RWE-Fanvertreter – Der Kandidatencheck: Christian Ruthenbeck
Am 04.06.2019 findet die nächste FFA-Abteilungsversammlung statt. Neben Neuwahlen zum Vorstand steht die Wahl des Fanvertreters für den Aufsichtsrat auf der Tagesordnung. Wir stellen euch die drei Kandidaten, die sich als Nachfolger von Ralf Schuh zur Wahl stellen, einmal vor.
Name: Christian Ruthenbeck
Alter: 37
Beruf: Immobilienmakler
Familienstand: noch ledig
Kinder: zwei (ein Sohn und eine Tochter), beide seit der Geburt Mitglied
Tribüne: heimatlos, ich nutze die Dauerkarte, die ich auf der Rahntribüne habe selten, sondern gehe meistens auf die West- oder Haupttribüne.
Jawattdenn.de: Was war Dein erstes Spiel im Stadion.
Christian Ruthenbeck: Es war ein Spiel gegen die Spielvereinigung Bayreuth, zu dem mich mein Onkel mitgenommen hat. Wir haben es aber 6:0 oder 6:1 gewonnen. Das muss in den Achtzigern gewesen sein. Richtig regelmäßig bin ich ungefähr fünf Jahre später, so mit zehn oder elf Jahren, mit meinen Jungs aus Essen-Stadtwald zu den Spielen gefahren.
Jawattdenn.de: Was war Dein schönster Moment mit RWE?
Christian Ruthenbeck: Der schönste Moment für mich war der Aufstieg aus der NRW-Liga, weil ich da sehr nah an die Mannschaft herangekommen bin, und das war einfach unheimlich groß. Das DFB-Pokalfinale, zu dem mich mein Onkel auch mitgenommen hat, war ebenfalls ein riesiges Erlebnis. Dennoch war der Aufstieg aus der NRW-Liga für mich besser. Der damalige Ersatztorwart Moritz Niebuhr war mein Nachbar und wir haben uns so kennen gelernt. Der hat mich in Siegen schon gesehen und hat mich direkt mit in die Kabine genommen. Wir sind zwar nicht mit dem Mannschaftsbus zurück, aber auch in Essen, als wir die Mannschaft in Empfang genommen haben, hat er mich sofort dorthin gezogen. Danach habe ich mit den Jungs in der Vereinskneipe gefeiert. Das war ein großes Erlebnis.
Jawattdenn.de: Was ist Dein schlimmstes Erlebnis in Zusammenhang mit RWE?
Christian Ruthenbeck: Das schlimmste Erlebnis war das Lübeckspiel, weil ich von meinem eigenen Verein, von der Mannschaft, die ich noch eine Woche vorher nach Magdeburg begleitet und bis zum Erbrechen angefeuert habe, so elend verarscht gefühlt habe. Man kann verlieren, aber man kann nicht so verlieren. Als dann in den nächsten Tagen die Meldungen kamen, wer schon weg war, grenzte das an Hochverrat und das hat mir ein Stück weit das rot-weisse Herz gebrochen, was aber auch wieder verheilt ist. Aber das lassen wir hinter uns und gucken nach vorne.
Jawattdenn.de: Bist oder warst Du in einem Fanclub oder einem anderen RWE-Netzwerk aktiv?
Christian Ruthenbeck: Im Jahr 2000 habe ich mit Freunden im Stadtwald den Fanclub Evolution Stadtwald gegründet. Wir haben uns dann irgendwann, wie es im Leben so ist, aus den Augen verloren. Einige Jungs ziehen den Fanclub aber bis heute eiskalt durch und wohnen auch bis heute in Stadtwald.
Ich bin ebenfalls Mitgründer und Erster Furzender, wir nehmen uns nicht ganz so ernst, der Platzprolls. Die Gründung war 2009, wir feiern immerhin 10-jähriges Jubiläum in diesem Jahr. Kurz danach kam die Insolvenz und wir haben überlegt, wie es für uns Fans weitergeht. Aber wie der Sandy es mal so schön auf Papier gebracht hat: Lieber auf Asche zum Sieg, als in blau-weiß zur Champions League. Wir haben entschieden notfalls mit RWE auch in die Bezirksliga zu gehen. Zum Glück hat der Verein die Kurve bekommen.
Wir sind älter geworden und durch die sportliche Entwicklung ist das Interesse sicher etwas geschwunden. Wir gehen aber trotzdem regelmäßig ins Stadion. Außerdem haben wir fanclubinterne Events, sodass eine Auflösung gar nicht zur Debatte steht. Mit dem Alter sind wir auch ruhiger geworden und so haben wir uns aus dem Bündnis Westtribüne herausgenommen und lassen nun die Jüngeren ran.
