. In der 90. Minute gab es beim Stand von 1:0 einen Elfmeter für Rot-Weiss, und obwohl ein anderer Schütze vorgesehen war, hast du dir die Kugel geschnappt und den Ball versenkt. Ein wichtiges Erlebnis?

Ali Bilgin:
Ja natürlich. Wenn man so lange verletzt aussetzen muss, möchte man sich natürlich mit einem Erfolgserlebnis zurückmelden.

Jawattdenn.de:
Einen Spieltag später bist du in der Partie gegen Münster in der 23. Minute eingewechselt worden für Holger Wehlage. In einem unglaublich knappen Spiel stand es lange 1:1. Viele RWE-Fans verbinden den Namen Ali Bilgin heute noch mit diesem wichtigen 3:1-Sieg in Münster dank eines späten Tores von Dir. War das vielleicht einer der schönsten Momente, so ein Spiel noch zu drehen?

Ali Bilgin:
Absolut! Gerade wenn man vorher so lange verletzt war, aber von Fans und Verein trotzdem immer eine gewisse Erwartungshaltung da war, und man diese verletzungsbedingt nicht immer erfüllen konnte, war es natürlich eine Genugtuung mit so einer Leistung zurück zu kommen.

Jawattdenn.de:
Was war der bitterste Moment in den neun Jahren bei RWE?

Ali BilginAli Bilgin:
Abgesehen von den Verletzungen war der Abstieg aus der Zweiten Bundesliga 2005 für mich schon bitter. Wir sind danach zwar nochmal aufgestiegen, aber dieser Abstieg musste nicht sein.

Jawattdenn.de:
Wie ist 2006 der Wechsel zu Antalyaspor zu Stande gekommen? Warum ausgerechnet nach einem Aufstieg mit RWE?

Ali Bilgin:
Antalyaspor ist damals aufgestiegen, ich kam in eine schöne Stadt und in einen soliden Verein mit guten Strukturen und einem guten Trainer. Der Verein hatte Interesse an mir und ich wollte mich weiterentwickeln. Vorher war ich ja sehr lange Zeit bei Rot-Weiss und bekam bei Antalyaspor die Chance in der Süper Lig zu spielen.

Jawattdenn.de:
War die Umstellung von Essen/Ruhrgebiet in die Türkei schwierig?

Ali Bilgin:
Antalya ist ja eine riesige Touristenstadt und ich durfte dort Fußball spielen, wo viele Menschen Urlaub machen. Gleichzeitig war es natürlich auch gerade am Anfang schwer, weil ich wusste, dass es nicht nach zwei Wochen nach Hause geht. Mit der Zeit habe ich mich aber an das Leben dort gewöhnt, und weil das Jahr sportlich für mich auch sehr gut verlief, fiel vieles im Privatleben nicht so schwer.

Jawattdenn.de:
Die Saison verlief sogar so erfolgreich, dass du nach einem Jahr zu Fenerbahce gewechselt bist, einem Hochkaräter im internationalen Fußball. Ging da für dich ein Traum in Erfüllung?

Ali Bilgin:
Natürlich! Aber ich hatte auch schon bei meinem Wechsel in die Türkei das Ziel, zu solch einem Verein zu wechseln. Es gehört natürlich auch etwas Glück dazu, aber vor allem der Wille, es wirklich schaffen zu können. Und diesen Willen hatte ich schon, als ich von Rot-Weiss zu Antalyaspor gegangen bin.

Jawattdenn.de:
Bei Fenerbahce empfingen dich Trainer wie Christoph Daum, Zico und Luis Aragones. Ist es etwas besonderes, wenn man unter der Leitung von diesen weltbekannten Trainern arbeitet?

Ali Bilgin:
Von solchen Persönlichkeiten kann man sehr viel lernen. Wer einer mit so einer Erfahrung und mit so einer Kompetenz das Training leitet, profitiert man da als Spieler sehr.

Jawattdenn.de:
Gibt es aus dieser Zeit lustige Anekdoten?

