"Helden von einst" Teil VII
Er war sechs Jahre lang in insgesamt 200 Spielen für RWE am Ball und zog im Mittelfeld die Strippen. Wir trafen uns mit ihm zum Plausch aus dem Nähkästchen, sprachen über Vergangenes, die Gegenwart und RWEs Zukunft. Aus der Serie „Helden von einst“ ist unser Gesprächspartner heute ein ganz bekannter: Detlef Laibach.
Jawattdenn.de:
Herr Laibach, was machen Sie heutzutage, wo sie nicht
mehr Fußballprofi sind?
Detlef Laibach:
Ich habe drei Einzelhandelsgeschäfte "Lotto
- Tabak - Presse", alle in Mülheim. Von
sportlicher Seite her spiele ich noch in der Traditionself
von RWE, die von Dieter Bast betreut wird. Wenn es
die Zeit zulässt, findet man mich auch noch hin
und wieder auf dem Tennisplatz.
Jawattdenn.de:
Wie ist denn der Kontakt zum Verein heute?
Detlef Laibach:
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe fast gar keinen
Kontakt mehr zum Verein. Klar, da gibt es noch den
Dieter Bast durch die Traditionself oder auch den
Freddy Bockholt, der damals mein Trainer beim ETB
war. Ich bin damals aber auch ein bisschen im Streit
vom Verein weggegangen. Da sind intern einige Sachen
vorgefallen, die ich gar nicht groß an die Glocke
gehängt habe.
Jawattdenn.de:
Was war passiert?
Detlef Laibach:
Das war in der Saison 88/89 unter Hans-Günther
Neues. Für mich, ganz ehrlich, der schlechteste
Trainer den Rot-Weiss je hatte - meine Meinung! Wobei
ich weiß, dass in der Mannschaft damals in der
Saison bestimmt 70 oder gar 80 % gegen den Trainer
waren. Im Prinzip haben wir die Saison damals nur
gerettet, weil Wattenscheid am letzten Spieltag Aschaffenburg
geschlagen hat. Wir haben es also noch nicht einmal
geschafft, uns aus eigener Kraft zu retten. Das lag
für mich aber zu 90 % am Trainer. Wir haben zu
schlecht trainiert wie ich finde. Wir haben nur Wert
auf Kraft und Ausdauer gelegt - ich glaube, der hat
nur geguckt, dass wir ganz, ganz dicke Beine haben.
Wie gesagt, Neues war für mich der schlechteste
Trainer und das habe ich, zu der Zeit war ich Kapitän,
dem Vorstand auch so mitgeteilt.
Mein Vertrag lief zu dieser Zeit aus und Hansi Wüst
war der Manager. Wir waren auch schon soweit, dass
wir einen Vertrag ausgehandelt hatten und ich für
zwei weitere Jahre hätte unterschreiben können.
Wir waren uns komplett einig. Nur ich habe gesagt:
"Ich bleibe nicht, wenn der Trainer bleibt, weil
ich weiß, das geht nicht gut." Und da hat
er natürlich darauf geantwortet, was eigentlich
auch richtig ist, er könne nicht einfach so den
Trainer rausschmeißen. Ich blieb aber bei meinem
Standpunkt: "Unter dem trainiere ich nicht mehr."
- denn da waren viele, viele Dinge, über die
ich öffentlich gar nicht reden möchte. Zum
Beispiel wie er manche Spieler behandelt hat, unter
anderem Willi Landgraf, aber mehr möchte ich
dazu nicht sagen. Da habe ich jedenfalls gesagt, ich
unterschreibe nicht.
Jawattdenn.de:
Gab es denn für sie als Kapitän keine Möglichkeit
mal mit dem Trainer über diese Ding zu reden?
Detlef Laibach:
Doch, doch. Ich hatte viele Gespräche mit dem
Trainer, wirklich sehr, sehr viele Gespräche,
aber die haben alle nicht gefruchtet. Die Gespräche
endeten dann so, dass ich bei ihm plötzlich linker
Verteidiger spielen musste, weil er mich aus der Mannschaft
haben wollte. Er hat es sich aber nie getraut mir
das ins Gesicht zu sagen - das konnte er nur bei den
jungen Leuten wie dem Willi Landgraf. Da hat er sich
getraut den Mund weit aufzureißen.