Ich bin seit vielen Jahren aktiver Leser und manchmal auch als Schreiber im RWE-Forum. Ich habe drei, vier Jahre bei Radio Hafenstraße mitgearbeitet als derjenige, der neben den Kommentaren auch Spiel- und Vorberichte geschrieben hat. Ich war ganz kurz bei Jawattdenn, was wegen meiner privaten Situation im Sande verlaufen ist.
Ich schreibe seit 2010 die Kolumne „Opa Luscheskowski sein Enkel – ein Blick durch die rot-weisse Brille“ in der Kurzen Fuffzehn. Das Ding hat bei Radio Hafenstraße angefangen. Als Dr. Michael Welling über die Presse verlauten ließ, dass die Kurze Fuffzehn aufgrund des Geldes wegen eingestampft werden sollte, da habe ich mir einen Termin bei Herrn Welling geben lassen und habe ihm gesagt, dass ich lieber ehrenamtlich dort mitarbeiten würde, als dass ich zulassen würde, dass er die Zeitung einstampft. Dann habe ich das Format von der Radio Hafenstraßen-Seite angeboten und es wurde angenommen. So haben sie bei RWE eine Seite gespart, um die sich kein Redakteur kümmern musste. Die Kurze Fuffzehn gibt es zum Glück noch.
Aus der Kurzen Fuffzehn ist es entstanden, dass ich dankenswerterweise als Teil des Stadionsprecherteams seit einem Jahr auf dem Rasen stehen kann. Im Vorfeld der abgelaufenen Saison hat Marcus Uhlig alle Schreiber und Blogger, die ehrenamtlich das Vereinsgeschehen begleiten eingeladen, weil er wissen wollte, wer so viel rot-weisses Herzblut hat, dass er seine Freizeit für den Verein einsetzt. In diesem Meeting ist beispielsweise die Idee für unsere neue Anzeigetafel entstanden. Da wurde auch darüber gesprochen die Strukturen am Spieltag aufzubrechen. Weil er wahrscheinlich gesehen hat, dass ich das Herz auf der Zunge trage, ist Marcus Uhlig auf mich zugekommen, und hat gefragt, ob ich die Aufstellung zukünftig mache. Ich habe darüber nachgedacht und dann zugesagt. Ich bin sehr dankbar dafür, weil es sehr viel Spaß macht.
Ich habe mich auch 2010 in die Faninitiative eingebracht, die ich als Vorgänger der FFA sehe. Deswegen kenne ich viele Leute in der FFA schon lange, weil ich mit denen damals zusammen gearbeitet habe. Wir haben beispielsweise die Stadiondemo organisiert. Weitere Aktionen, um dem Verein unter die Arme zu greifen, haben nicht so gut geklappt, da RWE schließlich in die Insolvenz musste. Das Stadion haben wir und ich glaube auch nicht zuletzt, weil sich bis zu 5.000 Menschen mobilisiert haben, die laut und friedlich durch die Essener Innenstadt gezogen sind und gezeigt haben, dass es nicht so weiter gehen kann. Damals bröckelte das Georg-Melches Stadion schon, deswegen können wir sicher froh sein, dass die Situation jetzt ist, wie sie ist, auch wenn sie nicht die beste ist.
Jawattdenn.de: Warum hast Du Dich als Fanvertreter beworben?
Christian Ruthenbeck: Ich habe mich nicht wirklich beworben, sondern bin gefragt worden. Die FFA hat wohl nach einem gescheiten Kandidaten gesucht, was nicht so einfach war. Den Ralf Schuh kenne ich gut, weil er seit acht Jahren bei uns im Fanclub dabei ist. Wir sind jetzt nicht die besten Homies, allein wegen der gefühlten 280 Jahre Altersunterschied. Ralf ist ja ein sehr alter Mann, so alt, dass er das nicht weitermachen kann. Spaß beiseite: Ich habe mit ihm und anderen darüber gesprochen, wer der Nachfolger von ihm wird, da gab es aber keinen. Bei der FFA wuchs auch die Angst, dass da entweder niemand kommt, oder jemand, der es machen möchte, um sein Ego zu pushen. Dann sind sie auf mich zugekommen. Nachdem ich es überlegt und mit meiner besseren Hälfte besprochen habe, habe ich Karsten Plewnia zugesagt, dass sie mich aufstellen können. Ich hätte aber auch kein Problem damit gehabt, für jemand anderen später noch zurückzuziehen. Ich habe mich aber nicht nur beworben, weil ich angefragt worden bin, sondern auch weil ich mir vorstellen kann, dass ich das hinbekomme.
