Aktueller Stand der Bauarbeiten
Wir hatten gestern die Gelegenheit - unter Genehmigung des Bauherrn - die Baustelle des neuen Stadions zu besichtigen. Fotos und ein paar Gedankengänge zum alten und neuen Stadion bzw. den Diskussionen und Ideen, die überall im rot-weissen Umfeld dazu entstehen, findet ihr hier:
Impressionen einer rot-weissen Baustelle
Ein wenig Wehmut begleitet mich, als ich - mit Erlaubnis des Bauherrn -
über die Baustelle des neuen Stadions gehe. Denn an jeder Stelle, von
der ich über die Arbeiten gucke, ragt im Hintergrund das alte
Georg-Melches-Stadion empor. Schnell wird klar: Die Baustelle ist mehr
als nur Erde, Beton, Stahl und Schweiß. Sie ist Lehrer und Mahner,
Hoffnungsträger und Mutmacher. Und sie erinnert an das, was Rot-Weiss
Essen ausmacht.
Vor 14 Monaten mussten wir ein großes Plakat lesen. „Hier stirbt RWE“
stand darauf. Die Botschaft eines Nachbarn, der nie einer sein wird.
Steht man heute an genau der gleichen Stelle, wie damals dieser Spruch,
wird einem sehr schnell bewusst, was Rot-Weiss Essen wirklich ausmacht.
Denn wirft man von dort einen Blick in Richtung Westkurve, dann sieht
man den Beweis dafür, dass RWE eben nicht gestorben ist. Es ist nicht
schlimm, hinzufallen. Solange man wieder aufsteht. Und genau das hat RWE
getan. Der Verein lebt, dank eines kräftigen Herzens und einer Seele,
die wohl einzigartig im Weltfußball ist. Und er ist stärker als je
zuvor. Herz, Seele, Kraft. Eigenschaften, die viele andere Vereine nicht
oder nicht mehr haben.
Das neue Stadion, es nimmt langsam Konturen an. Die Bodenarbeiten sind
vielerorts beendet, an einigen Ecken geht es bereits an den Hochbau.
Erste Wände sind erkennbar, es geht voran. Bald schon werden auch die
Stadionbesucher hinter der neu auflebenden Westkurve den Fortschritt
sehen können. Ein Fingerzeig für den neuen RWE, der hier entsteht. Weg
vom Schmuddel-Image eines unseriös wirtschaftenden Vereins, hin zu einer
starken Marke und Aushängeschild des Essener Nordens.
Mit einem Gerücht müssen wir an dieser Stelle abschließen: Die Baukräne
sind, wie einige bestimmt schon bemerkt haben, in rot und weiß lackiert.
Dies liegt aber leider nicht daran, dass sie am Bau des neuen
RWE-Stadions beteiligt sind, sondern einzig an der Tatsache, dass die
Farben der Baufirma Köster ebenfalls rot und weiß sind. Ein glücklicher,
aber eben auch optisch klasse anzusehender Zufall.
Und dann kommt irgendwann das unvermeidbare, der Abschied von der Ruine.
Schon lange wissen wir, dass sie an allen Ecken und Enden bröckelt.
Schon lange drückt der DfB beide Augen zu, wenn RWE-Fans zu den
Heimspielen auf die Tribünen pilgern. Und trotzdem ist der Abschied
nicht leicht. Zu viele Emotionen stecken in den Gemäuern des
Georg-Melches-Stadions.
In vielen Gesprächen und Forenbeiträgen finden wir Ideen, welche
Gegenstände oder Teile des alten Stadions doch erhalten oder stehen
bleiben könnten. Angefangen von der Mauer zwischen Ost und Nord mit dem
„Rot-Weiss Essen“-Grafitti, die man doch bestimmt woanders hin
verschieben könnte, über einzelne oder alle drei Flutlichtmasten, die
doch stehen bleiben können bis hin zum Erhalt einer ganzen Tribüne ist
alles dabei. Die alte Haupttribüne kann doch unter Denkmalschutz
gestellt werden und damit stehenbleiben und anderweitig genutzt werden,
so eine aktuelle Idee eines Architekten und RWE-Fans aus Berlin.
Klar, einige Dinge könnten tatsächlich erhalten bleiben. Beispielsweise
einer der Flutlichtmasten, immerhin einmal der erste in Deutschland und
ein perfektes Objekt als Erinnerung an Georg Melches und sein Stadion.
Und die daran montierten Antennen müssten auch kein neues Zuhause
finden. Einzig auf ein paar Parkplätze müsste verzichtet werden und die
Wartung geklärt werden. Warum nicht?
Viele der anderen Ideen sind da schon schwieriger umzusetzen. Woran die
wenigsten denken: Wer finanziert die anfallenden Kosten? Und was
passiert in 20 Jahren, wenn beispielsweise eine stehengelassene Tribüne
kurz vor dem Zusammenbruch steht? Es ist also alles nicht so einfach,
wie es geschrieben oder ausgesprochen werden kann. Ideen gibt es viele,
doch alle müssen einer sorgfältigen Prüfung auf Realisierbarkeit
unterzogen werden.
Schon jetzt gibt es auch Anfragen für eine Nutzung des neuen Stadions.
Große Stars werden vermutlich weniger auf die neue Location in Essen
zurückgreifen, dafür ist sie dann doch ein wenig zu klein und es gibt zu
viele Alternativen in der näheren Umgebung, aber kleinere bis mittlere
Veranstaltungen können zukünftig neben dem Fußball bestimmt zusätzliche
Einnahmen sicherstellen. Hochzeiten oder Firmenveranstaltungen könnten
in der neuen Haupttribüne stattfinden. So denkt zum Beispiel ein
Autohaus darüber nach, neue Modelle dort ihren Vertriebsmitarbeitern zu
präsentieren. Außergewöhnliche Ideen, die von vielen kreativen und
klugen Köpfen in Essen generiert werden und uns zeigen, dass zum einen
die Wirtschaft in Essen lebt, und zum anderen auch RWE und das Stadion
als Partner wahr- und angenommen wird. Hut ab und vielen Dank dafür!
Und auch über eine Nutzung des Stadions für die Bundesligamannschaft der
Frauen der SG Essen-Schönebeck wird weiter spekuliert. Warum sollten
nicht auch sie von einem neuen, modernen Stadion profitieren? Wir würden
sogar noch weiter gehen: Warum nicht eine Eingliederung der Frauen
unter die Marke „Rot-Weiss Essen“? Für beide Vereine wäre dies eine
absolute Win-Win-Situation. Einerseits Bundesliga-Fußball im neuen
Stadion, andererseits unter einer starken Dachmarke. Das dürfte sowohl
ein Anreiz für Sponsor-Partner sein, als auch für mehr Zuschauer sorgen.
Und eine noch größere Bindung, da unterschiedliche Zielgruppen erreicht
werden, an den Verein. Wir von jawattdenn.de würden es sehr begrüßen,
hätten wir dann doch noch weitere Teams, über die wir regelmäßig
berichten könnten. Eine Frauenmannschaft mit Online-Fanzine wäre
vermutlich ebenfalls eine Premiere in Deutschland. Aber so sind wir
Essener eben: Einzigartig!