Jawattdenn.de:
Dann sind sie zum ETB gewechselt?
Detlef Laibach:
Ja, Fred Bockholt hat mit mir Kontakt aufgenommen
und mich gefragt, ob ich nicht bei ihm spielen will,
und da die damals eine recht gute Mannschaft hatten,
hatte ich zugesagt. Aber dann passierte das, was ich
schon vorher gesagt hatte: Hans-Günther Neues
wurde nach ein paar Spieltagen gefeuert, worauf hin
mich der Hansi Wüst noch mal angerufen hat. Früher
war es so, wenn man aus dem Profilager ins Amateurlager
wechselte, musste man einen Reamateurisierungsantrag
stellen, woraufhin man, ich glaube, drei Monate für
Pflichtspiele gesperrt wurde. Da Neues in dieser Zeit
gefeuert wurde, hat mich Hansi Wüst angerufen
und hat mich gefragt, ob ich nicht zurück kommen
würde. Das wäre möglich gewesen, da
ich noch kein Pflichtspiel für den ETB absolviert
hatte. Mit blutendem Herzen, wirklich mit blutendem
Herzen habe ich ihm gesagt: "Nee, mach ich nicht."
- eben weil ich Fred Bockholt schon mein Wort gegeben
hatte. Deswegen bin ich geblieben, auch wenn mir das
Herz geblutet hat, weil ich bin schon immer Rot-Weisser
gewesen.
Jawattdenn.de:
Wie lange haben Sie dann noch für den ETB gespielt?
Detlef Laibach:
Auch nur ein Jahr, denn das war überhaupt nicht
mein Ding vor 360 Zuschauern zu spielen. Wenn man
von Rot-Weiss zu Schwarz-Weiß kommt, ist das
schon eine riesige Umstellung und damit kam ich überhaupt
nicht klar und wollte eigentlich auch ganz mit Fußballspielen
aufhören. Aber ich bin dann doch nach Rot Weiß
Oberhausen gegangen, weil ein Kumpel von mir mich
überredet hatte. Damals spielten die in der Verbandsliga
und ich muss sagen, das war ähnlich wie Rot-Weiss
Essen. Alles ein bisschen kleiner zwar, aber ähnlich
vom Engagement von den Fans her. Das machte mir dann
schon wieder mehr Spaß und ich habe dann noch
zwei Jahre dort gespielt. Das war eine schöne
Zeit, zwar nicht zu vergleichen mit RWE, aber die
Zeit dort war auch ganz nett.
Jawattdenn.de:
Wann haben Sie, als Essener Junge, das erste Mal ein
Spiel von RWE gesehen?
Detlef Laibach:
Ich war das erste Mal da, das muss so 1966 gewesen
sein - Essen gegen Dortmund mit Werner Kik, Willi
Lippens, Helmut Littek - ich kannte alle in- und auswendig
und irgendwann habe ich mir gedacht, das wäre
schön wenn ich irgendwann mal selber da unten
stehen könnte und auf diesem Platz spielen dürfte.
Den Traum habe ich mir erfüllen können.
Jawattdenn.de:
In Ihrer ersten Saison bei RWE gab es das berühmte
Spiel gegen den ETB. Spitzenspiel, 30.000 Zuschauer
- wie haben sie das Spiel damals erlebt?
Detlef Laibach:
Das Spiel war ursprünglich, ich glaube, für
Februar angesetzt und zu der Zeit waren wir einige
Punkte hinter ETB. Das Spiel wurde dann allerdings
auf den Ostermontag verlegt und wir hatten Glück,
dass wir uns von Februar bis April rankämpfen
konnten. Zu diesem Zeitpunkt waren wir nur noch ein
Punkt hinter Schwarz-Weiß. Von daher passte
die Konstellation perfekt: wir Zweiter, die Erster
und mit einem Sieg konnten wir ETB als Tabellenführer
ablösen.