Jawattdenn.de: Wie würdest Du das Verhältnis und die Zusammenarbeit momentan zwischen Verein und Fans aus Deiner Sicht beurteilen?
Christian Ruthenbeck: Ich bilde mir ein die Fanszene ganz gut lesen zu können und bin der Meinung, dass sich die Fanszene uneins ist. Es gibt diejenigen, die auf Teufel komm raus irgendwelche Investoren an Bord holen wollen, damit ja genug Millionen auf dem Konto sind, die wir ausgeben können, damit wir schnellstmöglich aus der Schweineliga kommen. Dann gibt es Traditionalisten, die nur den e.V. wollen und alles andere ausschließen. Dann gibt es auch welche, denen geht dieser Hickhack auf die Nerven, die wollen einfach nur ins Stadion gehen und endlich wieder Spaß am Fußball haben.
Man sieht also, dass es sehr unterschiedliche Meinungen gibt und deswegen ist es dem Verein gar nicht möglich mit allen gleichermaßen gut zusammenzuarbeiten. Das sehe ich auch als eine sehr schwierige Aufgabe an. Der Verein geht durchaus auf die Fans zu, das nehmen aber nicht sehr viele Fans an.
Jawattdenn.de: Welche Stärken bringst Du als Fanvertreter für die RWE-Fans und den Verein in das Gremium ein?
Christian Ruthenbeck: Ich blicke auf mehr als zehn Jahre ehrenamtliche Arbeit rund um den Verein RWE zurück. Dabei habe ich so viele Leute kennen gelernt, dass ich weiß, wie die Strömungen in der Fanszene sind. Ich weiß, wie die Leute auf den verschiedenen Tribünen ticken. Auch als Stadionsprecher komme ich mit so vielen Leuten ins Gespräch, mit denen ich noch nie etwas zu tun hatte, das hätte ich vorher nicht so erwartet. Das ist ein großes Plus, was ich in dieses Gremium einbringen kann. Ich bin ein umgänglicher Mensch, spreche aber auch alles an, was mir nicht passt. Das würde ich auch in diesem Gremium machen. Ich schätze Frank Kurth oder Waldemar Wrobel, aber wenn wir unterschiedliche Meinungen hätten, würde ich denen das ins Gesicht sagen, da habe ich keine Berührungsängste. Wenn der Aufsichtsrat etwas besprechen würde, bei dem 80% der Fanszene aufschreit, dann würde ich es so sagen, dafür wäre ich schließlich gewählt.
Jawattdenn.de: Hast Du schon einmal beruflich vergleichbare Arbeit in kontrollierenden Gremien kennen gelernt?
Christian Ruthenbeck: Nein! Dennoch habe ich keinen Bammel vor der Arbeit. In meinem Leben kommen nicht viele Dinge vor RWE. Dementsprechend würde ich immer zum Wohle dieses unseres Vereines handeln. Dabei ist es doch egal, wo Entscheidungen getroffen werden. Egal ob Dirk, Marvin oder ich es am Ende machen, jeder von uns wird in diese Aufgabe hineinwachsen. Ehrlich gesagt, würde ich mich freuen, so etwas einmal machen zu können.
Jawattdenn.de: Wie siehst Du die Aufgabe eines Fanvertreters im Aufsichtsrat?
Christian Ruthenbeck: Ich hätte gern mal Mäuschen gespielt, wie der Ralf das macht. Auch in Gesprächen plaudert er nicht viel aus dem Nähkästchen. Er sagte aber, dass es eine homogene Veranstaltung sei. Man darf als Aufsichtsratsmitglied nicht alles herausposaunen, wie man es vielleicht möchte. Ich glaube, dass meine Meinung zu vielen Themen sich mit der Meinung eines großen Teils der Fans schneidet und deswegen würde ich diese Meinung offensiv in den Aufsichtsrat hineinbringen. Etwas anderes kann man nicht tun.
Außerdem ist es die Aufgabe, dass man die anderen Mitglieder über die Sitzungen über verschiedene Kanäle informiert, so wie der Ralf es momentan auch macht.
Jawattdenn.de: Was willst Du im Vergleich zum bisherigen Fanvertreter im Umgang mit Fans oder dem Verein ändern?
