15.05.2011

Rot-Weiss Essen U23 - KFC Uerdingen 0:7 (0:5)


Uerdingen überrollt die Zwote

0:7 – mehr als das nackte Ergebnis – das übrigens auch leicht zweistellig hätte ausfallen können – erschreckte Besucher des Spieles unserer zweiten Mannschaft gegen den Aufstiegskandidaten KFC Uerdingen die Art und Weise, wie diese Niederlage zustande kam. Alles das, was unsere vor der Saison von der Zweiten zur ersten Mannschaft aufgewertete NRW-Liga-Truppe in diesem Jahr so sehr auszeichnete, ließ diese „Mannschaft“ vermissen: Kein Teamspirit, kein Kampf um jeden Ball, kein Spielverständnis und keine erkennbare Hierarchie mit einem Leitwolf, der den Ton vorgibt. Hier waren elf Einzelspieler am Werke, von denen keiner wusste, was der andere gerade wollte. „Helfer“ aus der Wrobel-Truppe wie Lenz wirkten fast wie Fremdkörper, andere schlicht ausgelaugt.

Okay, diese U23 wurde vor der Saison aus der puren Not geboren, in einem Casting zusammengestellt. Ein Opfer der Insolvenz, deren lange Schatten sich unbarmherzig über die U23 ausbreiteten. Zu allem Überfluss wurde die Zwote während der Saison immer wieder neu  zusammen gewürfelt. In den letzten Spielen halfen verstärkt Spieler aus der ersten Elf aus, um den drohenden Abstieg aus der  Niederrhein-Liga zu verhindern. Doch diese Akteure, durch die Einsätze in der NRW-Liga-Mannschaft physisch „am Anschlag“, konnten die Wende auch nicht erzwingen. Und erst recht nicht dabei helfen, ein festes  Mannschaftsgefüge entstehen zu lassen. Trotzdem – ein wenig mehr Einsatz hätte man sich heute von einigen Akteuren der U23 schon gewünscht. Schließlich ging es um nicht weniger als den Erhalt der Spielklasse.

Das Spiel vor rund 1.000 Zuschauern, darunter die Mehrheit aus Krefeld, entwickelte sich von Beginn an zu einer extrem einseitigen Angelegenheit. Schon nach drei Minuten brachte Ersan Tekkan Uerdingen mit einem sehenswerten Volleyschuss in Führung. Frenetisch bejubelt von einer stattlichen Zahl Gästefans, die sich von Block N der Nord stimmlich gut hervortaten und sogar eine nette kleine Choreo in Blau/Rot zustande brachten. Nachdem Lenz (15.) eine der wenigen Essener  Chancen vergab, erhöhte Jochen Hoefler auf 2:0. RWE-Keeper Niebuhr, der einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte, konnte zunächst noch gegen Albayrak klären. Doch dann glitt ihm die Kugel wieder aus den Händen, und der von RB Leipzig nach Uerdingen gekommene Torjäger (schon über 20 Treffer in dieser Saison) tunnelte den Keeper erfolgreich.

Nach der ersten Ecke für RWE sorgte Kerim Avci mit einem Distanzschuss (24.) für einen Hauch von Gefahr, doch postwendend setzte erneut Hoefler einen Schuss an den Pfosten. Zuvor hatte Schiri Mark Borsch jedoch auf Abseits entschieden.

Doch dauerte es nur bis zur 33. Minute, ehe die Uerdingen mit einem einzigen langen Pass die gesamte Essener Abwehr aushebelten und Hoefler, der im genau richtigen Zeitpunkt gestartet war, erneut (zum 0:3) einnetzte.

Nach der Gelben Karte für Julian Stöhr war es erneut an Tekkan, das fröhliche Taubenschießen fortzusetzen. Dem 0:4 (39.) vorausgegangen war ein einfacher Ballverlust von Schneider, der wie auch die übrigen Aushilfskräfte aus der Wrobel-Truppe nur wenige Akzente setzen konnten. Lucas Lenz gelang mehr oder weniger gar nichts, lediglich Avci mühte sich redlich und erspielte sich ein, zwei kleinere Chancen. 

Nur Sekunden vor dem Halbzeitpfiff fiel dann trotzdem noch das 0:5 durch einen direkt verwandelten Freistoß von Saban Ferati.

In der zweiten Halbzeit schalteten die Krefelder dann einen Gang zurück, während auch die vom neuen und etatmäßigen U17-Trainer  RWE-Trainer Marco Rudnik vorgenommenen Einwechslungen keine Qualitätssteigerung ins Essener Spiel brachten. Im Gegenteil besorgte Hoefler mit seinem dritten Treffer in der 52. Minute das 6:0, ehe Defensivmann Pinske in der 59. mit einem Kopfball fast das 7:0 gelungen wäre. Das erledigte dafür kurz darauf erneut Hoefler, (64.), nachdem er im 1:1-Nahkampf Jasmund überlistet hatte.

Dem in der 62. Minute eingewechselten Arda Yavuz gelang in der 87. Minute dann sogar fast noch das 0:8 – ehe Schiedsrichter Borsch ein Einsehen hatte und überpünktlich abpfiff.

Da Victoria Goch zeitgleich verlor, steht RWE trotz der desolaten Leistung zwar weiter auf einem Relegationsplatz. Doch während die Essener nur noch ein Spiel absolvieren, treten die Männer vom Niederrhein noch zweimal an. Bei nur zwei Punkten Vorsprung steht RWE daher eher am Abgrund denn am rettenden Ufer. Zugunsten einer weiterhin hochwertigen Nachwuchsarbeit wäre ein Abstieg in die Landesliga extrem schmerzhaft, zumal auch die U19 trotz guter Leistungen (6:0-Sieg an diesem Wochenende gegen den ETB) im Aufstiegsrennen zur Bundesliga wohl Oberhausen den Vortritt lassen muss.

Vor diesem Hintergrund erscheint die Meisterschaft in der NRW-Liga umso beeindruckender. Sie ist übrigens nach der 2:3-Niederlage von Windeck gegen Schermbeck RWE jetzt auch theoretisch nicht mehr zu nehmen. 

Thomas Imhof

RWE spielte mit: Niebuhr - Wiederhold (70. Atas), Jasmund, Schneider (46. Bartsch), Kusakci - Bednarek, Stöhr – Avci (76. Ivancicevic), Mambasa Asudi – El Said, Lenz