Damals hatten wir uns bei Heimspielen immer so zwei
Stunden vor Anpfiff getroffen und da hatten wir uns
schon auf der Fahrt zu Stadion gewundert. "Mein
Gott, was ist hier los?" Menschenmassen wohin
man hinschaute und alle wollten ins Stadion. Die Straßen
waren voll, die Bocholder war rappelvoll. So voll,
dass wir gucken mussten überhaupt pünktlich
zum Treffpunkt zu
kommen.
Und was ich so nie vergessen werde: Zu der Zeit hatten
wir uns vor dem Spiel immer in der Halle unter der
Tribüne warm gemacht, da hat Trainer Dieter Tartemann
drauf bestanden - erst dort warm machen, dann raus
auf den Platz. Putsche Helmig, war noch relativ frisch
und kam aus der Jugend, stellte er sich vor das Fenster
in der Turnhalle uns schaute auf die Gegengerade und
sagt, wirklich wortwörtlich: "Boaaaah, hier
ist ja schon voll, guck mal!" (lacht) Da mussten
wir ihn erst mal beruhigen. Ich sagte zu ihm: "Komm
Putsche, ist gut, jetzt mach dich warm." Aber
uns ging es ja nicht anders. Und als wir dann endlich
aufliefen und raus durften - da war klar für
jeden, es gibt nur ein Ziel: siegen und fighten bis
zum Umfallen! Das ist uns dann ja auch gelungen, ja,
das war schon ein tolles Erlebnis - an dem Tag passte
aber auch alles.
Jawattdenn.de:
Aber gereicht hat es am Ende für den Aufstieg
leider nicht?
Detlef Laibach:
Das ist ein bisschen dumm gelaufen, unter anderen
hatten wir Pech mit dem Torwart. Wir hatten nachher
einen Jugoslawen im Tor - ich weiß gar nicht
mehr wie der hieß - weil Norbert Nigbur sich
verletzt hatte. Ich glaub den Jugoslawen haben die
uns einfach nur als Torwart verkauft, das war wohl
ein Feldspieler. Als wir den dann hatten, konnte sich
keiner vorstellen, dass das ein Torwart war. Der wollte
Freistöße treten, der wollte alles machen,
nur nicht im Tor stehen. Aber daran alleine lag es
nicht, wir hatten auch Pech beim Start, haben direkt
zuhause 1:0 verloren, durch ein Eigentor gegen Osnabrück.
Und wenn man dann so startet ist es natürlich
schwer. Bei Eintracht Hamm haben wir dann glaube ich
auch vier Stück gekriegt, da waren wir einfach
zu überdreht und wollten sofort alles und dann
ging der Schuss nach hinten los. Das war dann zu schwer,
das wieder aufzuholen, zumal Osnabrück in dem
Jahr einfach zu stark war.
Jawattdenn.de:
Ein Jahr später klappte es dann mit Spielern
wie Pröpper, Putsche Helmig, Bast, Landgraf,
Neuhaus, Abramczik oder Regenbogen…
Detlef Laibach:
Ja genau. Danach die Saison war Horst Hrubresch Trainer,
da muss ich sagen der hat auch ein sehr gutes Training
gemacht, das hat schon Spaß gemacht, weil das
auch eine relativ entspannte Saison für uns war.
Wir waren nach unten relativ weit weg, nach oben haben
wir den Kontakt - leider - auch nicht herstellen können.
Man hatte zwar immer mal geliebäugelt mit einer
Serie, wie das nun mal so ist, aber letztendlich hatten
wir da keine Chance auf den Aufstieg. In der Oberliga
stand immer fest, wir müssen aufsteigen, und
da war so eine Saison nervlich nicht so anstrengend.
So eine Saison tat mal richtig gut. Die letzten drei,
vier Spiele waren echt locker, wir hatten einfach
nur noch Spaß am Fußball. Zuhause hatten
wir gegen Osnabrück 5:3 verloren, aber das war
trotzdem ein riesiges Fußballspiel, weil alle
Spaß richtig Spaß hatten. Wir wollten
nicht verlieren, aber wir wussten eben, diese Niederlage
kann uns nicht aus der Bahn werfen.