Christian Ruthenbeck: Da könnte man vielleicht noch etwas detaillierter beschreiben, was besprochen wird, was zuletzt nicht der Fall war. Allerdings war ich auch nicht dabei, und weiß auch nicht, was Ralf vielleicht gar nicht schreiben durfte. Ich würde es aber gerne etwas klarer formulieren. Ich habe eine andere Art zu reden als der Ralf. Ich denke, dass würde man anhand der Texte auch lesen. Ich würde klar sagen, was passiert, natürlich nur das, was ich auch sagen darf.
Jawattdenn.de: Wie stellst Du Dir die Kommunikation zwischen Dir und den RWE-Fans und Mitgliedern vor, um Anliegen einzuholen?
Christian Ruthenbeck: Ich würde mir aber auch aktiv Meinungen einholen. Ich führe als Stadionsprecher auf dem Rasen viele Gespräche und würde mir die Meinungen oder ein Feedback auch gerne anhören. Ich hätte auf der FFA-Seite gerne so einen Fanvertreter Kummerkasten, damit ich die Probleme direkt lese und höre, die es gibt. Da könnte man bei einer Aufsichtsratssitzung nicht alle Briefe vorlesen, aber mal ein oder zwei Meinungen beispielhaft vortragen, um das Gremium näher an die Faninteressen heranzubringen.
Ich will den Aufsichtsrat nicht angreifen, aber ich weiß nicht, ob alle dort wissen, wie der Fan auf der Westtribüne tickt. Am Ende gehört der Verein weder den elf Leuten im Aufsichtsrat oder der Geschäftsführung, sondern uns allen. Nur weil ein paar Schultern Entscheidungen treffen, heißt es nicht, dass die Meinungen der restlichen Fans nicht gehört zu werden brauchen.
Jawattdenn.de: Ein viel diskutiertes Thema ist die der Ausgliederung und der Hinzunahme eines (oder mehrerer) Investors. Wie stehst Du zu diesem Thema?
Christian Ruthenbeck: Das ist ein ekliges Thema, egal was man sagt. Ich bin kein Freund einer bedingungslosen Ausgliederung, zumal ich den Sinn einer Ausgliederung in Liga Vier nicht erkennen will. Wir verkaufen unser Tafelsilber doch nicht für wenig Geld, um eventuell aus der Schweineliga aufzusteigen. Ich will nicht, dass wir den Vereinsnamen umbenennen, aber auch von den Befürwortern will nicht jeder die Seele des Vereins verkaufen.
Ich sage aber auch nicht, dass es nur den e.V. und nichts anderes geben darf. Es gibt bestimmt Möglichkeiten, um auszugliedern, aber trotzdem sauber im Sinne der Fans dazustehen. Damit habe ich mich allerdings noch nicht hinreichend befasst. Viele Meinungen sind mir da zu schwarz/weiß. Ich glaube, dass es eine Mitte gibt, in der die Wahrheit liegt.
Ich glaube auch, dass sich noch niemand im Verein ausreichend damit auseinander gesetzt hat. Sascha Peljahn ist das beste Beispiel dafür, dass man sich Know-How und Finanzen in den Verein holen kann, ohne seine Seele dafür zu verkaufen.
Am Ende sollten alle mal zwei Schritte zurückgehen und wir sollten gemeinsam überlegen, unter welchen Bedingungen wir frühestens in Liga Drei ausgliedern, damit wir am Ende nicht so einen Ismaik oder Kühne hier sitzen haben, die ihre Vereine nicht zur Ruhe kommen lassen. Nebenbei: mir reicht es auch erst einmal, wenn RWE mittelfristig in die Zweite Bundesliga und nicht gleich in die Erste Liga kommt. Dafür braucht man im Prinzip keinen Investor, da man sich bis zur zweiten Liga auch so finanzieren kann. Und auch in der Zweiten Liga kann man sich gesund bewegen, wenn man die schwarze Null hält. Wenn manche Vereine es nicht schaffen, liegt es häufig an überzogenen Erwartungen, die bedient werden. Aber mit den Fernsehgeldern kann man sich auch ohne Investor gut in der Zweiten Liga halten. Das haben schon andere Vereine wie Darmstadt gezeigt. Das kann unser Verein auch schaffen.
Jawattdenn.de: Eine eindeutige Position „der Fans“ wird in der Frage nicht hergestellt werden können. Wovon würdest Du Deine Position in einer möglichen Abstimmung in so einem Fall abhängig machen?