Ali BilginAli Bilgin:
Bei Luis Aragones hatte man im Training immer das Gefühl, er würde gleich einschlafen, weil sein Kopf schon fast auf seiner Brust lag. Falls wir dann aber nicht mehr richtig gelaufen sind, ist er direkt aufgesprungen und hat rumgeschrien, und wir wussten dass er dann offenbar doch nicht eingenickt war.

Jawattdenn.de:
Wie fällt dein Resümee über die Zeit in der Türkei aus?

Ali Bilgin:
Absolut positiv! Sowohl menschlich als auch sportlich hat mich die Zeit sehr viel weitergebracht. Ich habe auch eine neue Kultur kennengelernt, weil meine Eltern zwar aus der Türkei kommen, ich aber dort noch nie richtig gelebt hatte. Ich habe viele neue Dinge gelernt und das hat auch dazu geführt, dass ich als Mensch reifer geworden bin.

Jawattdenn.de:
Nach der sehr erfolgreichen Zeit bei Fenerbahce (mit u.a. sieben CL-Spielen) hältst du dich jetzt in der Landesliga fit. Wie verkraftet man so einen Sprung und wie geht man mit diesem „Leerlauf“ um, wenn man noch nicht weiß, wie es weitergeht?

Ali Bilgin:
Ehrlich gesagt bin ich da total ruhig und freue mich einfach, hier mit trainieren zu dürfen. Die Jungs sind einfach gut drauf und lieben den Fußball. Ich sehe es nicht als Muss, hier mit zu trainieren, aber ich mache es gerne!

Jawattdenn.de:
Wie sieht es denn aus mit der Vereinssuche?

Ali Bilgin:
Manchmal entscheidet sich das sehr schnell, aber dazu kann ich zurzeit noch nicht viel sagen.

Jawattdenn.de:
Hast du in den letzten fünf Jahren den weiteren Verlauf von Rot-Weiss Essen auch mit verfolgt?

Ali Bilgin:
Ja klar. Leider ist man ja aus der Zweiten Liga direkt wieder abgestiegen und dann wurde im letzten Spiel leider noch der Einzug in die Dritte Liga verpasst. Da gehörte ein Verein sportlich natürlich nicht hin, aber durch die Abstiege ging es dann auch wirtschaftlich den Bach herunter. Im letzten Sommer waren wir dann an einem Punkt, an dem man befürchten musste, dass es den Verein bald nicht mehr geben würde. Seitdem haben sich aber ein paar Leute zusammengerauft und führen den Verein jetzt Schritt für Schritt wieder dahin, wo er hingehört.

Jawattdenn.de:
Kannst du beurteilen, wo die größten Fehler gemacht wurden?

Ali BilginAli Bilgin:
Nein, von außen kann ich dazu nicht sagen. Ich weiß nicht womit gewirtschaftet wurde bzw. wie missgewirtschaftet wurde. Sportlich wurden natürlich auch Fehler gemacht. Alleine der Abstieg aus der Zweiten Liga war überflüssig, weil man ja aus den Fehler zwei Jahre vorher hätte lernen können. Das hatte man offenbar aber nicht gemacht.

Jawattdenn.de:
Insgesamt 120 Spiele und 23 Tore in der ersten Mannschaft. Angesichts der Spielerfluktuation in den letzten Jahren sind das herausragende Zahlen. Bei vielen RWE-Fans bist du heute noch bekannt und beliebt und giltst noch immer als rot-weisse Ikone. Macht dich das stolz?

Ali Bilgin:
Absolut! Es macht jeden Spieler stolz, wenn man die Fans überzeugen kann, denn das geht nur durch Leistung. Offenbar habe ich hier auch gute Leistung erbracht, wenn die Fans das honorieren und einen nicht vergessen.

Jawattdenn.de:
Hast du noch Kontakt zu Mitspielern aus dieser Zeit?

Ali Bilgin:
Zu Ramazan Yildirim, der jetzt ja die U23 trainiert, habe ich stetigen Kontakt. Auch mit Sebastian Wojcik und Benjamin Weigelt habe ich ab und an zu tun. Man sieht die Spieler ab und zu einmal irgendwo, die Fußballerwelt ist ja klein. (lacht)

Jawattdenn.de:
Gibt es irgendetwas, was du in deiner Karriere vermisst, was du unbedingt noch erreichen willst?