Im letzten Saisonspiel sind wir zu den Stuttgarter
Kickers gefahren. Beim Spiel vorher hatten einige
Leute schon vier gelbe Karten - die Jahre vorher hatten
wir vielleicht 10 Tage Urlaub, bedingt durch die Aufstiegsrunden
- und da hatten sich dann einige vor dem letzten Spiel
noch eine gelbe Karte geholt, damit sie nicht mit
nach Stuttgart mussten. So hatten die natürlich
ein paar Tage länger Urlaub (lacht). Und da wir
im letzten Spiel nicht mehr ganz so viele Spieler
hatten, wurde der Frank Kurth nachher als Feldspieler
eingewechselt und hatte einen riesigen Spaß
dabei. Beiden Mannschaften konnte ja nichts mehr passieren.
Das war im Prinzip eine Spaßfahrt für uns.
Jawattdenn.de:
Schauen Sie denn ab und zu heute noch bei Rot-Weiss
vorbei?
Detlef Laibach:
Wenn die Zeit es zulässt. Wenn Samstags gespielt
wird ist es halt schwer früh wegzukommen aus
dem Geschäft. Ab und an versuche ich es aber.
Dann kaufe ich mir aber auch meine Karte und rufe
nicht irgendwo an und sage, ich will eine Karte haben.
Ich will dann auch meine Ruhe haben, ich treffe dann
hier und da natürlich den einen oder anderen,
so wie Dieter Bast, mit dem ich dann auch quatsche,
keine Frage. Ich will da keine Vorteile vom Verein
haben, nur weil ich da mal gespielt habe - das war
nie mein Ding.
Jawattdenn.de:
Was halten sie denn davon, dass Rot-Weiss so wenig
auf ehemalige Spieler zugeht?
Detlef Laibach:
Das fand ich schon schade, als ich damals bei Schwarz-Weiß
aufhörte. Man hörte von rot-weisser-Seite
her gar nichts mehr. Wenn Dieter Bast nicht gewesen
wäre und mich gefragt hätte, ob ich nicht
Lust hätte in der Traditionsmannschaft zu spielen,
dann hätte ich wahrscheinlich gar keinen Kontakt
mehr. Schön ist das sicherlich nicht, aber wenn
die meinen das ist okay so, dann ist das so. Ich finde
es nicht okay. Nur mal als Beispiel: Bei dem Hallenturnier
(Sponsorencup, Anm. d. Redaktion), da kriegen wir
eine Urkunde , da stand mein Name drauf - Detlef mit
V, ich werde
mit F geschrieben, und Laibach mit E und H, also Leihbach.
Da habe ich dann auch nur gedacht, das kann nicht
angehen. Ich bin wahrlich kein penetranter Nörgler,
aber wenn schon, dann sollen sie meinen Namen richtig
schreiben, das kann so schwer nicht sein. Die Urkunde
habe ich dem anschließend auch wieder in die
Hand gedrückt. Oder ein Rolf Hempelmann zum Beispiel,
ich denke mal der kennt mich gar nicht.
Jawattdenn.de:
Könnten Sie sich den vorstellen einen Posten
bei RWE zu übernehmen? Zum Beispiel als Jugendtrainer?
Detlef Laibach:
Ja, das habe ich mir immer vorstellen können.
Die Jungs kommen dahin, weil das deren Hobby ist und
Spaß dran haben, das weiß ich ja selber
aus meiner Jugend - da habe ich praktisch neben dem
Ball geschlafen und das Erste, was man morgens gesehen
hat wenn man wach wurde, war was Rundes. Keine Frage,
Spaß machen würde mir das sicherlich. Ich
denke schon, dass man da viel häufiger auch mal
versuchen sollte auf die Leute zuzugehen, die damals
was gemacht haben für den Verein.
Jawattdenn.de:
Wenn sie heute noch mal 20 Jahre alt wären, hätten
sie noch eine Chance im modernen Fußball?