Christian Ruthenbeck: Das Entscheidende hierbei ist, dass die Identität von Rot-Weiss Essen nicht einmal ansatzweise berührt werden darf. Ein Investor muss sich aus allen sportlichen Belangen heraushalten. Außerdem dürfen Verträge nicht so gestaltet sein, dass dem Verein von jetzt auf gleich der Hahn zugedreht werden kann, wie es in München passiert ist und wie es in Uerdingen schon mehrfach angedroht wurde. Es gibt auch kein gutes Bild ab, wenn ein Kühne in Hamburg wegen seines Geldes den Verein so in Unruhe bringt. Intern kann er gerne auf den Tisch hauen, aber auf diesem Weg ist es ein Unding. Das muss in einem sauberen Vertragskonstrukt vorher ausgeschlossen werden. Allem anderen würde ich niemals zustimmen.
Jawattdenn.de: Wo siehst Du momentan allgemein die größten „Baustellen“ von Rot-Weiss Essen?
Christian Ruthenbeck: Ich selbst bin kein Mitarbeiter, auch wenn ich auf dem Rasen stehe, sondern bin auf der Geschäftsstelle Gast. Ich habe mich mit vielen Leuten, die nah am Verein sind, unterhalten. Bei allem, was ich so höre, gibt es immer noch alte Zöpfe, die nicht abgeschnitten wurden, und immer noch zu viel Vereinsmeierei. Es ist nicht einfach, diese aufzudecken, weil man keinen Beweis für das, was einem gesagt wird, hat. Wenn ich im Aufsichtsrat wäre und so etwas mitbekommen würde, dann wird das auch ausgesprochen, damit es jeder weiß. Das bremst einen Verein aus und das haben wir in dieser Saison stark erlebt.
Eine weitere Baustelle ist die Mannschaft, die gerade auch komplett auseinander gerupft wird. Es sind bereits interessante neue Spieler wie Alexander Hahn da und ich freue mich auf diejenigen, die noch kommen.
Der neue sportliche Leiter wird es nicht einfach haben, weil er aus Oberhausen kommt, und sich dort nicht bemüht hat, Sympathien bei den RWE-Fans zu erzeugen, man denke an das letzte Pokalfinale. Er wird es schwer haben, weil die Fans ihm noch genauer auf die Finger schauen werden. Es ist ihm umso höher anzurechnen, dass er sich bei RWE beworben hat. Ich bin gespannt und traue ihm zu, dass er unbeeinflusst von Sympathie und Vitamin B eiskalt Entscheidungen trifft. Damit ist uns schon geholfen.
Jawattdenn.de: Was sind aus Deiner Sicht die wichtigsten aktuellen Fragestellungen für die Fans?
Christian Ruthenbeck: Die bereits besprochene Frage der Ausgliederung glüht allen Fans unter den Fingern. Ich habe aber das Gefühl, dass dieses Thema momentan gar keine hohe Gewichtung im Verein hat. Außerdem wollen alle wissen, wann wir mal wieder Fußball sehen, bei dem man sich nicht umdrehen und Bier trinken muss, sondern bei dem die Bude mal wieder voll wird und bei dem wir sehen, dass die Spieler sich den Arsch aufreißen. Das habe ich zuletzt vermisst, auch wenn der Trainer das anders sieht, wie er es gegen Viktoria formuliert hat. Nur weil die Spiele in Köln oder Oberhausen in Ordnung waren, war der Großteil der Rückrunde trotzdem grauenhaft. Das muss sich ändern, die Mannschaft muss das Stadion wieder vollspielen.
Jawattdenn.de: Die wichtigste Frage liegt dann außerhalb des Aufsichtsrats. Was ist in der kommenden Saison bei RWE möglich?
Christian Ruthenbeck: Ich bin kein Hellseher. Am Anfang der letzten Saison hat sich eine große Euphorie bei mir aufgebaut. Ich bin mit dem Gefühl durch die Stadt gegangen, dass diese Saison etwas passiert. Und am Ende kam der Griff ins Klo. Deswegen traue ich mir keine Prognose zu. Jörn Nowak bastelt gerade eine Truppe zusammen, von der kein Mensch erwarten darf, dass die sofort abliefert, auch wenn da geile Spieler drin sind. Bei so vielen neuen Spielern braucht es doch bis zum zehnten oder elften Spieltag, bis es eine homogene Truppe werden kann.
In der Vorbereitung findet sich keine Mannschaft, ich habe selber gespielt, sondern nur über Spiele. Deswegen kann das nicht schon am ersten Spieltag so sein. Ich rede nach den vielen verkackten Saisons nicht über den Aufstieg. Ich würde mich freuen, wenn wir das bekommen, wovon ich gerade gesprochen habe: elf Bengels auf dem Platz, die sich den Arsch aufreißen, die sich freuen mit der West Siege zu feiern. Das liegt in der Trainerhand und ist möglich und ich freue mich, wenn Karsten Neitzel das mit den Jungs hinbekommt.