Ali Bilgin:
Ich bin mittlerweile 29 und nehme die Dinge so hin, wie sie kommen. Ich mache mir keine Liste mit Sachen die ich noch erreichen will, sondern bin gespannt wie es weitergeht und lasse die Dinge auf mich zukommen.

Jawattdenn.de:
Hast du dir schon einmal Gedanken gemacht über die Zeit nach der aktiven Karrieren?

Ali Bilgin:
Natürlich macht man sich da Gedanken. Jetzt bin ich auch in einem Alter, in dem man das machen sollte.

Jawattdenn.de:
Schon konkrete Vorstellungen?

Ali Bilgin:
Ich würde natürlich gerne im Fußball bleiben, aber wie und wo und in welcher Position, wird sich erst noch zeigen.

Jawattdenn.de:
Schon zu deiner Zeit gab es die Endlos-Debatte ums Stadion. Wie hat man als Spieler diese Diskussion verfolgt?

Ali BilginAli Bilgin:
Als wir damals in die zweite Liga aufgestiegen sind, bin ich fest davon ausgegangen, dass das Stadion jetzt gebaut wird. An der Hafenstraße zu spielen war immer ein geiles Erlebnis, aber wenn man die Möglichkeit bekommt, in einem neuen Stadion aufzulaufen, würde man sowas natürlich gerne wahrnehmen. Dass gerade jetzt in einer sportlich nicht ganz so positiven Zeit gebaut wird, ist ein tolles Zeichen für den Verein Rot-Weiss Essen und es freut mich für die Jungs, die darin spielen dürfen.

Jawattdenn.de:
Wäre natürlich auch schön, wenn man dort selber einmal auflaufen dürfte!?

Ali Bilgin:
Im Fußball kann alles passieren. Ich habe immer gesagt, dass ich gerne noch einmal bei Rot-Weiss Essen spielen würde. Man muss natürlich überlegen, ob es zu gegebener Zeit passt. Das wird sich alles noch zeigen.

Jawattdenn.de: 
Kommen wir noch einmal auf Fenerbahce zurück. Dort herrscht zurzeit großes Chaos, wegen des Manipulationsskandals wurde der Präsident verhaftet und der Verein aus der Champions League ausgeschlossen. Wie verfolgst du die Geschehnisse?

Ali Bilgin:
Nach RWE habe ich dort die längste Zeit meiner Karriere verbracht. Wenn man jetzt in den Medien die Bilder sieht, die sich dort abspielen, ist das Wort schockiert mit Sicherheit nicht übertrieben.

Jawattdenn.de:
Sogar der Name von deinem ehemaligen Mitspieler Serkan Calik fiel in diesem Zusammenhang. Letztlich stellte sich jedoch heraus, dass er unschuldig ist.

Ali Bilgin:
Serkan hatte mit der ganzen Sache ja gar nichts zu tun und war zu der Zeit nach einer Verletzung in Deutschland. Als die ganze Sache publik wurde, ist er in die Türkei geflogen, wurde dort vorgeladen und hat ausgesagt. Offenbar handelte es sich dort um ein großes Missverständnis.

Jawattdenn.de:
Du selber hast von Manipulationsskandal nichts mitbekommen oder irgendetwas geahnt?

Ali Bilgin:
Nein. Wir haben ja selber vor einem Jahr noch am letzten Spieltag die Meisterschaft verspielt, als wir zu Hause nur unentschieden spielten und Bursaspor gewann und damit wegen des besseren Torverhältnisses Meister wurde. Da frage ich mich: wie passt das zusammen? Es ist noch zu früh, das ganze Geschehen abschließend zu beurteilen. Man muss die Gerichtsverhandlungen und die Urteile abwarten erst dann kann man sagen, was da wirklich gelaufen ist.

Jawattdenn.de:
Ali Bilgin, wir bedanken uns für dieses Interview und wünschen Dir viel Erfolg bei der Vereinssuche!


Das Interview führten Hendrik Stürznickel und Marcel Rotzoll

Bilder: Michael Gohl