Detlef Laibach:
Das glaube ich schon…
Jawattdenn.de:
Willi Lippens sagte mal er würde es den jungen
Spielern von heute noch mal richtig zeigen…
Detlef Laibach:
Das könnte er ganz sicher. Der Fußball
ist zwar dynamischer geworden, und auch wenn es manchmal
nicht danach aussieht, er ist auch ein bisschen körperloser
geworden - das wird auch viel von der Presse hochgeschaukelt.
Zu unserer Zeit wurde das alles nicht so eng gesehen.
Damals gab es zwar auch ein paar Theatraliker, keine
Frage, aber im Moment nimmt das alles ein wenig Überhand
- nach einem Foul wird direkt die gelbe Karte gefordert.
Für mich wäre das schwierig in der heutigen
Zeit damit klarzukommen, aber sonst, rein fußballerisch
und konditionell, glaube ich schon, dass ich da mithalten
könnte. Ich glaube auch nicht, dass es viele
gibt aus meiner Zeit, die es nicht schaffen würden.
Das kann ich mir nicht vorstellen.
Jawattdenn.de:
Hatten Sie damals einen Lieblingsspieler oder Lieblingskollegen
bei RWE?
Detlef Laibach:
Was heißt Lieblingsspieler, also wir hatten
insgesamt eine recht gute Kameradschaft. Dirk Pusch
war mein Zimmerkollege bei Auswärtsspielen oder
in den Trainingslagern, den kann ich sicherlich nennen.
Oder mit Frank Kurth oder Uwe Neuhaus kam ich auch
sehr gut aus und wir waren sehr viel unterwegs und
haben viel gemeinsam gemacht. Mit Uwe Neuhaus habe
ich auch heute noch Kontakt. Nun, jetzt ein bisschen
weniger, weil er in Berlin trainiert. Auch Putsche
Helmig oder Oliver Koch - wir waren halt alle Essener,
kannten uns in Essen aus und sind öfter gemeinsam
weggegangen. Wie gesagt, die Kameradschaft war aber
allgemein ganz gut - einen speziellen Liebling kann
ich so nicht nennen. Aber wen ich noch klasse fand,
war der Jürgen Röber. Das war ein Klassetyp
und ein Sportler durch und durch, der hat den Fußball
gelebt und das merkte man richtig. Schade dass ich
ihn nicht mehr als Trainer erlebt habe, da war ich
schon weg von RWE.
Jawattdenn.de:
War diese Kameradschaft der Schlüssel zum Erfolg?
Detlef Laibach:
Das spielte sicherlich keine kleine Rolle, aber nicht
die entscheidende. Wichtiger ist, dass das Spielermaterial
stimmt und die Leute miteinander spielen können
und dass der Trainer passt. Wenn die Kameradschaft
stimmt, kann man sicherlich dadurch erfolgreicher
sein - das ist dann ohne Frage hilfreich. In den unteren
Ligen, Bezirksliga, Landesliga ist das aber sicherlich
wichtiger, weil das Gefüge in den kleineren Vereine
viel mehr zusammenhalten muss, damit er nicht auseinander
bricht. Bei einem großen Traditionsverein ist
die Kameradschaft der Ersten Mannschaft nicht ganz
so wichtig. Wenn die dort nicht stimmt, fällt
der Verein ja nicht gleich auseinander.
Jawattdenn.de:
Wenn sie sich die Zweite Liga von heute mal anschauen,
sind sie da etwas neidisch, wenn man sieht das dort
Vereine wie Kaiserslautern, Gladbach oder Köln
spielen? Hätten Sie mal gerne gegen die gespielt?
Detlef Laibach:
Das wäre schon spaßig gewesen, ja. Wir
hatten Hessen Kassel, Wattenscheid - na ja, da ist
es natürlich schöner gegen große Traditionsmannschaften
zu spielen - Mannschaften mit Namen halt.
Natürlich ist das schön wenn man plötzlich
gegen Gladbach spielen kann oder gegen Köln.
Aber das war damals halt nicht so und ich muss sagen,
leider Gottes, hat es für uns nie gereicht noch
eine Klasse höher zu gehen. Es macht natürlich
Spaß gegen solche Gegner, schon alleine wenn
man vor einer großen Kulisse aufläuft.
