Rot-Weiss Essen U23 - KFC Uerdingen 0:7 (0:5)
Uerdingen überrollt die Zwote
0:7 – mehr als das nackte Ergebnis – das übrigens auch
leicht zweistellig hätte ausfallen können – erschreckte Besucher des Spieles
unserer zweiten Mannschaft gegen den Aufstiegskandidaten KFC Uerdingen die Art
und Weise, wie diese Niederlage zustande kam. Alles das, was unsere vor der
Saison von der Zweiten zur ersten Mannschaft aufgewertete NRW-Liga-Truppe in
diesem Jahr so sehr auszeichnete, ließ diese „Mannschaft“ vermissen: Kein
Teamspirit, kein Kampf um jeden Ball, kein Spielverständnis und keine
erkennbare Hierarchie mit einem Leitwolf, der den Ton vorgibt. Hier waren elf
Einzelspieler am Werke, von denen keiner wusste, was der andere gerade wollte.
„Helfer“ aus der Wrobel-Truppe wie Lenz wirkten fast wie Fremdkörper, andere schlicht
ausgelaugt.
Okay, diese U23 wurde vor der Saison aus der puren Not
geboren, in einem Casting zusammengestellt. Ein Opfer der Insolvenz, deren
lange Schatten sich unbarmherzig über die U23 ausbreiteten. Zu allem Überfluss
wurde die Zwote während der Saison immer wieder neu zusammen gewürfelt. In den letzten Spielen halfen
verstärkt Spieler aus der ersten Elf aus, um den drohenden Abstieg aus der Niederrhein-Liga zu verhindern. Doch diese Akteure,
durch die Einsätze in der NRW-Liga-Mannschaft physisch „am Anschlag“, konnten
die Wende auch nicht erzwingen. Und erst recht nicht dabei helfen, ein festes Mannschaftsgefüge entstehen zu lassen.
Trotzdem – ein wenig mehr Einsatz hätte man sich heute von einigen Akteuren der
U23 schon gewünscht. Schließlich ging es um nicht weniger als den Erhalt der
Spielklasse.
Das Spiel vor rund 1.000 Zuschauern, darunter die Mehrheit
aus Krefeld, entwickelte sich von Beginn an zu einer extrem einseitigen
Angelegenheit. Schon nach drei Minuten brachte Ersan Tekkan Uerdingen mit einem
sehenswerten Volleyschuss in Führung. Frenetisch bejubelt von einer stattlichen
Zahl Gästefans, die sich von Block N der Nord stimmlich gut hervortaten und
sogar eine nette kleine Choreo in Blau/Rot zustande brachten. Nachdem Lenz
(15.) eine der wenigen Essener Chancen
vergab, erhöhte Jochen Hoefler auf 2:0. RWE-Keeper Niebuhr, der einen
rabenschwarzen Tag erwischt hatte, konnte zunächst noch gegen Albayrak klären.
Doch dann glitt ihm die Kugel wieder aus den Händen, und der von RB Leipzig
nach Uerdingen gekommene Torjäger (schon über 20 Treffer in dieser Saison)
tunnelte den Keeper erfolgreich.
Nach der ersten Ecke für RWE sorgte Kerim Avci mit einem
Distanzschuss (24.) für einen Hauch von Gefahr, doch postwendend setzte erneut
Hoefler einen Schuss an den Pfosten. Zuvor hatte Schiri Mark Borsch jedoch auf Abseits
entschieden.
Doch dauerte es nur bis zur 33. Minute, ehe die Uerdingen
mit einem einzigen langen Pass die gesamte Essener Abwehr aushebelten und Hoefler,
der im genau richtigen Zeitpunkt gestartet war, erneut (zum 0:3) einnetzte.
Nach der Gelben Karte für Julian Stöhr war es erneut an
Tekkan, das fröhliche Taubenschießen fortzusetzen. Dem 0:4 (39.) vorausgegangen
war ein einfacher Ballverlust von Schneider, der wie auch die übrigen
Aushilfskräfte aus der Wrobel-Truppe nur wenige Akzente setzen konnten. Lucas Lenz
gelang mehr oder weniger gar nichts, lediglich Avci mühte sich redlich und erspielte
sich ein, zwei kleinere Chancen.
Nur Sekunden vor dem Halbzeitpfiff fiel dann trotzdem noch
das 0:5 durch einen direkt verwandelten Freistoß von Saban Ferati.
In der zweiten Halbzeit schalteten die Krefelder dann einen
Gang zurück, während auch die vom neuen und etatmäßigen U17-Trainer RWE-Trainer Marco Rudnik vorgenommenen
Einwechslungen keine Qualitätssteigerung ins Essener Spiel brachten. Im
Gegenteil besorgte Hoefler mit seinem dritten Treffer in der 52. Minute das 6:0,
ehe Defensivmann Pinske in der 59. mit einem Kopfball fast das 7:0 gelungen
wäre. Das erledigte dafür kurz darauf erneut Hoefler, (64.), nachdem er im 1:1-Nahkampf
Jasmund überlistet hatte.
Dem in der 62. Minute eingewechselten Arda Yavuz gelang in
der 87. Minute dann sogar fast noch das 0:8 – ehe Schiedsrichter Borsch ein
Einsehen hatte und überpünktlich abpfiff.
Da Victoria Goch zeitgleich verlor, steht RWE trotz der
desolaten Leistung zwar weiter auf einem Relegationsplatz. Doch während die
Essener nur noch ein Spiel absolvieren, treten die Männer vom Niederrhein noch
zweimal an. Bei nur zwei Punkten Vorsprung steht RWE daher eher am Abgrund denn
am rettenden Ufer. Zugunsten einer weiterhin hochwertigen Nachwuchsarbeit wäre
ein Abstieg in die Landesliga extrem schmerzhaft, zumal auch die U19 trotz
guter Leistungen (6:0-Sieg an diesem Wochenende gegen den ETB) im Aufstiegsrennen
zur Bundesliga wohl Oberhausen den Vortritt lassen muss.
Vor diesem Hintergrund erscheint die Meisterschaft in der
NRW-Liga umso beeindruckender. Sie ist übrigens nach der 2:3-Niederlage von
Windeck gegen Schermbeck RWE jetzt auch theoretisch nicht mehr zu nehmen.
Thomas Imhof
RWE spielte mit: Niebuhr - Wiederhold (70. Atas), Jasmund, Schneider
(46. Bartsch), Kusakci - Bednarek, Stöhr – Avci (76. Ivancicevic),
Mambasa Asudi – El Said, Lenz