Jawattdenn.de:
Ist das nur Spaß oder auch Druck?
Detlef Laibach:
Beides. Man muss versuchen diesen Druck für sich
positiv umzusetzen. Ein bisschen scheuklappenmäßig.
Man hört das Publikum, man nimmt das war, aber
ich sage mal, dass muss vollkommen egal sein ob gegen
einen geschrieen oder gepfiffen wird, oder ob für
einen. Im Prinzip muss es für einen selber nur
wichtig sein, dass es laut ist - das muss Ansporn
sein. Das fand ich zum Beispiel immer klasse. Was
ich nie vergessen werde, ist das Aufstiegspiel in
Osnabrück. Die haben ja ein relativ kleines Stadion,
ich glaube knapp 18.000 passen da rein und das war
picke packe voll - hinzu kam Flutlicht, leichter Nieselregen
- also wie gemacht die Kulisse für Fußball.
Unter solchen Bedingungen kannst du laufen bis du
tot umfällst, ohne dass du es merkst. Auf jeden
Fall schrie das ganze Stadion, die eine Seite schrie
nur RWE, die andere nur VfL, man hörte wirklich
nur Krach und ich kann mich daran erinnern, dass wir
ein oder zwei Spielszenen hatten, wo wir den Schiedsrichter
gar nicht gehört hatten und wir zwei Minuten
weiter spielten. Wir hatten ganz einfach nichts anderes
gehört als den Krach der Fans. Das war einfach
genial. Wer da nicht läuft, wer da nicht wirklich
rennt bis zum Umfallen, das versteh ich nicht. Natürliches
Doping - so muss das sein.
Jawattdenn.de:
Das können aber nicht alle Spieler.
Detlef Laibach:
Nein, so ein Typ war zum Beispiel der Uwe Wegmann.
Wenn der auf der Gegengerade spielte und die haben
den schon nach dem ersten Fehlpass beschimpft, dann
war der total verunsichert.
Jawattdenn.de:
Vielleicht noch mal kurz zur Zukunft von RWE. Thema
Stadionneubau.
Detlef Laibach:
Wird von geredet. Ich hoffe, das wird jetzt auch endlich
mal durchgeführt, weil das ist einfach die Voraussetzung,
dass mal wieder was passiert bei RWE - dass der Verein
vielleicht dadurch interessanter wird für noch
mehr Sponsoren. Die werden wir wohl auch brauchen.
Leider Gottes wird viel zu viel Geld im Profifußball
ausgegeben, zu viel wie ich finde. Das sprengt mittlerweile
sämtliche Dimensionen. Es kann nicht sein, dass
jemand aus der Schule kommt, anschließend 50
Jahre arbeitet und nicht annähernd in seinem
Leben soviel Geld verdient hat, wie ein Profifußballer
in einer Saison! So etwas darf es einfach nicht geben
- aber das ist eine andere Geschichte. Wie gesagt,
dieser Stadionneubau muss kommen, dann hat RWE wieder
eine gute Perspektive für die Zukunft. Denn wo
wir jetzt stehen, ich sag immer noch wir, das ist
eigentlich schade - jetzt müssen wir noch bangen,
dass wir überhaupt die Qualifikation schaffen.
Jawattdenn.de:
Da wir schon bei der aktuellen Saison sind - zum Abschluss
noch kurz Ihren Tipp? Wo landet RWE am Ende?
Detlef Laibach:
Ich hoffe, dass sie die Qualifikation schaffen - aber
da geh ich von aus. Und auch wenn es fast schon gesponnen
ist, man gibt die Hoffnung nicht so leicht auf, vielleicht
schaffen sie gar noch den Sprung in die Zweite Liga.
Wobei, da spricht jetzt mehr mein rot-weisses Herz
als der Verstand (lacht).
Jawattdenn.de:
Vielen Dank für das Interview.
Das Interview führte Tim
Zähringer
Quelle Bilder und Autogrammkarten: www.rwe-autogramme-fm.de